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== '''Abstract''' ==
== '''Abstract''' ==
Das Kauapparat-System, das Zähne, Okklusion, Muskeln, Gelenke sowie das zentrale und periphere Nervensystem umfasst, wird zunehmend als ein komplexes System verstanden und nicht nur als ein einfacher biomechanischer Mechanismus. Diese Perspektivenänderung steht im Einklang mit den Phasen der Paradigmenwechsel von Thomas Kuhn, bei denen Anomalien in traditionellen Modellen die Suche nach neuen Paradigmen auslösen. Im Kontext von Masticationpedia entsteht ein neuer interdisziplinärer Ansatz zur Diagnose und Behandlung von Malokklusionen, der sich auf "Okklusale Dysmorphien" anstatt auf "Malokklusionen" konzentriert. Jüngste Fortschritte in elektrophysiologischen Tests, wie motorisch evozierte Potenziale und mandibuläre Reflexe, zeigen eine funktionelle Symmetrie im Kauapparat-System, selbst bei Patienten mit okklusalen Diskrepanzen. Diese Entdeckung stellt das traditionelle Verständnis von Malokklusionen in Frage und deutet darauf hin, dass neuromuskuläre Dynamiken eine entscheidende Rolle bei der Aufrechterhaltung der Kau-Funktion spielen. Folglich sind interdisziplinäre Diagnosen erforderlich, die sowohl okklusale als auch neuromuskuläre Faktoren berücksichtigen, um eine genaue Diagnose und eine effektive Behandlung zu gewährleisten.
Das Kauapparat-System, das Zähne, Okklusion, Muskeln, Gelenke und das zentrale und periphere Nervensystem umfasst, wird zunehmend als ein komplexes System verstanden und nicht nur als ein einfacher biomechanischer Mechanismus. Diese Perspektivenänderung steht im Einklang mit den Phasen der Paradigmenwechsel von Thomas Kuhn, bei denen Anomalien in traditionellen Modellen die Suche nach neuen Paradigmen auslösen. Im Kontext von Masticationpedia entsteht ein neuer interdisziplinärer Ansatz zur Diagnose und Behandlung von Malokklusionen, der sich auf "Okklusale Dysmorphien" anstelle von "Malokklusionen" konzentriert. Jüngste Fortschritte in elektrophysiologischen Tests, wie motorisch evozierte Potenziale und mandibuläre Reflexe, zeigen eine funktionelle Symmetrie im Kauapparat, selbst bei Patienten mit okklusalen Diskrepanzen. Diese Entdeckung stellt das traditionelle Verständnis von Malokklusionen in Frage und deutet darauf hin, dass neuromuskuläre Dynamiken eine entscheidende Rolle bei der Aufrechterhaltung der Kau-Funktion spielen. Folglich sind interdisziplinäre Diagnosen erforderlich, die sowohl okklusale als auch neuromuskuläre Faktoren berücksichtigen, um eine genaue Diagnose und eine wirksame Behandlung zu gewährleisten.


Dieser Paradigmenwechsel hat Auswirkungen auf die aktuellen rehabilitativen Therapien, einschließlich Kieferorthopädie und Prothetik, die sich traditionell auf die Erreichung der okklusalen Stabilität konzentriert haben. Das Verständnis des Kauapparat-Systems als ein komplexes System erfordert jedoch einen integrativen Ansatz, der sowohl ästhetische als auch neurophysiologische Faktoren einbezieht, um Rückfälle zu verhindern und eine langfristige funktionelle Stabilität zu erreichen. Das aufstrebende Feld der OrthoNeuroGnathodontischen Behandlungen exemplifiziert diesen interdisziplinären Ansatz und bietet innovative Strategien zur Bewältigung von Kau-Störungen.
Dieser Paradigmenwechsel hat Auswirkungen auf die aktuellen rehabilitativen Therapien, einschließlich Kieferorthopädie und Prothetik, die sich traditionell auf die Erreichung der okklusalen Stabilität konzentriert haben. Das Kauapparat-System als komplexes System zu betrachten, erfordert jedoch einen integrativen Ansatz, der sowohl ästhetische als auch neurophysiologische Faktoren einbezieht, um Rückfälle zu verhindern und eine langfristige funktionale Stabilität zu erreichen. Das aufstrebende Feld der OrthoNeuroGnathodontischen Behandlungen veranschaulicht diesen interdisziplinären Ansatz und bietet innovative Strategien zur Bewältigung von Kau-Störungen.


Durch die Betrachtung des Kauapparat-Systems durch die Linse der Komplexitätswissenschaft kann die Zahnmedizin ihr Verständnis von okklusaler Stabilität und Dysfunktion erweitern, was letztendlich zu neuen Behandlungsparadigmen führt, die die Ergebnisse für die Patienten verbessern. Dieses neue Modell ersetzt nicht die traditionellen Behandlungen, sondern versucht, sie mit einer breiteren interdisziplinären Perspektive zu bereichern, die im Einklang mit der Entwicklung der Wissenschaft der Kau-Rehabilitation steht.
Durch die Betrachtung des Kauapparat-Systems durch die Linse der Komplexitätswissenschaft kann die Zahnmedizin ihr Verständnis von okklusaler Stabilität und Dysfunktion erweitern, was letztendlich zu neuen Behandlungsparadigmen führt, die die Ergebnisse für die Patienten verbessern. Dieses neue Modell ersetzt nicht die traditionellen Behandlungen, sondern versucht, sie mit einer breiteren interdisziplinären Perspektive zu bereichern, die im Einklang mit der Entwicklung der Wissenschaft der Kau-Rehabilitation steht.


<div class="mw-collapsible mw-collapsed" style="border: 2px solid #4a90e2; padding: 15px; background: #eef5ff; font-size: 95%; border-radius: 10px; box-shadow: 0 2px 6px rgba(0,0,0,0.1);">
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<p style="margin-bottom: 8px;">Die klinische Enzyklopädie, die der <b>Kau-Rehabilitation</b> gewidmet ist, lädt Sie ein, Artikel zu den folgenden Schlüsselthemen vorzuschlagen, um der philosophisch-wissenschaftlichen 'Mission' von Masticationpedia treu zu bleiben:</p>
<p style="margin-bottom: 8px;">Die klinische Enzyklopädie, die der <b>Kau-Rehabilitation</b> gewidmet ist, lädt dich ein, Artikel zu den folgenden Schlüsselthemen vorzuschlagen, um der philosophisch-wissenschaftlichen 'Mission' von Masticationpedia treu zu bleiben:</p>


* Kauapparat-System
* Kauapparat-System
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* Rückfälle
* Rückfälle
* Komplexitätswissenschaft
* Komplexitätswissenschaft
* komplexe klinische Fälle
* Komplexe klinische Fälle


👨‍⚕️ Wenn Sie ein visionärer Kliniker oder Forscher sind, beginnen Sie Ihre Veröffentlichung <b>[[For Authors|hier]]</b><br>
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===Die Phasen des Paradigmenwechsels nach Thomas Kuhn===
===Die Phasen des Paradigmenwechsels nach Thomas Kuhn===


In den letzten hundert Jahren haben technologische und methodologische Innovationen {{Tooltip|<sup>[2]</sup>|<ref>{{cita libro|autore=Heft MW|autore2=Fox CH|autore3=Duncan RP|titolo=Assessing the Translation of Research and Innovation into Dental Practice|url=https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/31590599|anno=2019|opera=JDR Clin Trans Res|DOI=10.1177/2380084419879391}}</ref>|<small>🧪 Querschnittsstudie, die die zahnmedizinischen Innovationen der letzten 30 Jahre analysiert und diejenigen identifiziert, die laut praktizierenden Zahnärzten die Patientenversorgung am meisten beeinflusst haben. 🧬 Dreißig Experten der Internationalen Vereinigung für Zahnmedizinische Forschung wählten die relevantesten Innovationen aus, die dann mittels Fragebogen an US-amerikanische Zahnärzte, die vor 1995 ihren Abschluss gemacht hatten und mehr als 50 % ihrer Zeit klinisch tätig waren, weitergegeben wurden. 🧩 Die am häufigsten genannten Innovationen waren Adhäsivmaterialien (74,5 %), Zahnimplantate (71,9 %), direkte Bonding-Techniken (71,2 %), Vergrößerungslupen (54,7 %), universelle Infektionskontrollmaßnahmen (48,6 %) und digitale Bildgebung (46,0 %), mit Unterschieden zwischen Allgemein- und Fachzahnärzten: Oralchirurgen und Parodontologen (OMSPER) bevorzugten auch CBCT (74 %) und regenerative Techniken (68 %). Allgemeiner Konsens bestand über die Bedeutung von Implantaten, Bildgebung, Lupen und universellen Vorsichtsmaßnahmen; Allgemeinzahnärzte schätzten Adhäsivmaterialien und Bonding, während Fachzahnärzte CBCT und Gewebetechnik nannten. 📌 Die Studie kommt zu dem Schluss, dass Innovationen mit direktem klinischem Einfluss als die entscheidendsten wahrgenommen werden, und schlägt vor, dass zukünftige Forschung auch die Kosteneffizienz und die Wahrnehmung der Patienten berücksichtigt.</small>|}} exponentiell zugenommen, auch in der Zahnmedizin. Diese Entwicklungen haben einen signifikanten Einfluss auf die klinische Entscheidungsfindung, die Denkschulen und die Grundprinzipien der Disziplin gehabt, mit dem ausdrücklichen Ziel, die Lebensqualität zu verbessern. Ein emblematisches Beispiel ist die Vision, die in der "Exposure Science im 21. Jahrhundert"{{Tooltip|<sup>[3]</sup>|<ref>{{cita libro
In den letzten hundert Jahren haben technologische und methodologische Innovationen {{Tooltip|<sup>[2]</sup>|<ref>{{cita libro|autore=Heft MW|autore2=Fox CH|autore3=Duncan RP|titolo=Assessing the Translation of Research and Innovation into Dental Practice|url=https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/31590599|anno=2019|opera=JDR Clin Trans Res|DOI=10.1177/2380084419879391}}</ref>|<small>🧪 Querschnittsstudie, die die zahnmedizinischen Innovationen der letzten 30 Jahre analysiert und diejenigen identifiziert, die laut praktizierenden Zahnärzten die Patientenversorgung am meisten beeinflusst haben. 🧬 Dreißig Experten der Internationalen Vereinigung für Zahnärztliche Forschung wählten die relevantesten Innovationen aus, die dann über einen Fragebogen an US-Zahnärzte, die vor 1995 ihren Abschluss gemacht hatten und mehr als 50 % ihrer Zeit klinisch tätig waren, weitergegeben wurden. 🧩 Die am häufigsten genannten Innovationen waren Adhäsivmaterialien (74,5 %), Zahnimplantate (71,9 %), direkte Verklebung (71,2 %), Lupenbrillen (54,7 %), universelle Infektionskontrollmaßnahmen (48,6 %) und digitale Bildgebung (46,0 %), mit Unterschieden zwischen Allgemein- und Fachzahnärzten: Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgen sowie Parodontologen (OMSPER) bevorzugten auch CBCT (74 %) und regenerative Techniken (68 %). Allgemeiner Konsens bestand über die Bedeutung von Implantaten, Bildgebung, Lupen und universellen Vorsichtsmaßnahmen; Allgemeinzahnärzte schätzten Adhäsivmaterialien und Verklebung, während Fachzahnärzte CBCT und Gewebetechnik nannten. 📌 Die Studie kommt zu dem Schluss, dass Innovationen mit direktem klinischen Einfluss als die entscheidendsten wahrgenommen werden, und schlägt vor, dass zukünftige Forschung auch die Kosteneffizienz und die Wahrnehmung der Patienten berücksichtigt.</small>|}} exponentiell zugenommen, auch in der Zahnmedizin. Diese Entwicklungen haben einen erheblichen Einfluss auf die klinische Entscheidungsfindung, die Denkschulen und die Grundprinzipien der Disziplin gehabt, mit dem ausdrücklichen Ziel, die Lebensqualität zu verbessern. Ein emblematisches Beispiel ist die Vision, die in der "Wissenschaft der Exposition im 21. Jahrhundert" vorgeschlagen wird{{Tooltip|<sup>[3]</sup>|<ref>{{cita libro
  | titolo = Exposure Science in the 21st Century. A Vision and a Strategy
  | titolo = Exposure Science in the 21st Century. A Vision and a Strategy
  | url = https://www.ncbi.nlm.nih.gov/books/NBK206806/pdf/Bookshelf_NBK206806.pdf
  | url = https://www.ncbi.nlm.nih.gov/books/NBK206806/pdf/Bookshelf_NBK206806.pdf
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  | anno = 2012
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  | ISBN = 0-309-26468-5
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}}</ref>|<small>Das Dokument "Exposure Science in the 21st Century: A Vision and a Strategy" (2012) der National Academy of Sciences schlägt eine erneuerte Vision der Expositionswissenschaft vor, um den aufkommenden Herausforderungen für die menschliche und Umweltgesundheit zu begegnen. 🧠 Was ist Expositionswissenschaft? Die Expositionswissenschaft untersucht den Kontakt zwischen Menschen oder anderen Organismen und Umweltfaktoren (chemisch, physikalisch oder biologisch), analysiert die Dauer, Intensität und Auswirkungen solcher Expositionen. Diese Disziplin ist grundlegend, um zu verstehen, wie Umweltstressoren die Gesundheit beeinflussen, und um Präventions- und Minderungsstrategien zu entwickeln. 🌐 Die vorgeschlagene Vision: das "Öko-Exposom" Das Konzept des "Öko-Exposoms" erweitert die Expositionswissenschaft vom Kontaktpunkt zwischen Stressor und Rezeptor innerhalb des Organismus und der umgebenden Umwelt, einschließlich der Ökosphäre. 🔬 '''Technologische Innovationen und strategische Kooperationen''': Das Dokument hebt technologische Fortschritte wie fortschrittliche Umweltsensoren, analytische Methoden, molekulare Technologien und computergestützte Werkzeuge hervor, die neue Möglichkeiten bieten, genauere und umfassendere Daten über Expositionen zu sammeln. 🛠️ Umsetzung der Vision: Um diese Vision zu verwirklichen, ist es notwendig: Standardisierte und nicht zielgerichtete Methoden zur Sammlung von Informationen über Expositionen zu entwickeln. 🎯 Langfristige Ziele: Das Endziel ist es, die Expositionswissenschaft zu nutzen, um: Expositionen gegenüber aufkommenden Bedrohungen schnell zu bewerten und zu mindern. 📌 Zusammengefasst schlägt das Dokument eine Transformation der Expositionswissenschaft vor, von einem auf einzelne Stressoren fokussierten Ansatz zu einer integrierten und ganzheitlichen Vision, um den Umwelt- und Gesundheitsherausforderungen des 21. Jahrhunderts zu begegnen.</small>}}
}}</ref>|<small>Das Dokument "Exposure Science in the 21st Century: A Vision and a Strategy" (2012) der National Academy of Sciences schlägt eine erneuerte Vision der Expositionswissenschaft vor, mit dem Ziel, den aufkommenden Herausforderungen für die menschliche und Umweltgesundheit zu begegnen. 🧠 Was ist Expositionswissenschaft? Die Expositionswissenschaft untersucht den Kontakt zwischen Menschen oder anderen Organismen und Umweltfaktoren (chemisch, physikalisch oder biologisch), analysiert die Dauer, Intensität und Auswirkungen solcher Expositionen. Diese Disziplin ist grundlegend, um zu verstehen, wie Umweltstressoren die Gesundheit beeinflussen, und um Präventions- und Minderungsstrategien zu entwickeln. 🌐 Die vorgeschlagene Vision: das "Öko-Exposom" Das Konzept des "Öko-Exposoms" erweitert die Expositionswissenschaft vom Kontaktpunkt zwischen Stressor und Rezeptor innerhalb des Organismus und der umgebenden Umwelt, einschließlich der Ökosphäre. 🔬 '''Technologische Innovationen und strategische Kooperationen''': Das Dokument hebt technologische Fortschritte wie fortschrittliche Umweltsensoren, analytische Methoden, molekulare Technologien und computergestützte Werkzeuge hervor, die neue Möglichkeiten bieten, genauere und umfassendere Daten über Expositionen zu sammeln. 🛠️ Umsetzung der Vision: Um diese Vision zu verwirklichen, ist es notwendig: Standardisierte und nicht zielgerichtete Methoden zur Sammlung von Informationen über Expositionen zu entwickeln. 🎯 Langfristige Ziele: Das Endziel ist es, die Expositionswissenschaft zu nutzen, um: Expositionen gegenüber aufkommenden Bedrohungen schnell zu bewerten und zu mindern. 📌 Zusammengefasst schlägt das Dokument eine Transformation der Expositionswissenschaft vor, von einem auf einzelne Stressoren fokussierten Ansatz zu einer integrierten und ganzheitlichen Vision, um den Umwelt- und Gesundheitsherausforderungen des 21. Jahrhunderts zu begegnen.</small>}}


Diese beschleunigte Entwicklung ist jedoch nicht ohne konzeptionelle Nebenwirkungen. Einige dieser Effekte können mehrdeutig sein, wenn nicht sogar dem scheinbaren Fortschritt widersprechen, und klinische und wissenschaftliche Paradoxien erzeugen.{{Tooltip|<sup>[4]</sup>|<ref>{{cita libro
Diese beschleunigte Entwicklung ist jedoch nicht ohne konzeptionelle Nebenwirkungen. Einige dieser Effekte können mehrdeutig sein, wenn nicht sogar dem scheinbaren Fortschritt entgegenstehen, und klinische und wissenschaftliche Paradoxien erzeugen.{{Tooltip|<sup>[4]</sup>|<ref>{{cita libro
  | autore = Liu L
  | autore = Liu L
  | autore2 = Li Y
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  | città = Barcelona
  | città = Barcelona
  | DOI = 10.1358/dot.2014.50.1.2076506
  | DOI = 10.1358/dot.2014.50.1.2076506
}}</ref>|<small>Monoklonale Antikörper (MAbs) haben eine neue Ära der zielgerichteten Therapien eingeläutet, insbesondere in den Bereichen der Immuntherapie und Onkologie. MAbs wurden von murinen Antikörpern bis hin zu vollständig menschlichen Antikörpern entwickelt, mit signifikanten Verbesserungen in Bezug auf Immunogenität und Sicherheit. Dennoch steht die Sicherheit dieser Wirkstoffe im Fokus, da Nebenwirkungen im Zusammenhang mit ihrer Anwendung gemeldet wurden. Diese Nebenwirkungen haben das Vertrauen vieler Forscher in MAbs erschüttert. 🧠 Diese Übersicht fasst umfassend die Nebenwirkungen von MAbs im klinischen Einsatz zusammen und hebt die Prävention und das Management von Nebenwirkungen hervor. Obwohl viele MAbs gut verträglich sind und ständig neue MAbs entwickelt werden, ist es schwierig zu garantieren, dass jede neue Formulierung völlig sicher ist. Der klinische Einsatz von MAbs wird in Zukunft vor immer größeren Herausforderungen stehen. Ärzte sollten wachsam gegenüber potenziell lebensbedrohlichen Nebenwirkungen sein und diese so schnell wie möglich behandeln.</small>|}}
}}</ref>|<small>Monoklonale Antikörper (MAbs) haben eine neue Ära der zielgerichteten Therapien eingeläutet, insbesondere in den Bereichen Immuntherapie und Onkologie. MAbs wurden von murinen Antikörpern bis hin zu vollständig menschlichen Antikörpern entwickelt, mit erheblichen Verbesserungen in Bezug auf Immunogenität und Sicherheit. Dennoch steht die Sicherheit dieser Wirkstoffe im Fokus, da Nebenwirkungen im Zusammenhang mit ihrer Anwendung gemeldet wurden. Diese Nebenwirkungen haben das Vertrauen vieler Forscher in MAbs erschüttert. 🧠 Diese Übersicht fasst die Nebenwirkungen von MAbs im klinischen Einsatz umfassend zusammen und hebt die Prävention und das Management von unerwünschten Reaktionen hervor. Obwohl viele MAbs gut verträglich sind und ständig neue MAbs entwickelt werden, ist es schwierig zu garantieren, dass jede neue Formulierung völlig sicher ist. Der klinische Einsatz von MAbs wird in Zukunft vor immer größeren Herausforderungen stehen. Ärzte sollten wachsam gegenüber potenziell lebensbedrohlichen Nebenwirkungen sein und diese so schnell wie möglich behandeln.</small>|}}


Solche Mehrdeutigkeiten sind jedoch nicht ein Zeichen der Schwäche des gesamten epistemologischen Gebäudes, sondern ein Symptom eines reifen Systems, das seine eigenen Grenzen erkennt und nach einer Paradigmenentwicklung sucht, wie von Thomas Kuhn in seiner berühmten Theorie über die Entwicklung der Wissenschaft beschrieben.
Solche Mehrdeutigkeiten sind jedoch nicht ein Zeichen der Schwäche des gesamten epistemologischen Gebäudes, sondern ein Symptom eines reifen Systems, das seine eigenen Grenzen erkennt und eine Paradigmenentwicklung anstrebt, wie sie von Thomas Kuhn in seiner berühmten Theorie über die Entwicklung der Wissenschaft beschrieben wird.


====Die Phasen von Kuhn in der Zahnmedizin====
====Die Phasen von Kuhn in der Zahnmedizin====


Thomas Kuhn identifiziert fünf verschiedene Phasen in der Entwicklung eines wissenschaftlichen Paradigmas. In Masticationpedia konzentrieren wir uns auf die drei relevantesten, die am besten zur Entwicklung der rehabilitativen Kauwissenschaft passen.
Thomas Kuhn identifiziert fünf verschiedene Phasen in der Entwicklung eines wissenschaftlichen Paradigmas. In Masticationpedia konzentrieren wir uns auf die drei relevantesten, die sich am besten an die Entwicklung der rehabilitativen Kauwissenschaft anpassen.


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| <blockquote>'''Phase 2''' '''– Normale Wissenschaft''':<br>
| <blockquote>'''Phase 2 – Normale Wissenschaft''':<br>
In dieser Phase arbeiten die Forscher innerhalb eines akzeptierten Paradigmas und versuchen, spezifische Probleme zu lösen und das dominante Modell zu verfeinern. Es treten jedoch die ersten "Anomalien" auf, also Phänomene, die nicht vollständig zur aktuellen Theorie passen, was ein erstes Zeichen von Instabilität darstellt.</blockquote>
In dieser Phase arbeiten die Forscher innerhalb eines akzeptierten Paradigmas und versuchen, spezifische Probleme zu lösen und das dominierende Modell zu verfeinern. Es treten jedoch die ersten "Anomalien" auf, also Phänomene, die nicht vollständig zur aktuellen Theorie passen und ein erstes Zeichen von Instabilität erzeugen.</blockquote>
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| <blockquote>'''Phase 4 – Paradigmenkrise''':<br>
| <blockquote>'''Phase 4 – Paradigmenkrise''':<br>
Die Anomalien nehmen zu und beeinträchtigen das Vertrauen in das bestehende Paradigma. Es ist die Zeit der Krise: Die alten Theorien erklären die neuen Daten nicht mehr. In dieser Phase positioniert sich Masticationpedia kritisch und schlägt eine Überprüfung der traditionellen Okklusionsmodelle vor, was den Weg für die nächste Phase ebnet.</blockquote>
Die Anomalien nehmen zu und untergraben das Vertrauen in das bestehende Paradigma. Es ist die Zeit der Krise: Die alten Theorien erklären die neuen Daten nicht mehr. In dieser Phase positioniert sich Masticationpedia kritisch und schlägt eine Überprüfung der traditionellen Okklusionsmodelle vor, was den Weg zur nächsten Phase ebnet.</blockquote>
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| <blockquote>'''Phase 5 – Wissenschaftliche Revolution''':<br>
| <blockquote>'''Phase 5 – Wissenschaftliche Revolution''':<br>
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| align="center" |[[File:Duck-Rabbit illusion.jpg|203px|center]]
| align="center" |[[File:Duck-Rabbit illusion.jpg|203px|center]]
| width="250" |<small>''Kuhn benutzte optische Täuschungen, um zu zeigen, wie ein Paradigmenwechsel dazu führen kann, dass eine Person dieselben Informationen völlig anders wahrnimmt.''</small>
| width="250" |<small>''Kuhn benutzte optische Täuschungen, um zu zeigen, wie ein Paradigmenwechsel eine Person dazu bringen kann, dieselben Informationen völlig anders wahrzunehmen.''</small>
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'''Epistemologie''' (aus dem Griechischen ἐπιστήμη, epistēmē, „sicheres Wissen“ oder „Wissenschaft“, und λόγος, logos, „Diskurs“) ist der Zweig der Philosophie, der die notwendigen Bedingungen für den Erwerb wissenschaftlicher Erkenntnisse und die Methoden untersucht, durch die sie erreicht werden.{{Tooltip|<sup>[5]</sup>|<ref>Der Begriff wurde vom schottischen Philosophen [[Wpen:James Frederick Ferrier|James Frederick Ferrier]] in seinem ''Institutes of Metaphysic'' (1854) geprägt; siehe Internet Encyclopedia of Philosophy, ''[https://www.iep.utm.edu/ferrier/ James Frederick Ferrier (1808—1864)]''</ref>|<small>Der Begriff wurde vom schottischen Philosophen [[Wpen:James Frederick Ferrier|James Frederick Ferrier]] in seinem ''Institutes of Metaphysic'' (1854) geprägt; siehe Internet Encyclopedia of Philosophy, ''[https://www.iep.utm.edu/ferrier/ James Frederick Ferrier (1808—1864)]</small>|}}
'''Epistemologie''' (aus dem Griechischen ἐπιστήμη, epistēmē, „sicheres Wissen“ oder „Wissenschaft“, und λόγος, logos, „Rede“) ist der Zweig der Philosophie, der die notwendigen Bedingungen für den Erwerb wissenschaftlicher Kenntnisse und die Methoden untersucht, durch die sie erreicht werden.{{Tooltip|<sup>[5]</sup>|<ref>Der Begriff wurde vom schottischen Philosophen [[Wpen:James Frederick Ferrier|James Frederick Ferrier]] in seinem ''Institutes of Metaphysic'' (1854) geprägt; siehe Internet Encyclopedia of Philosophy, ''[https://www.iep.utm.edu/ferrier/ James Frederick Ferrier (1808—1864)]''</ref>|<small>Der Begriff wurde vom schottischen Philosophen [[Wpen:James Frederick Ferrier|James Frederick Ferrier]] in seinem ''Institutes of Metaphysic'' (1854) geprägt; siehe Internet Encyclopedia of Philosophy, ''[https://www.iep.utm.edu/ferrier/ James Frederick Ferrier (1808—1864)]</small>|}}


Insbesondere analysiert die Epistemologie die Grundlagen, die Gültigkeit und die Grenzen des wissenschaftlichen Wissens. In den englischsprachigen Ländern wird der Begriff "Epistemologie" oft als Synonym für Erkenntnistheorie oder Gnoseologie verwendet.
Insbesondere analysiert die Epistemologie die Grundlagen, die Gültigkeit und die Grenzen des wissenschaftlichen Wissens. In englischsprachigen Ländern wird der Begriff „Epistemologie“ oft als Synonym für Erkenntnistheorie oder Gnoseologie verwendet.


Das zentrale Problem der Epistemologie, heute wie zu Humes Zeiten,{{Tooltip|<sup>[6]</sup>|<ref>[[wikipedia:David_Hume|David Hume]] (1711–1776) war ein schottischer Philosoph.</ref>|<small>📌 David Hume, Sohn des Anwalts Joseph Home von Chirnside und von Katherine Falconer, Tochter des Präsidenten des Kollegiums der Justiz, wurde als drittes Kind in einem Palast auf der Nordseite des Lawnmarket in Edinburgh geboren. Obwohl er adliger Herkunft war, war seine Familie nicht sehr reich, und ihm wurde nur ein kleiner Teil ihres Vermögens zugewiesen. Er änderte seinen Nachnamen von Home zu Hume im Jahr 1734, um die schottische Aussprache auch in England besser beizubehalten.</small>}}{{Tooltip|<sup>[7]</sup>|<ref>{{cita libro
Das zentrale Problem der Epistemologie, heute wie zu Humes Zeiten,{{Tooltip|<sup>[6]</sup>|<ref>[[wikipedia:David_Hume|David Hume]] (1711–1776) war ein schottischer Philosoph.</ref>|<small>📌 David Hume, Sohn des Anwalts Joseph Home von Chirnside und Katherine Falconer, Tochter des Präsidenten des Justizkollegiums, wurde als drittes Kind in einem Palast auf der Nordseite des Lawnmarket in Edinburgh geboren. Obwohl von adliger Herkunft, war seine Familie nicht sehr reich, und ihm wurde nur ein kleiner Teil ihres Vermögens anvertraut. Er änderte seinen Nachnamen von Home zu Hume im Jahr 1734, um die schottische Aussprache auch in England besser beizubehalten.</small>}}{{Tooltip|<sup>[7]</sup>|<ref>{{cita libro
| autore = Srivastava S
| autore = Srivastava S
| titolo = Verifiability is a core principle of science
| titolo = Verifiability is a core principle of science
Riga 106: Riga 106:
| editore = Cambridge University Press
| editore = Cambridge University Press
| DOI = 10.1017/S0140525X18000869
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}}</ref>|<small>📌 Wissenschaftliches Wissen sollte überprüfbar sein. Replikationen fördern die Überprüfbarkeit auf verschiedene Weise. Am direktesten können Replikationen empirische Behauptungen bestätigen. Die Replikationsforschung fördert auch die Verbreitung der Informationen, die für andere Aspekte der Überprüfung erforderlich sind; sie schafft metawissenschaftliches Wissen darüber, welche Ergebnisse auch ohne Replikationen als glaubwürdig angesehen werden sollten; und sie stärkt eine breitere Norm, dass Wissenschaftler gegenseitig ihre Arbeit überprüfen müssen.</small>}} ist die Frage der Überprüfbarkeit.
}}</ref>|<small>📌 Wissenschaftliches Wissen sollte überprüfbar sein. Replikationen fördern die Überprüfbarkeit auf verschiedene Weise. Am direktesten können Replikationen empirische Behauptungen bestätigen. Die Replikationsforschung fördert auch die Verbreitung der für andere Aspekte der Überprüfung erforderlichen Informationen; sie schafft metawissenschaftliches Wissen darüber, welche Ergebnisse auch ohne Replikationen als glaubwürdig angesehen werden sollten; und sie stärkt eine breitere Norm, dass Wissenschaftler gegenseitig ihre Arbeit überprüfen müssen.</small>}} ist die Frage der Überprüfbarkeit.


Nach dem Hempel-Paradoxon bestätigt jedes Beispiel, das eine Theorie nicht widerlegt, diese. Dies wird in der Aussagenlogik wie folgt ausgedrückt:
Nach Hempel's Paradoxon bestätigt jedes Beispiel, das einer Theorie nicht widerspricht, diese. Dies wird in der Aussagenlogik wie folgt ausgedrückt:


<math>A \Rightarrow B = \lnot A \lor B</math> {{Tooltip||2=Betrachten wir die folgende Aussage: ✅ „Wenn eine Person TMD hat, dann hat sie orofaziale Schmerzen.“ Wir können dies in der Logik als <math>A \Rightarrow B = \lnot A \lor B</math> darstellen, wobei: 🎯<math>A</math> steht für "Die Person hat TMD." 🎯 <math>B</math> steht für "Die Person hat orofaziale Schmerzen." In diesem Fall ist "Wenn eine Person TMD hat, dann hat sie orofaziale Schmerzen" gleichbedeutend mit der Aussage „Entweder hat die Person kein TMD (<math>\lnot A</math>), oder sie hat orofaziale Schmerzen (<math>B</math>)“. 🧠 Die Formel ist in den folgenden Fällen wahr: Wenn die Person kein TMD hat (<math>\lnot A</math>), ist die Aussage wahr, unabhängig von den orofazialen Schmerzen. Wenn die Person TMD hat (<math>A</math>) und orofaziale Schmerzen hat (<math>B</math>), ist die Aussage wahr. Die Aussage ist nur falsch, wenn die Person TMD hat (<math>A</math>), aber keine orofazialen Schmerzen hat (<math>\lnot B</math>), was der Bedingung der Implikation widerspricht.}}
<math>A \Rightarrow B = \lnot A \lor B</math> {{Tooltip||2=Betrachten wir die folgende Aussage: ✅ „Wenn eine Person TMD hat, dann hat sie orofaziale Schmerzen.“ Wir können dies in der Logik als <math>A \Rightarrow B = \lnot A \lor B</math> darstellen, wobei: 🎯<math>A</math> „Die Person hat TMD“ darstellt. 🎯 <math>B</math> „Die Person hat orofaziale Schmerzen“ darstellt. In diesem Fall ist „Wenn eine Person TMD hat, dann hat sie orofaziale Schmerzen“ gleichbedeutend mit „Entweder hat die Person kein TMD (<math>\lnot A</math>), oder sie hat orofaziale Schmerzen (<math>B</math>).“ 🧠 Die Formel ist in den folgenden Fällen wahr: Wenn die Person kein TMD hat (<math>\lnot A</math>), ist die Aussage wahr, unabhängig von den orofazialen Schmerzen. Wenn die Person TMD hat (<math>A</math>) und orofaziale Schmerzen hat (<math>B</math>), ist die Aussage wahr. Die Aussage ist nur dann falsch, wenn die Person TMD hat (<math>A</math>), aber keine orofazialen Schmerzen hat (<math>\lnot B</math>), was der Bedingung der Implikation widerspricht.}}


Aber keine Theorie kann endgültig bestätigt werden: Eine unendliche Anzahl zukünftiger Experimente könnte sie immer widerlegen.{{Tooltip|<sup>[8]</sup>|<ref>{{cita libro
Aber keine Theorie kann endgültig bestätigt werden: Eine unendliche Anzahl zukünftiger Experimente könnte sie immer widerlegen.{{Tooltip|<sup>[8]</sup>|<ref>{{cita libro
Riga 119: Riga 119:
| anno = 2016
| anno = 2016
| DOI = 10.1016/j.csbj.2015.12.001
| DOI = 10.1016/j.csbj.2015.12.001
}}</ref>|<small>📌 Eine grundlegende Frage in der Theorie der statistischen Inferenz betrifft die Art und Weise, wie man statistische Evidenz messen sollte. Sicherlich werden Begriffe wie „statistische Evidenz“ oder einfach „Evidenz“ in statistischen Kontexten häufig verwendet. Es ist jedoch richtig zu sagen, dass eine präzise Charakterisierung dieses Konzepts ziemlich schwer fassbar bleibt. Unser Ziel hier ist es, eine Definition dafür zu geben, wie man statistische Evidenz in Bezug auf ein spezifisches statistisches Problem messen kann. Da Evidenz das ist, was den Glaubenswandel bewirkt, wird vorgeschlagen, die Evidenz anhand des Ausmaßes des Glaubenswandels zu messen, vom a priori zum a posteriori Zeitpunkt. 🧠 Folglich impliziert unsere Definition das Vorhandensein vorbestehender Überzeugungen, was Fragen zur Subjektivität und Objektivität in statistischen Analysen aufwirft. Dieser Aspekt wird durch ein Prinzip behandelt, das die Falsifizierbarkeit jedes in die statistische Analyse einbezogenen Elements erfordert. Diese Überlegungen führen zur Notwendigkeit, mögliche Konflikte zwischen den a priori Überzeugungen und den beobachteten Daten zu überprüfen und die a priori Verzerrung in einer Anfangsverteilung zu messen.</small>|}}  
}}</ref>|<small>📌 Eine grundlegende Frage in der Theorie der statistischen Inferenz betrifft die Art und Weise, wie man statistische Evidenz messen sollte. Sicherlich werden Begriffe wie „statistische Evidenz“ oder einfach „Evidenz“ häufig in statistischen Kontexten verwendet. Es ist jedoch richtig zu sagen, dass eine präzise Charakterisierung dieses Konzepts ziemlich schwer fassbar bleibt. Unser Ziel hier ist es, eine Definition dafür zu liefern, wie man statistische Evidenz in Bezug auf ein spezifisches statistisches Problem messen kann. Da Evidenz das ist, was den Glaubenswandel bewirkt, wird vorgeschlagen, die Evidenz anhand des Ausmaßes des Glaubenswandels zu messen, vom a priori zum a posteriori Zeitpunkt. 🧠 Folglich impliziert unsere Definition die Existenz vorgefasster Überzeugungen, was Fragen zur Subjektivität und Objektivität in statistischen Analysen aufwirft. Dieser Aspekt wird durch ein Prinzip angegangen, das die Falsifizierbarkeit jedes in die statistische Analyse einbezogenen Elements erfordert. Diese Überlegungen führen zur Notwendigkeit, mögliche Konflikte zwischen den a priori Überzeugungen und den beobachteten Daten zu überprüfen und die a priori Verzerrung in einer Anfangsverteilung zu messen.</small>|}}  


{{qnq|Aber das ist doch alles offensichtlich...}}
{{qnq|Aber das ist doch alles so offensichtlich...}}


=== '''P-value''' ===
=== '''P-Wert''' ===
In der Medizin verlassen wir uns oft auf statistische Inferenz, um experimentelle Ergebnisse zu validieren. Eines der bekanntesten Werkzeuge ist der 'P-value' oder Wahrscheinlichkeitswert, ein Indikator, der in Signifikanztests verwendet wird.{{Tooltip||2=Der P-value repräsentiert die Wahrscheinlichkeit, dass die beobachteten Ergebnisse zufällig sind, unter der Annahme, dass die Nullhypothese <math> H_0 </math> wahr ist. Er sollte nicht als binäres Kriterium (z.B. <math> p < 0.05 </math>) für wissenschaftliche Entscheidungen verwendet werden, da Werte nahe der Schwelle zusätzliche Überprüfungen erfordern, wie z.B. die Kreuzvalidierung. Das ''P-hacking'' (wiederholtes Testen, um Signifikanz zu erreichen) erhöht die Anzahl der falsch-positiven Ergebnisse. Strenge experimentelle Designs und Transparenz über alle durchgeführten Tests können dieses Risiko mindern. Der Typ-I-Fehler steigt bei mehrfachen Tests: Für <math> N </math> unabhängige Tests mit einer Schwelle von <math> \alpha </math> ist die Family-Wise Error Rate (FWER) <math> FWER = 1 - (1 - \alpha)^N </math>. Die Bonferroni-Korrektur teilt die Schwelle durch <math>N</math>, <math>p < \frac{\alpha}{N}</math>, kann jedoch die Anzahl der falsch-negativen Ergebnisse erhöhen. Die False Discovery Rate (FDR) von Benjamini-Hochberg ermöglicht mehr Entdeckungen mit einem akzeptablen Anteil an falsch-positiven Ergebnissen. Der bayesianische Ansatz verwendet Vorwissen, um Prior und Daten mit einer posterioren Verteilung auszugleichen und bietet eine valide Alternative zum P-value. Um die P-values mehrerer Studien zu kombinieren, verwendet die Meta-Analyse Methoden wie die von Fisher: <math> \chi^2 = -2 \sum \ln(p_i) </math>. 🧠 Zusammengefasst bleibt der P-value nützlich, wenn er kontextualisiert und mit anderen Maßnahmen wie Konfidenzintervallen und bayesianischen Ansätzen integriert wird.}}
In der Medizin verlassen wir uns oft auf statistische Inferenz, um experimentelle Ergebnisse zu validieren. Eines der bekanntesten Werkzeuge ist der 'P-Wert', ein Wahrscheinlichkeitswert, der in Signifikanztests verwendet wird.{{Tooltip||2=Der P-Wert stellt die Wahrscheinlichkeit dar, dass die beobachteten Ergebnisse zufällig sind, vorausgesetzt, die Nullhypothese <math> H_0 </math> ist wahr. Er sollte nicht als binäres Kriterium (z.B., <math> p < 0.05 </math>) für wissenschaftliche Entscheidungen verwendet werden, da Werte nahe der Schwelle zusätzliche Überprüfungen erfordern, wie z.B. die Kreuzvalidierung. ''P-Hacking'' (wiederholtes Testen, um Signifikanz zu erreichen) erhöht die Anzahl der falsch-positiven Ergebnisse. Strenge experimentelle Designs und Transparenz über alle durchgeführten Tests können dieses Risiko mindern. Der Fehler erster Art nimmt mit mehreren Tests zu: Für <math> N </math> unabhängige Tests mit einer Schwelle von <math> \alpha </math> beträgt die Family-Wise Error Rate (FWER) <math> FWER = 1 - (1 - \alpha)^N </math>. Die Bonferroni-Korrektur teilt die Schwelle durch <math>N</math>, <math>p < \frac{\alpha}{N}</math>, kann jedoch die Anzahl der falsch-negativen Ergebnisse erhöhen. Die False Discovery Rate (FDR) von Benjamini-Hochberg ermöglicht mehr Entdeckungen mit einem akzeptablen Anteil an falsch-positiven Ergebnissen. Der bayesianische Ansatz verwendet Vorwissen, um Prior und Daten mit einer posterioren Verteilung auszugleichen und bietet eine gültige Alternative zum P-Wert. Um die P-Werte mehrerer Studien zu kombinieren, verwendet die Meta-Analyse Methoden wie die von Fisher: <math> \chi^2 = -2 \sum \ln(p_i) </math>. 🧠 Zusammengefasst bleibt der P-Wert nützlich, wenn er im Kontext betrachtet und mit anderen Maßnahmen wie Konfidenzintervallen und bayesianischen Ansätzen integriert wird.}}


Dennoch ist auch der P-value, der jahrelang ein grundlegendes Kriterium in der evidenzbasierten Medizin war, heute Gegenstand einer tiefgreifenden Überprüfung. Im Jahr 2019 stellte eine in "Nature" veröffentlichte Kampagne, die von über 800 Wissenschaftlern unterzeichnet wurde, die starre Verwendung der statistischen Signifikanz in Frage.{{Tooltip|<sup>[9]</sup>|<ref>{{cita libro
Dennoch wird auch der P-Wert, der jahrelang ein grundlegendes Kriterium in der evidenzbasierten Medizin war, heute einer tiefgreifenden Überprüfung unterzogen. Im Jahr 2019 stellte eine in "Nature" veröffentlichte Kampagne, die von über 800 Wissenschaftlern unterzeichnet wurde, die starre Verwendung der statistischen Signifikanz in Frage.{{Tooltip|<sup>[9]</sup>|<ref>{{cita libro
| autore = Amrhein V
| autore = Amrhein V
| autore2 = Greenland S
| autore2 = Greenland S
Riga 135: Riga 135:
| anno = 2019
| anno = 2019
| DOI = 10.1038/d41586-019-00857-9
| DOI = 10.1038/d41586-019-00857-9
}}</ref>|<small>📌 In der Märzausgabe von Nature unterzeichneten über 800 Wissenschaftler einen Kommentar, in dem sie den Rückzug des Begriffs „statistische Signifikanz“ fordern [1]. Die Hauptargumente der Autoren betreffen die Tatsache, dass die wissenschaftliche Literatur voller falscher und potenziell schädlicher Interpretationen von Assoziationen ist, die auf einer willkürlichen und binären Klassifikation basieren, die auf einem p-Wert von 0,05 beruht. Die Autoren erläutern die Schwächen dieses Ansatzes und liefern konkrete Beispiele, in denen er zu falschen Schlussfolgerungen innerhalb und zwischen verschiedenen Studien geführt hat. 🧠 Darüber hinaus stellten sie bei der Analyse von 791 Artikeln, die in fünf akademischen Zeitschriften veröffentlicht wurden, fest, dass 51% der Artikel ein statistisch nicht signifikantes Ergebnis fälschlicherweise als Hinweis auf das Fehlen eines Effekts interpretierten.</small>}} Diese "stille Revolution" im Bereich der statistischen Inferenz fördert einen reflektierteren, kontextuellen und wissenschaftlich ehrlichen Ansatz. Zu den einflussreichsten Stimmen in dieser Debatte gehören:
}}</ref>|<small>📌 In der März-Ausgabe von Nature unterzeichneten über 800 Wissenschaftler einen Kommentar, in dem sie den Rückzug des Begriffs „statistische Signifikanz“ fordern [1]. Die Hauptargumente der Autoren betreffen die Tatsache, dass die wissenschaftliche Literatur voller falscher und potenziell schädlicher Interpretationen von Assoziationen ist, die auf einer willkürlichen und binären Klassifikation basieren, die auf einem p-Wert von 0,05 beruht. Die Autoren veranschaulichen die Schwächen dieses Ansatzes und liefern konkrete Beispiele, in denen er zu falschen Schlussfolgerungen innerhalb und zwischen verschiedenen Studien geführt hat. 🧠 Darüber hinaus stellten sie bei der Analyse von 791 Artikeln, die in fünf akademischen Zeitschriften veröffentlicht wurden, fest, dass 51 % dieser Artikel ein statistisch nicht signifikantes Ergebnis fälschlicherweise als Hinweis auf das Fehlen eines Effekts interpretierten.</small>}} Diese "stille Revolution" im Bereich der statistischen Inferenz fördert einen reflektierteren, kontextuellen und wissenschaftlich ehrlichen Ansatz. Zu den einflussreichsten Stimmen in dieser Debatte gehören:


* Rodgers JL – der von einer „stillen methodologischen Revolution“ spricht{{Tooltip|<sup>[10]</sup>|%%SEGMENTO_35%%|<small>📌 In den letzten Jahrzehnten hat sich fast unbemerkt eine stille methodologische Revolution ereignet: eine Revolution der Modellierung. Im Gegensatz dazu endete das 20. Jahrhundert mit lebhaften Debatten über den Nutzen des Nullhypothesentests (NHST). Diese Kontroverse könnte jedoch zumindest teilweise irrelevant gewesen sein, da die Modellierungsrevolution die Debatte über den NHST auf verschiedene Weise überflüssig gemacht hat. Ich beginne mit einer Geschichte des NHST und der Modellierung und der Beziehungen zwischen den beiden. Anschließend definiere und illustriere ich die Prinzipien, die die Entwicklung und Bewertung mathematischer Modelle leiten. Es folgt eine Diskussion über den Unterschied zwischen der Verwendung statistischer Verfahren in einem regelbasierten Rahmen und dem Aufbau mathematischer Modelle innerhalb einer wissenschaftlichen Epistemologie. 🧠 In der postgradualen Ausbildung in Psychologie wird fast ausschließlich der erste, regelbasierte Ansatz behandelt. Die pädagogischen Implikationen dieses Ungleichgewichts und die Notwendigkeit einer überarbeiteten Didaktik, die die Modellierungsrevolution berücksichtigt, werden beschrieben. Schließlich wird diskutiert, wie die Fokussierung auf die Modellierung die statistische Praxis in progressivere Richtungen entwickeln kann. Die epistemologische Grundlage der Statistik hat sich verschoben: von einem Satz mechanisch angewendeter Verfahren hin zur Konstruktion und Bewertung statistischer und wissenschaftlicher Modelle.</small>|}}
* Rodgers JL – der von einer „stillen methodologischen Revolution“ spricht{{Tooltip|<sup>[10]</sup>|<ref>{{cita libro|autore=Rodgers JL|titolo=The epistemology of mathematical and statistical modeling: a quiet methodological revolution|url=https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/20063905|opera=Am Psychol|anno=2010|DOI=10.1037/a0018326}}</ref>|<small>📌 In den letzten Jahrzehnten hat sich fast unbemerkt eine stille methodologische Revolution vollzogen: eine Revolution der Modellierung. Im Gegensatz dazu endete das 20. Jahrhundert mit lebhaften Debatten über den Nutzen des Signifikanztests der Nullhypothese (NHST). Diese Kontroverse könnte jedoch zumindest teilweise irrelevant gewesen sein, da die Modellierungsrevolution auf verschiedene Weise die Debatte über den NHST überflüssig gemacht hat. Ich beginne mit einer Geschichte des NHST und der Modellierung sowie der Beziehungen zwischen den beiden. Anschließend definiere und illustriere ich die Prinzipien, die die Entwicklung und Bewertung mathematischer Modelle leiten. Es folgt eine Diskussion über den Unterschied zwischen der Verwendung statistischer Verfahren in einem regelbasierten Rahmen und der Konstruktion mathematischer Modelle innerhalb einer wissenschaftlichen Epistemologie. 🧠 In der postgradualen Ausbildung in Psychologie wird fast ausschließlich der erstgenannte, regelbasierte Ansatz behandelt. Es werden daher die pädagogischen Implikationen dieses Ungleichgewichts und die Notwendigkeit einer überarbeiteten Didaktik beschrieben, um die Modellierungsrevolution zu berücksichtigen. Schließlich wird diskutiert, wie die Fokussierung auf die Modellierung eine Weiterentwicklung der statistischen Praxis in progressivere Richtungen bewirkt. Die epistemologische Grundlage der Statistik hat sich verschoben: von einem Satz mechanisch angewendeter Verfahren hin zur Konstruktion und Bewertung statistischer und wissenschaftlicher Modelle.</small>|}}


* Meehl P – der vorschlägt, Signifikanztests durch 'Konfidenzintervalle' und 'überprüfbare numerische Vorhersagen' zu ersetzen{{Tooltip|<sup>[11]</sup>|%%SEGMENTO_36%%|<small>📌 Signifikanztests haben eine Rolle in der Forschung in den Sozialwissenschaften, aber ihre weit verbreitete Verwendung bei der Bewertung von Theorien ist oft schädlich. Die Ursache dafür liegt nicht in der Mathematik selbst, sondern im mangelnden Verständnis der Sozialwissenschaftler für die logische Beziehung zwischen Theorie und Fakten, also in einem Mangel an methodologischer oder epistemologischer Klarheit.🧭 Theorien implizieren Beobachtungen, aber das Gegenteil gilt nicht. Obwohl der Erfolg einer Theorie bei der Ableitung eines Fakts dazu neigt, sie zu bestätigen, ist diese Bestätigung schwach, es sei denn, der Fakt hat eine sehr geringe a-priori-Wahrscheinlichkeit und es gibt wenige plausible alternative Theorien. 🧭 Das Auffinden eines Unterschieds oder einer Korrelation ungleich null — wie es beim Zurückweisen der Nullhypothese der Fall ist — hat in den Sozialwissenschaften im Allgemeinen keine sehr geringe a-priori-Wahrscheinlichkeit, da praktisch alles mit allem anderen korreliert ist, unabhängig von der Theorie. 🎯 Beim "starken" Einsatz von Signifikanztests sagt die Theorie einen punktgenauen numerischen Wert oder ein sehr enges Intervall voraus, sodass der Test die Theorie einem ernsthaften Risiko der Falsifikation aussetzt, wenn sie objektiv falsch wäre. Im Allgemeinen ist es vorzuziehen, ein Konfidenzintervall zu erstellen, das reichhaltigere Informationen liefert und dennoch die Nullhypothese widerlegt, wenn ein Unterschied außerhalb des Intervalls liegt. 🧠 Signifikanztests sind in technologischen Kontexten (z.B. bei der Bewertung einer Intervention) in der Regel besser gerechtfertigt als bei der Bewertung von Theorien. Es wäre nützlich, einen quantitativen Index zu haben, der misst, wie genau eine Theorie eine riskante Tatsache vorhersagt, und ein Beispiel für einen solchen Index wird vorgeschlagen. Im Gegensatz zu den derzeit weit verbreiteten Praktiken sollten Handbücher und Statistik-Kurse den großen semantischen (logischen) Unterschied zwischen einer substanziellen (kausalen, kompositorischen) Theorie und einer statistischen Hypothese klarstellen und betonen.</small>|}}
* Meehl P – der vorschlägt, Signifikanztests durch 'Konfidenzintervalle' und 'überprüfbare numerische Vorhersagen' zu ersetzen{{Tooltip|<sup>[11]</sup>|<ref>{{cita libro
| autore = Meehl P
| titolo = The problem is epistemology, not statistics: replace significance tests by confidence intervals and quantify accuracy of risky numerical predictions
| anno = 1997}}</ref>|<small>📌 Signifikanztests haben eine Rolle in der Forschung in den Sozialwissenschaften, aber ihre weit verbreitete Verwendung bei der Bewertung von Theorien ist oft schädlich. Die Ursache dafür liegt nicht in der Mathematik selbst, sondern im mangelnden Verständnis der Sozialwissenschaftler für die logische Beziehung zwischen Theorie und Fakten, also in einem Mangel an methodologischer oder epistemologischer Klarheit.🧭 Theorien implizieren Beobachtungen, aber das Gegenteil gilt nicht. Obwohl der Erfolg einer Theorie bei der Ableitung eines Fakts dazu neigt, sie zu bestätigen, ist diese Bestätigung schwach, es sei denn, der Fakt hat eine sehr niedrige a priori Wahrscheinlichkeit und es gibt nur wenige plausible alternative Theorien. 🧭 Das Auffinden eines Unterschieds oder einer Korrelation ungleich null — wie es bei der Zurückweisung der Nullhypothese der Fall ist — hat in den Sozialwissenschaften im Allgemeinen keine sehr niedrige a priori Wahrscheinlichkeit, da praktisch alles mit allem anderen korreliert, unabhängig von der Theorie. 🎯 Bei der "starken" Verwendung von Signifikanztests sagt die Theorie einen punktgenauen numerischen Wert oder ein sehr enges Intervall voraus, sodass der Test die Theorie einem ernsthaften Risiko der Falsifikation aussetzt, wenn sie objektiv falsch wäre. Im Allgemeinen ist es vorzuziehen, ein Konfidenzintervall zu erstellen, das reichhaltigere Informationen liefert und dennoch die Zurückweisung der Nullhypothese impliziert, wenn ein Unterschied außerhalb des Intervalls liegt. 🧠 Signifikanztests sind in technologischen Kontexten (z.B. bei der Bewertung einer Intervention) in der Regel eher gerechtfertigt als bei der Bewertung von Theorien. Es wäre nützlich, einen quantitativen Index zu haben, der misst, wie genau eine Theorie eine riskante Tatsache vorhersagen kann, und ein Beispiel für einen solchen Index wird vorgeschlagen. Im Gegensatz zu den derzeit weit verbreiteten Praktiken sollten Lehrbücher und Kurse in Statistik den großen semantischen (logischen) Unterschied zwischen einer substanziellen (kausalen, kompositionellen) Theorie und einer statistischen Hypothese klären und betonen.</small>|}}


* Sprenger & Hartmann – Befürworter der 'bayesianischen Wissenschaftsphilosophie'{{Tooltip|<sup>[12]</sup>|<ref>{{cita libro
* Sprenger & Hartmann – Befürworter der 'bayesianischen Wissenschaftsphilosophie'{{Tooltip|<sup>[12]</sup>|<ref>{{cita libro
Riga 147: Riga 150:
| anno = 2019
| anno = 2019
| editore = Oxford University Press
| editore = Oxford University Press
}}</ref>|<small>📌 Wie sollten wir in der Wissenschaft argumentieren? Jan Sprenger und Stephan Hartmann bieten eine innovative Sichtweise auf klassische Themen der Wissenschaftsphilosophie, indem sie ein einziges Schlüsselkonzept verwenden, um zahlreiche Aspekte des wissenschaftlichen Denkens zu erklären und zu klären. 🧭 Sie schlagen vor, dass gute Argumente und gute Inferenz dadurch gekennzeichnet sind, dass sie unsere rationalen Überzeugungsgrade beeinflussen. 🧠 Im Gegensatz zur Ansicht, dass es in der "objektiven Wissenschaft" keinen Raum für subjektive Einstellungen gibt, erklären Sprenger und Hartmann den Wert überzeugender Beweise durch einen Zyklus von Variationen zum Thema der Darstellung rationaler Überzeugungsgrade durch subjektive Wahrscheinlichkeiten (und deren Änderung durch bayesianische Konditionalisierung). Auf diese Weise integrieren sie die bayesianische Inferenz — die Haupttheorie der Rationalität in den Sozialwissenschaften — mit der wissenschaftlichen Praxis des 21. Jahrhunderts. Bayesian Philosophy of Science zeigt somit, wie die Modellierung solcher Einstellungen unser Verständnis von Ursachen, Erklärungen, bestätigenden Beweisen und wissenschaftlichen Modellen im Allgemeinen verbessert. Ihr Ansatz kombiniert eine wissenschaftlich orientierte und mathematisch verfeinerte Perspektive mit konzeptioneller Analyse und besonderer Aufmerksamkeit für die methodologischen Probleme der modernen Wissenschaft, insbesondere in der statistischen Inferenz, und ist somit eine wertvolle Ressource sowohl für Philosophen als auch für Praktiker der Wissenschaft.</small>}}
}}</ref>|<small>📌 Wie sollten wir in der Wissenschaft denken? Jan Sprenger und Stephan Hartmann bieten eine innovative Sichtweise auf klassische Themen der Wissenschaftsphilosophie, indem sie ein einziges Schlüsselkonzept verwenden, um zahlreiche Aspekte des wissenschaftlichen Denkens zu erklären und zu klären. 🧭 Sie schlagen vor, dass gute Argumente und gute Schlussfolgerungen durch ihre Wirkung auf unsere rationalen Glaubensgrade gekennzeichnet sind. 🧠 Im Gegensatz zur Ansicht, dass es in der "objektiven Wissenschaft" keinen Raum für subjektive Einstellungen gibt, erklären Sprenger und Hartmann den Wert überzeugender Beweise durch einen Zyklus von Variationen zum Thema der Darstellung rationaler Glaubensgrade durch subjektive Wahrscheinlichkeiten (und deren Modifikation durch bayesianische Konditionalisierung). Auf diese Weise integrieren sie die bayesianische Inferenz — die Haupttheorie der Rationalität in den Sozialwissenschaften — mit der wissenschaftlichen Praxis des 21. Jahrhunderts. Bayesian Philosophy of Science zeigt somit, wie die Modellierung solcher Einstellungen unser Verständnis von Ursachen, Erklärungen, bestätigenden Beweisen und wissenschaftlichen Modellen im Allgemeinen verbessert. Ihr Ansatz kombiniert eine wissenschaftlich orientierte und mathematisch verfeinerte Perspektive mit konzeptioneller Analyse und besonderer Aufmerksamkeit für die methodologischen Probleme der modernen Wissenschaft, insbesondere in der statistischen Inferenz, und ist daher eine wertvolle Ressource sowohl für Philosophen als auch für Praktiker der Wissenschaft.</small>}}


Die 'American Statistical Association' hat diesen Wandel unterstützt, indem sie eine Sonderausgabe der Zeitschrift 'The American Statistician' mit dem Titel „Statistical Inference in the 21st Century: A World Beyond p < 0.05“ veröffentlicht hat.{{Tooltip|<sup>[13]</sup>|<ref name="wasser">{{cita libro
Die 'American Statistical Association' hat diesen Wandel unterstützt, indem sie eine Sonderausgabe der Zeitschrift 'The American Statistician' mit dem Titel „Statistical Inference in the 21st Century: A World Beyond p < 0.05“ veröffentlicht hat.{{Tooltip|<sup>[13]</sup>|<ref name="wasser">{{cita libro
Riga 158: Riga 161:
| anno = 2019
| anno = 2019
| DOI = 10.1080/00031305.2019.1583913
| DOI = 10.1080/00031305.2019.1583913
}}</ref>|<small>🧠 Einige von Ihnen, die diese Sonderausgabe von The American Statistician erkunden, könnten sich fragen, ob es sich um eine Predigt von pedantischen Statistikern handelt, die Ihnen moralische Vorschriften darüber machen, was Sie mit den p-Werten nicht tun sollten, ohne jedoch echte Lösungen für das schwierige Problem zu bieten, das Signal vom Rauschen in den Daten zu trennen und Entscheidungen unter Unsicherheit zu treffen. Keine Sorge. In dieser Ausgabe, dank 43 innovativer und anregender Artikel von vorausschauenden Statistikern, kommt die Hilfe, die wir brauchen.</small>|}} Der Band schlägt neue Darstellungsweisen der Unsicherheit vor und lädt dazu ein, die Abhängigkeit vom P-value als einzige Metrik der wissenschaftlichen Wahrheit zu überwinden.
}}</ref>|<small>🧠 Einige von Ihnen, die diese Sonderausgabe des The American Statistician erkunden, könnten sich fragen, ob es sich um eine Predigt von pedantischen Statistikern handelt, die Ihnen eine Moralpredigt darüber halten, was Sie mit den p-Werten nicht tun sollten, ohne jedoch echte Lösungen für das schwierige Problem zu bieten, das Signal vom Rauschen in den Daten zu trennen und Entscheidungen unter Unsicherheit zu treffen. Keine Sorge. In dieser Ausgabe, dank 43 innovativer und anregender Artikel von vorausschauenden Statistikern, kommt die Hilfe, die wir brauchen.</small>|}} Der Band schlägt neue Darstellungsweisen der Unsicherheit vor und fordert dazu auf, die Abhängigkeit vom P-Wert als einzige Metrik der wissenschaftlichen Wahrheit zu überwinden.


==Interdisziplinarität==
==Interdisziplinarität==
Eine oberflächliche Sichtweise könnte einen Konflikt zwischen der disziplinären Strenge des ''<nowiki/>'Physikalischen Paradigmas der Wissenschaft''<nowiki/>' {{Tooltip||2=Das "Physikalische Paradigma der Wissenschaft" beschreibt einen vorherrschenden epistemologischen Ansatz in den physikalischen Wissenschaften, der sich auf deterministische Modelle und rigorose experimentelle Methoden konzentriert. Dieses Paradigma basiert auf empirischen Beobachtungen und der wissenschaftlichen Methode, um universelle Gesetze zu finden, die natürliche Phänomene regeln.''' Schlüsselmerkmale'''1. Determinismus: Geht davon aus, dass natürliche Phänomene festen Gesetzen folgen, was genaue Vorhersagen auf der Grundlage von Anfangsbedingungen ermöglicht. 2. ''Messbarkeit und Reproduzierbarkeit'': Betont quantitative Messungen und reproduzierbare Experimente, um Ergebnisse in verschiedenen Kontexten zu bestätigen. 3. ''Isolierung der Variablen'': Konzentriert sich auf die Analyse spezifischer Effekte durch Isolierung der Variablen, oft durch Idealisierung von Systemen unter kontrollierten Bedingungen. Obwohl es in den klassischen Naturwissenschaften effektiv ist, hat das physikalische Paradigma Einschränkungen in komplexen Bereichen wie der Neurophysiologie, wo dynamische Interaktionen und Variabilität deterministische Modelle herausfordern. '''Anwendung in der Kau-Neurophysiologie''': In der Kau-Neurophysiologie hilft das physikalische Paradigma, grundlegende Modelle zu entwickeln, kann jedoch emergentes Verhalten, wie die Rekrutierung von motorischen Einheiten als Reaktion auf komplexe Reize, nicht erklären. '''Hin zu einem Integrierten Paradigma''': Ein aufkommendes "Ingenieurwissenschaftliches Paradigma der Wissenschaft" bietet einen adaptiveren Ansatz, der die Komplexität berücksichtigt und flexiblere Vorhersagemodelle ermöglicht, die nichtlineare Interaktionen in biologischen Systemen berücksichtigen}} und der systemischen Offenheit des Ingenieurwissenschaftlichen Paradigmas der Wissenschaft {{Tooltip||2=Das '''Ingenieurwissenschaftliche Paradigma der Wissenschaft''' betont praktische Anwendungen, interdisziplinäre Zusammenarbeit und das Verständnis komplexer Systeme. Es steht im Gegensatz zu traditionellen deterministischen Modellen und konzentriert sich stattdessen auf die Lösung realer Probleme, insbesondere in Bereichen wie Biologie, Medizin und Sozialwissenschaften.''' Schlüsselmerkmale''' ''Problemlösungsorientierung'': Priorisiert Lösungen für komplexe Fragen gegenüber rein theoretischen Modellen. ''Interdisziplinäre Zusammenarbeit'': Fördert die Integration von Wissen aus verschiedenen Disziplinen, um das Verständnis durch geteilte Erfahrungen zu verbessern. ''Fokus auf komplexe Systeme'': Erkennt emergentes Verhalten und die Vernetzung der Systemkomponenten an, wobei die Ergebnisse unvorhersehbar und nichtlinear sein können. ''Iterativer Prozess'': Verfolgt einen adaptiven Ansatz, der Modelle basierend auf empirischen Daten und Feedback verfeinert, um die Reaktionsfähigkeit zu verbessern.'''Technologische Integration''': Wendet ingenieurwissenschaftliche Prinzipien an, um das Forschungsdesign und die Datenanalyse zu verbessern, unter Verwendung von Simulationen und computergestützter Modellierung. '''Anwendung in der Kau-Neurophysiologie''' In der Kau-Neurophysiologie fördert dieses Paradigma innovative diagnostische Werkzeuge und therapeutische Ansätze. Durch die Integration von Neurophysiologie, Biomechanik und Materialwissenschaften bietet es eine umfassende Sicht auf die Funktion und Dysfunktion des Kiefers. Das Ingenieurwissenschaftliche Paradigma der Wissenschaft fördert Zusammenarbeit und Innovation, was letztlich zu Fortschritten führt, die unser Verständnis komplexer Systeme verbessern und praktische Ergebnisse in verschiedenen Bereichen verbessern.}}
Eine oberflächliche Sichtweise könnte einen Konflikt zwischen der disziplinären Strenge des ''<nowiki/>'Physikalischen Paradigmas der Wissenschaft''<nowiki/>' {{Tooltip||2=Das "Physikalische Paradigma der Wissenschaft" beschreibt einen vorherrschenden epistemologischen Ansatz in den physikalischen Wissenschaften, der sich auf deterministische Modelle und rigorose experimentelle Methoden konzentriert. Dieses Paradigma basiert auf empirischen Beobachtungen und der wissenschaftlichen Methode, um universelle Gesetze zu finden, die natürliche Phänomene regeln.''' Schlüsselmerkmale'''1. Determinismus: Geht davon aus, dass natürliche Phänomene festen Gesetzen folgen, was genaue Vorhersagen auf der Grundlage von Anfangsbedingungen ermöglicht. 2. ''Messbarkeit und Reproduzierbarkeit'': Betont quantitative Messungen und reproduzierbare Experimente, um Ergebnisse in verschiedenen Kontexten zu bestätigen. 3. ''Isolierung von Variablen'': Konzentriert sich auf die Analyse spezifischer Effekte durch Isolierung der Variablen, oft durch Idealisierung von Systemen unter kontrollierten Bedingungen. Obwohl effektiv in den klassischen Naturwissenschaften, hat das physikalische Paradigma Einschränkungen in komplexen Bereichen wie der Neurophysiologie, wo dynamische Interaktionen und Variabilität deterministische Modelle herausfordern. '''Anwendung in der Kieferneurophysiologie''': In der Kieferneurophysiologie hilft das physikalische Paradigma, grundlegende Modelle zu entwickeln, kann jedoch emergentes Verhalten, wie die Rekrutierung von motorischen Einheiten als Reaktion auf komplexe Reize, nicht erklären. '''Hin zu einem integrierten Paradigma''': Ein aufkommendes "Ingenieurwissenschaftliches Paradigma der Wissenschaft" bietet einen adaptiveren Ansatz, der die Komplexität berücksichtigt und flexiblere Vorhersagemodelle ermöglicht, die nichtlineare Interaktionen in biologischen Systemen berücksichtigen}} und der systemischen Offenheit des Ingenieurwissenschaftlichen Paradigmas der Wissenschaft {{Tooltip||2=Das '''Ingenieurwissenschaftliche Paradigma der Wissenschaft''' betont praktische Anwendungen, interdisziplinäre Zusammenarbeit und das Verständnis komplexer Systeme. Es steht im Gegensatz zu traditionellen deterministischen Modellen und konzentriert sich stattdessen auf die Lösung von Problemen der realen Welt, insbesondere in Bereichen wie Biologie, Medizin und Sozialwissenschaften.''' Schlüsselmerkmale''' ''Problemlösungsorientierung'': Priorisiert Lösungen für komplexe Fragen gegenüber rein theoretischen Modellen. ''Interdisziplinäre Zusammenarbeit'': Fördert die Integration von Wissen aus verschiedenen Disziplinen, um das Verständnis durch geteilte Erfahrungen zu verbessern. ''Fokus auf komplexe Systeme'': Erkennt emergentes Verhalten und die Vernetzung von Systemkomponenten an und erkennt an, dass Ergebnisse unvorhersehbar und nichtlinear sein können. ''Iterativer Prozess'': Umfasst einen adaptiven Ansatz, der Modelle basierend auf empirischen Daten und Feedback verfeinert, um die Reaktionsfähigkeit zu verbessern.'''Technologische Integration''': Wendet ingenieurwissenschaftliche Prinzipien an, um das Forschungsdesign und die Datenanalyse zu verbessern, unter Verwendung von Simulationen und computergestützter Modellierung. '''Anwendung in der Kieferneurophysiologie''' In der Kieferneurophysiologie fördert dieses Paradigma innovative diagnostische Werkzeuge und therapeutische Ansätze. Durch die Integration von Neurophysiologie, Biomechanik und Materialwissenschaften bietet es eine umfassende Sicht auf die Funktion und Dysfunktion des Kiefers. Das Ingenieurwissenschaftliche Paradigma der Wissenschaft fördert Zusammenarbeit und Innovation, was letztendlich zu Fortschritten führt, die unser Verständnis komplexer Systeme verbessern und praktische Ergebnisse in verschiedenen Bereichen verbessern.}}


📘 Laut einer wichtigen europäischen Studie,{{Tooltip|<sup>[14]</sup>|<ref>{{cita libro
📘 Laut einer wichtigen europäischen Studie,{{Tooltip|<sup>[14]</sup>|<ref>{{cita libro
Riga 171: Riga 174:
| anno = 2019
| anno = 2019
| DOI = 10.1007/s13194-018-0242-4
| DOI = 10.1007/s13194-018-0242-4
}}</ref>|<small> 📌 In der Wissenschaftspolitik wird allgemein anerkannt, dass die Lösung von Problemen auf wissenschaftlicher Basis interdisziplinäre Forschung erfordert. 📌 Die epistemologischen Prozesse, die zu einer effektiven interdisziplinären Forschung führen, sind jedoch noch wenig verstanden.  🧭 Dieser Artikel zielt darauf ab, eine Epistemologie der interdisziplinären Forschung (IDR) zu skizzieren, insbesondere zur Lösung von "realen" Problemen. Der Fokus liegt auf der Frage, warum Forscher kognitive und epistemische Schwierigkeiten bei der Durchführung interdisziplinärer Aktivitäten haben. Basierend auf einer Studie der Bildungsliteratur wird festgestellt, dass die Hochschulbildung keine klaren Vorstellungen von der Epistemologie der interdisziplinären Forschung und folglich davon, wie sie gelehrt werden soll, hat. Es wird vermutet, dass die geringe philosophische Aufmerksamkeit für die Epistemologie der IDR auf die Vorherrschaft eines philosophischen Wissenschaftsparadigmas, des sogenannten "physikalischen Wissenschaftsparadigmas", zurückzuführen ist, das die Anerkennung der tiefen epistemologischen Herausforderungen der Interdisziplinarität sowohl in der Wissenschaftsphilosophie als auch in der wissenschaftlichen Bildung und Forschung behindert.🧠 Ein alternatives philosophisches Paradigma, das als "ingenieurwissenschaftliches Wissenschaftsparadigma" bezeichnet wird, wird vorgeschlagen, das unterschiedliche Annahmen über Aspekte wie den Zweck der Wissenschaft, den Charakter des Wissens, die epistemischen und pragmatischen Kriterien für die Akzeptanz von Wissen und die Rolle technologischer Werkzeuge beinhaltet. Laut diesem ingenieurwissenschaftlichen Paradigma wird die Wissensproduktion für epistemische Zwecke zum Ziel der Wissenschaft, und "Wissen" (Theorien, Modelle, Gesetze, Konzepte) wird als ein epistemisches Werkzeug interpretiert, das von epistemischen Agenten zur Durchführung kognitiver Aufgaben verwendet wird, anstatt als objektive Darstellung von Aspekten der Welt, die unabhängig von der Art und Weise ihrer Konstruktion existieren. Dies impliziert, dass Wissen unvermeidlich durch die Art und Weise, wie es konstruiert wird, geformt wird. Darüber hinaus wird die Art und Weise, wie verschiedene wissenschaftliche Disziplinen Wissen konstruieren, durch die Spezifika der jeweiligen Disziplin geleitet, die durch disziplinäre Perspektiven analysiert werden können. 🧠 Daraus folgt, dass Wissen und seine epistemischen Anwendungen nicht verstanden werden können, ohne zumindest ein gewisses Verständnis dafür zu haben, wie es konstruiert wird. Folglich benötigen wissenschaftliche Forscher sogenannte "metakognitive Gerüste", die ihnen bei der Analyse und Rekonstruktion der Wissenskonstruktionsprozesse und der Unterschiede zwischen den Disziplinen helfen. Im ingenieurwissenschaftlichen Paradigma werden diese metakognitiven Gerüste ebenfalls als epistemische Werkzeuge interpretiert, in diesem Fall jedoch als Werkzeuge, die die Analyse und Artikulation der Wissensproduktionsprozesse leiten, ermöglichen und einschränken (d. h. die epistemologischen Aspekte der Forschung erklären). In der interdisziplinären Forschung unterstützen solche metakognitiven Gerüste die interdisziplinäre Kommunikation mit dem Ziel, zu analysieren und zu artikulieren, wie jede Disziplin ihr Wissen konstruiert.</small>|}}
}}</ref>|<small> 📌 In der Wissenschaftspolitik wird allgemein anerkannt, dass die Lösung von Problemen auf wissenschaftlicher Basis interdisziplinäre Forschung erfordert. 📌 Die epistemologischen Prozesse, die zu einer effektiven interdisziplinären Forschung führen, sind jedoch noch wenig verstanden.  🧭 Dieser Artikel zielt darauf ab, eine Epistemologie der interdisziplinären Forschung (IDR) zu skizzieren, insbesondere zur Lösung von "realen" Problemen. Der Fokus liegt auf der Frage, warum Forscher kognitive und epistemische Schwierigkeiten bei der Durchführung interdisziplinärer Aktivitäten haben. Basierend auf einer Studie der Bildungsliteratur wird festgestellt, dass die Hochschulbildung keine klaren Vorstellungen von der Epistemologie der interdisziplinären Forschung und folglich davon hat, wie sie gelehrt werden soll. Es wird vermutet, dass die geringe philosophische Aufmerksamkeit für die Epistemologie der IDR auf die Vorherrschaft eines philosophischen Wissenschaftsparadigmas, des sogenannten "physikalischen Wissenschaftsparadigmas", zurückzuführen ist, das die Anerkennung der tiefen epistemologischen Herausforderungen der Interdisziplinarität sowohl in der Wissenschaftsphilosophie als auch in der Bildung und Forschung behindert.🧠 Es wird daher ein alternatives philosophisches Paradigma vorgeschlagen, das als "ingenieurwissenschaftliches Wissenschaftsparadigma" bezeichnet wird und andere Annahmen über Aspekte wie den Zweck der Wissenschaft, den Charakter des Wissens, die epistemischen und pragmatischen Kriterien für die Akzeptanz von Wissen und die Rolle technologischer Werkzeuge beinhaltet. Nach diesem ingenieurwissenschaftlichen Paradigma wird die Wissensproduktion zu epistemischen Zwecken zum Ziel der Wissenschaft, und "Wissen" (Theorien, Modelle, Gesetze, Konzepte) wird als epistemisches Werkzeug interpretiert, das von epistemischen Agenten zur Durchführung kognitiver Aufgaben verwendet wird, anstatt als objektive Darstellung von Aspekten der Welt, die unabhängig von der Art und Weise ihrer Konstruktion existieren. Dies impliziert, dass Wissen unvermeidlich durch die Art und Weise seiner Konstruktion geformt wird. Darüber hinaus wird die Art und Weise, wie verschiedene wissenschaftliche Disziplinen Wissen konstruieren, durch die Spezifika der jeweiligen Disziplin geleitet, die durch disziplinäre Perspektiven analysiert werden können. 🧠 Daraus folgt, dass Wissen und seine epistemischen Anwendungen nicht verstanden werden können, ohne zumindest ein gewisses Verständnis dafür zu haben, wie es konstruiert wird. Folglich benötigen Wissenschaftler sogenannte "metakognitive Gerüste", die ihnen bei der Analyse und Rekonstruktion der Wissenskonstruktionsprozesse und der Unterschiede zwischen den Disziplinen helfen. Im ingenieurwissenschaftlichen Paradigma werden diese metakognitiven Gerüste ebenfalls als epistemische Werkzeuge interpretiert, in diesem Fall jedoch als Werkzeuge, die die Analyse und Artikulation der Wissensproduktionsprozesse leiten, ermöglichen und einschränken (d. h. die epistemologischen Aspekte der Forschung erklären). In der interdisziplinären Forschung unterstützen solche metakognitiven Gerüste die interdisziplinäre Kommunikation mit dem Ziel, zu analysieren und zu artikulieren, wie jede Disziplin ihr Wissen konstruiert.</small>|}}


* Interdisziplinarität erfordert:
* Interdisziplinarität erfordert:
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* flexible epistemologische Modelle
* flexible epistemologische Modelle


Eine andere Studie schlägt eine ingenieurwissenschaftliche Interpretation von Wissen{{Tooltip|<sup>[15]</sup>|<ref>{{cita libro
Eine andere Studie schlägt eine ingenieurwissenschaftliche Interpretation des Wissens vor{{Tooltip|<sup>[15]</sup>|<ref>{{cita libro
| autore = Boon M
| autore = Boon M
| titolo = An engineering paradigm in the biomedical sciences: Knowledge as epistemic tool
| titolo = An engineering paradigm in the biomedical sciences: Knowledge as epistemic tool
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| anno = 2017
| anno = 2017
| DOI = 10.1016/j.pbiomolbio.2017.04.001
| DOI = 10.1016/j.pbiomolbio.2017.04.001
}}</ref>|<small>📌 Um die Komplexität biologischer Systeme zu bewältigen und anwendbare Ergebnisse zu erzielen, übernehmen die aktuellen biomedizinischen Wissenschaften Konzepte und Methoden aus den Ingenieurwissenschaften. Wissenschaftsphilosophen haben dieses Phänomen als das Aufkommen eines ingenieurwissenschaftlichen Paradigmas interpretiert, insbesondere in der Systembiologie und der synthetischen Biologie. Dieser Artikel zielt darauf ab, das angenommene ingenieurwissenschaftliche Paradigma im Gegensatz zum physikalischen Paradigma zu artikulieren, das den Aufstieg der Biochemie und Molekularbiologie unterstützt hat. Diese Artikulation basiert auf Kuhns Begriff der "disziplinären Matrix", die das ausmacht, was ein Paradigma darstellt. Es wird argumentiert, dass der Kern des physikalischen Paradigmas in seinen metaphysischen und ontologischen Annahmen liegt, während der Kern des ingenieurwissenschaftlichen Paradigmas im epistemischen Ziel besteht, nützliches Wissen zur Lösung von Problemen außerhalb der wissenschaftlichen Praxis zu produzieren. 🧠 Daher implizieren die beiden Paradigmen unterschiedliche Vorstellungen von Wissen. Während das physikalische Paradigma eine repräsentationale Vorstellung von Wissen beinhaltet, impliziert das ingenieurwissenschaftliche Paradigma die Vorstellung von "Wissen als epistemisches Werkzeug"</small>.}} in biomedizinischen Kontexten vor: Hier wird Wissen als 'aktives Werkzeug' zur Lösung komplexer klinischer Probleme betrachtet, mehr als eine bloße theoretische Darstellung der Realität.
}}</ref>|<small>📌 Um die Komplexität biologischer Systeme zu bewältigen und anwendbare Ergebnisse zu erzielen, übernehmen die aktuellen biomedizinischen Wissenschaften Konzepte und Methoden aus den Ingenieurwissenschaften. Wissenschaftsphilosophen haben dieses Phänomen als das Aufkommen eines ingenieurwissenschaftlichen Paradigmas interpretiert, insbesondere in der Systembiologie und der synthetischen Biologie. Dieser Artikel zielt darauf ab, das angenommene ingenieurwissenschaftliche Paradigma im Gegensatz zu dem physikalischen Paradigma zu artikulieren, das den Aufstieg der Biochemie und Molekularbiologie unterstützt hat. Diese Artikulation basiert auf Kuhns Begriff der "disziplinären Matrix", die das ausmacht, was ein Paradigma darstellt. Es wird argumentiert, dass der Kern des physikalischen Paradigmas in seinen metaphysischen und ontologischen Annahmen liegt, während der Kern des ingenieurwissenschaftlichen Paradigmas im epistemischen Ziel besteht, nützliches Wissen zur Lösung von Problemen außerhalb der wissenschaftlichen Praxis zu produzieren. 🧠 Daher implizieren die beiden Paradigmen unterschiedliche Vorstellungen von Wissen. Während das physikalische Paradigma eine repräsentationale Vorstellung von Wissen beinhaltet, impliziert das ingenieurwissenschaftliche Paradigma die Vorstellung von "Wissen als epistemisches Werkzeug"</small>.}} in biomedizinischen Kontexten: Hier wird Wissen als 'aktives Werkzeug' zur Lösung komplexer klinischer Probleme betrachtet, mehr als eine bloße theoretische Darstellung der Realität.


==🌐 Verso l’Innovazione Paradigmatica==
==🌐 Verso l’Innovazione Paradigmatica==
Die Schnittmenge dieser beiden Paradigmen bereichert nicht nur die wissenschaftliche Methode, sondern erzeugt 'Paradigmatische Innovationen', also echte epistemologische Sprünge.
Die Schnittstelle zwischen diesen beiden Paradigmen bereichert nicht nur die wissenschaftliche Methode, sondern erzeugt 'Paradigmatische Innovationen', das heißt echte epistemologische Sprünge.


🧬Wie Yegane Guven (2017) {{Tooltip|<sup>[16]</sup>|<ref>{{cita libro
🧬Wie Yegane Guven (2017) {{Tooltip|<sup>[16]</sup>|<ref>{{cita libro
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| anno = 2017
| anno = 2017
| DOI = 10.17096/jiufd.04646
| DOI = 10.17096/jiufd.04646
}}</ref>|<small>📌 In den letzten Jahren hat die Zahnmedizin eine Explosion wissenschaftlicher und technologischer Innovationen erlebt, die sowohl die klinische Praxis als auch die universitäre Ausbildung tiefgreifend verändern; virtuelle Realität, Nanotechnologie, Gewebetechnik, personalisierte Medizin und Stammzellen eröffnen neue Horizonte für Diagnosen und Behandlungen, während die Ausbildung Biowissenschaften, Bioinformatik und IKT integriert und auf Forschung, Problemlösung und erfahrungsbasiertes Lernen setzt; zu den vielversprechendsten Innovationen gehören Biomimetik, Speicheltests, Geweberegeneration und Gentherapien, mit dem Ziel, die Zahnmedizin in Richtung eines regenerativen und prädiktiven Modells zu verschieben; Akkreditierung und Aktualisierung der Lehrpläne bleiben entscheidend für eine zeitgemäße Ausbildung</small>}} in ihrem Überblick über digitale Medizin und Zahnmedizin feststellt, entsteht Innovation oft durch:
}}</ref>|<small>📌 In den letzten Jahren hat die Zahnmedizin eine Explosion wissenschaftlicher und technologischer Innovationen erlebt, die sowohl die klinische Praxis als auch die universitäre Ausbildung tiefgreifend verändern; virtuelle Realität, Nanotechnologie, Gewebeengineering, personalisierte Medizin und Stammzellen eröffnen neue Horizonte für Diagnosen und Behandlungen, während die Ausbildung Biowissenschaften, Bioinformatik und IKT integriert und auf Forschung, Problemlösung und erfahrungsbasiertes Lernen setzt; zu den vielversprechendsten Innovationen gehören Biomimetik, Speicheltests, Geweberegeneration und Gentherapien, mit dem Ziel, die Zahnmedizin in Richtung eines regenerativen und prädiktiven Modells zu verschieben; Akkreditierung und Aktualisierung der Lehrpläne bleiben grundlegend für eine zeitgemäße Ausbildung</small>}} in ihrer Übersicht über digitale Medizin und Zahnmedizin feststellt, entsteht Innovation oft durch:
* biologische und digitale Revolutionen
* biologische und digitale Revolutionen
* disziplinäre Kontaminationen
* disziplinäre Kontaminationen
* systemische statt reduktionistische Sichtweise
* systemische statt reduktionistische Sichtweise


Diese Veränderungen sind nicht inkrementell, sondern 'paradigmatisch', im Sinne, dass sie die gesamte Art und Weise verändern, wie wir klinische Systeme denken, beobachten und behandeln, ebenso wie die Kau-Funktion.
Diese Veränderungen sind nicht inkrementell, sondern 'paradigmatisch', im Sinne, dass sie die gesamte Art und Weise, wie wir klinische Systeme denken, beobachten und behandeln, ebenso verändern wie die Kaubewegung.


{{q2|Interdisziplinarität ist kein theoretischer Luxus, sondern eine praktische Notwendigkeit in der Medizin komplexer Systeme.}}
{{q2|Interdisziplinarität ist kein theoretischer Luxus, sondern eine praktische Notwendigkeit in der Medizin komplexer Systeme.}}


==Malokklusion==
==Malokklusion==
"Malokklusion" stammt aus dem Lateinischen 'malum' (schlecht) und 'occludere' (schließen), wörtlich "falscher Biss" der Zähne.{{Tooltip|<sup>[17]</sup>|<ref>https://it.wikipedia.org/wiki/Edward_Angle</ref>|<small> 📌 Als Vater der modernen Kieferorthopädie betrachtet, definierte Angle das erste Klassifikationssystem für Malokklusionen (Klasse I, Klasse II, usw.), das noch heute zur Beschreibung der Ausrichtung und Beziehung der Zähne verwendet wird; er vereinfachte das Design von kieferorthopädischen Geräten, gründete die erste Schule für Kieferorthopädie, die American Association of Orthodontists (später AAO) und die erste kieferorthopädische Zeitschrift und ist Autor des grundlegenden Werkes "Treatment of Malocclusion of the Teeth" (1887).</small>}} Obwohl intuitiv, impliziert der Begriff "Malokklusion" ein Werturteil ("schlecht"), das nicht immer durch funktionelle klinische Beweise gestützt wird.
"Malokklusion" stammt vom lateinischen 'malum' (schlecht) und 'occludere' (schließen) ab, was wörtlich "falscher Biss" der Zähne bedeutet.{{Tooltip|<sup>[17]</sup>|<ref>https://it.wikipedia.org/wiki/Edward_Angle</ref>|<small> 📌 Als Vater der modernen Kieferorthopädie betrachtet, definierte Angle das erste Klassifizierungssystem für Malokklusionen (Klasse I, Klasse II, etc.), das noch heute zur Beschreibung der Ausrichtung und Beziehung der Zähne verwendet wird; er vereinfachte das Design von kieferorthopädischen Geräten, gründete die erste Schule für Kieferorthopädie, die American Association of Orthodontists (später AAO) und die erste kieferorthopädische Zeitschrift und ist Autor des grundlegenden Werkes "Treatment of Malocclusion of the Teeth" (1887).</small>}} Obwohl intuitiv, impliziert der Begriff "Malokklusion" ein Werturteil ("schlecht"), das nicht immer durch funktionelle klinische Beweise gestützt wird.


🧪 Eine Suche auf PubMed nach dem Wort "malocclusion" ergibt über 33.000 Artikel.{{Tooltip|<sup>[18]</sup>|<ref>Pubmed, ''[https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/?term=%22malocclusion%22 Malocclusion]''</ref>|<small>https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/?term&#61;%22malocclusion%22</small>}} Sucht man jedoch nach "interdisziplinäre Diagnose der Malokklusion", sinken die Ergebnisse auf 245 Artikel {{Tooltip|<sup>[19]</sup>|<ref>Pubmed, ''[https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/?term=interdisciplinary+diagnostics+of+malocclusions Interdisziplinäre Diagnose der Malokklusionen]''</ref>|3=<small>https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/?term=interdisciplinary+diagnostics+of+malocclusions</small>}} und wenn man dieser Anfrage 'Differentialdiagnose' hinzufügt, sinkt das Ergebnis auf nur 5 Artikel.{{Tooltip|<sup>[20]</sup>|<ref>https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/?term=interdisciplinary+diagnostics+of+malocclusions+AND+differential+diagnosis</ref>|<small>https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/?term&#61;interdisciplinary+diagnostics+of+malocclusions+AND+differential+diagnosis</small>}}
🧪 Eine Suche auf PubMed nach dem Begriff "malocclusion" ergibt über 33.000 Artikel.{{Tooltip|<sup>[18]</sup>|<ref>Pubmed, ''[https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/?term=%22malocclusion%22 Malocclusion]''</ref>|<small>https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/?term&#61;%22malocclusion%22</small>}} Sucht man jedoch nach "interdisziplinäre Diagnostik der Malokklusion", sinken die Ergebnisse auf 245 Artikel {{Tooltip|<sup>[19]</sup>|<ref>Pubmed, ''[https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/?term=interdisciplinary+diagnostics+of+malocclusions Interdisziplinäre Diagnostik der Malokklusionen]''</ref>|3=<small>https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/?term=interdisciplinary+diagnostics+of+malocclusions</small>}} und fügt man dieser Anfrage 'Differentialdiagnose' hinzu, sinkt das Ergebnis auf nur 5 Artikel.{{Tooltip|<sup>[20]</sup>|<ref>https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/?term=interdisciplinary+diagnostics+of+malocclusions+AND+differential+diagnosis</ref>|<small>https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/?term&#61;interdisciplinary+diagnostics+of+malocclusions+AND+differential+diagnosis</small>}}


{{qnq|Diese Daten legen nahe, dass das Konzept der "Malokklusion" übermäßig verwendet wurde, ohne angemessene funktionelle Vertiefung.}}
{{qnq|Diese Daten deuten darauf hin, dass das Konzept der "Malokklusion" übermäßig verwendet wurde, ohne angemessene funktionelle Vertiefung.}}


📌 Eine Studie von Smaglyuk et al. betont die Notwendigkeit eines interdisziplinären Diagnoseansatzes, insbesondere bei Kindern{{Tooltip|<sup>[21]</sup>|<ref>{{cita libro
📌 Eine Studie von Smaglyuk et al. betont die Notwendigkeit eines interdisziplinären diagnostischen Ansatzes, insbesondere bei Kindern{{Tooltip|<sup>[21]</sup>|<ref>{{cita libro
| autor = Smaglyuk LV
| autor = Smaglyuk LV
| autor2 = Voronkova HV
| autor2 = Voronkova HV
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| werk = Wiad Lek
| werk = Wiad Lek
| jahr = 2019
| jahr = 2019
}}</ref>|<small>📌 Einleitung: Die Hauptaufgabe der modernen Kieferorthopädie besteht darin, einen ausgewogenen und morphologisch stabilen Biss zu schaffen, der mit der Gesichtsästhetik und der funktionellen Anpassung harmoniert. 🧭 Ziel der Studie ist es, die Beziehung zwischen dentofazialen Anomalien und somatischen Erkrankungen zu untersuchen. Patienten und Methoden: Materialien und Methoden: Es wurde eine Literaturstudie unter Verwendung der Datenbanken Medline und Google Scholar durchgeführt. 🧭 Überprüfung: Der menschliche Körper ist ein biologisches System, das aus miteinander verbundenen und untergeordneten Elementen besteht. Jede Anomalie in der Funktion dieses Systems kann eine funktionelle Störung in einem einzelnen Organ verursachen. Dieses Prinzip gilt vollständig für dentofaziale Anomalien und Deformationen, deren Entwicklung eng mit anderen Erkrankungen verbunden ist. 🧠 Die Diagnose, die therapeutische Strategie und die Prävention von dentofazialen Anomalien und Deformationen sollten im Kontext der Integrität des noch nicht vollständig entwickelten kindlichen Organismus betrachtet werden, wobei die Wechselbeziehung zwischen der Form und den Funktionen seiner Organe und Systeme anerkannt wird.</small>}}
}}</ref>|<small>📌 Einführung: Die Hauptaufgabe der modernen Kieferorthopädie besteht darin, einen ausgewogenen und morphologisch stabilen Biss zu schaffen, der mit der Gesichtsästhetik und der funktionellen Anpassung harmoniert. 🧭 Ziel der Studie ist es, die Beziehung zwischen dentofazialen Anomalien und somatischen Erkrankungen zu untersuchen. Patienten und Methoden: Materialien und Methoden: Es wurde eine Literaturstudie unter Verwendung der Datenbanken Medline und Google Scholar durchgeführt. 🧭 Überprüfung: Der menschliche Körper ist ein biologisches System, das aus miteinander verbundenen und untergeordneten Elementen besteht. Jede Anomalie in der Funktion dieses Systems kann eine funktionelle Störung in einem einzelnen Organ verursachen. Dieses Prinzip gilt vollständig für dentofaziale Anomalien und Deformationen, deren Entwicklung eng mit anderen Pathologien verbunden ist. 🧠 Die Diagnostik, die therapeutische Strategie und die Prävention von dentofazialen Anomalien und Deformationen sollten im Kontext der Integrität des noch nicht vollständig entwickelten Organismus des Kindes betrachtet werden, wobei die Wechselbeziehung zwischen der Form und den Funktionen seiner Organe und Systeme anerkannt wird.</small>}}


{{q2|Die Diagnose, die therapeutischen Strategien und die Prävention von dentofazialen Anomalien müssen den Organismus als Ganzes betrachten, insbesondere bei Kindern in der Entwicklungsphase.}}
{{q2|Die Diagnostik, die therapeutischen Strategien und die Prävention von dentofazialen Anomalien müssen den Organismus als Ganzes betrachten, insbesondere bei Kindern in der Entwicklungsphase.}}


==📊 In Richtung „Okklusale Dysmorphien“==
==📊 In Richtung „Okklusale Dysmorphien“==
📎 In Masticationpedia spricht man lieber von „Okklusalen Dysmorphien“, weil:
📎 In Masticationpedia spricht man lieber von „Okklusale Dysmorphien“, weil:


- nicht alle asymmetrischen Okklusionen pathologisch sind
- nicht alle asymmetrischen Okklusionen pathologisch sind
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Er wäre ein Kandidat für:
Er wäre ein Kandidat für:
* kieferorthopädische Behandlung
* kieferorthopädische Behandlung
* orthognatische Chirurgie
* orthognathische Chirurgie


Der Patient 'lehnt die Therapie ab' und gibt eine normale Kauleistung an. Der Zahnarzt erklärt die langfristigen Risiken, respektiert jedoch die Entscheidung.
Der Patient 'lehnt die Therapie ab' und gibt an, eine normale Kauleistung zu haben. Der Zahnarzt erklärt die langfristigen Risiken, respektiert jedoch die Entscheidung.


{{qnq|Was sagt uns dieser Fall?}}
{{qnq|Was sagt uns dieser Fall?}}
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<gallery mode="slideshow">
<gallery mode="slideshow">
File:Occlusal Centric view in open and cross bite patient.jpg|'''Abbildung 1a:''' Zentrische Okklusalansicht eines Patienten mit Kreuzbiss und offenem Biss.
File:Occlusal Centric view in open and cross bite patient.jpg|'''Abbildung 1a:''' Zentrische Okklusalansicht eines Patienten mit Kreuz- und offenem Biss.
File:Bilateral Electric Transcranial Stimulation.jpg|'''Abbildung 1b:''' Bilaterale transkranielle Stimulation: Symmetrie der Masseter.
File:Bilateral Electric Transcranial Stimulation.jpg|'''Abbildung 1b:''' Bilaterale transkraniale Stimulation: Symmetrie der Masseter.
File:Jaw Jerk .jpg|'''Abbildung 1c:''' Kieferreflex: funktionelle Symmetrie bestätigt.
File:Jaw Jerk .jpg|'''Abbildung 1c:''' Kieferreflex: funktionelle Symmetrie bestätigt.
File:Mechanic Silent Period.jpg|'''Abbildung 1d:''' Mechanische stille Periode: ausgeglichene bilaterale Aktivierung.
File:Mechanic Silent Period.jpg|'''Abbildung 1d:''' Mechanische stille Periode: ausgeglichene bilaterale Aktivierung.
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==Diskussion==
==Diskussion==
Die Betrachtung des Kauapparats als ein komplexes System wird durch die jüngsten Entwicklungen in der angewandten Neurophysiologie der dentalen Okklusion weiter gestützt. Studien an Tiermodellen, insbesondere an Sprague-Dawley-Ratten, haben gezeigt, dass selbst minimale okklusale Veränderungen (z.B. das Kürzen des unteren Schneidezahns) signifikante Veränderungen in der primären motorischen Gesichtsrinde (face-M1) hervorrufen können, mit offensichtlichen Manifestationen funktioneller und struktureller Neuroplastizität{{Tooltip|<sup>[22]</sup>|<ref>Avivi-Arber L, Lee JC, Sessle BJ. Motor cortex neuroplasticity associated with dental occlusion. J Dent Res. 2015;94(12):1751–9. doi:10.1177/0022034515596345</ref>|<small>. 🧠 Die Veränderung der dentalen Okklusion kann die sensorisch-motorischen oralen Funktionen beeinflussen, und nicht alle Patienten können sich an restaurative Behandlungen anpassen. Studien an Sprague-Dawley-Ratten haben gezeigt, dass die Neuroplastizität der primären motorischen Gesichtsrinde (face-M1) als Reaktion auf wiederholtes Kürzen der unteren Schneidezähne und anschließende Wiederherstellung der okklusalen Kontakte auftritt. Die Veränderungen, die mit intrakortikaler Mikro-Stimulation (ICMS) kartiert wurden, zeigten signifikante Unterschiede zwischen den Gehirnhälften in der Latenz und Verteilung der motorischen Zonen der Zunge und des Unterkiefers. Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Neuroplastizität der face-M1 ein adaptiver Mechanismus sein könnte, um auf Veränderungen der dentalen Okklusion zu reagieren.</small>}}
Die Betrachtung des Kauapparats als ein komplexes System wird durch die jüngsten Entwicklungen in der angewandten Neurophysiologie der Zahnokklusion weiter untermauert. Studien an Tiermodellen, insbesondere an Sprague-Dawley-Ratten, haben gezeigt, dass selbst minimale Okklusionsänderungen (z.B. das Kürzen des unteren Schneidezahns) signifikante Veränderungen in der primären motorischen Gesichtsrinde (face-M1) hervorrufen können, mit offensichtlichen Manifestationen funktioneller und struktureller Neuroplastizität{{Tooltip|<sup>[22]</sup>|<ref>Avivi-Arber L, Lee JC, Sessle BJ. Motor cortex neuroplasticity associated with dental occlusion. J Dent Res. 2015;94(12):1751–9. doi:10.1177/0022034515596345</ref>|<small>. 🧠 Die Veränderung der Zahnokklusion kann die sensorisch-motorischen Funktionen des Mundes beeinflussen, und nicht alle Patienten können sich an restaurative Behandlungen anpassen. Bei der Untersuchung von Sprague-Dawley-Ratten wurde eine Neuroplastizität der primären motorischen Gesichtsrinde (face-M1) als Reaktion auf wiederholtes Kürzen der unteren Schneidezähne und anschließende Wiederherstellung der Okklusionskontakte beobachtet. Die Veränderungen, die mit intrakortikaler Mikrostimulation (ICMS) kartiert wurden, zeigten signifikante Unterschiede zwischen den Gehirnhälften in der Latenz und Verteilung der motorischen Bereiche der Zunge und des Unterkiefers. Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Neuroplastizität der face-M1 ein Anpassungsmechanismus sein könnte, um auf Veränderungen der Zahnokklusion zu reagieren.</small>}}


Solche kortikalen Veränderungen umfassen beispielsweise die Variation der Aktivierungslatenz der Zunge zwischen den Gehirnhälften, die Variation der Anzahl der kortikalen Aktivierungsstellen der Zunge und des Unterkiefers sowie die Veränderung der Tiefe des Schwerpunkts der beteiligten kortikalen Bereiche. Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass der Verlust und die anschließende Wiederherstellung der okklusalen Kontakte die orofazialen motorischen Repräsentationen verändern können und somit neue interpretative Modelle der Kau-Funktion auf der Grundlage adaptiver Neuroplastizität eröffnen.
Solche kortikalen Veränderungen umfassen beispielsweise die Variation der Aktivierungslatenz der Zunge zwischen den Gehirnhälften, die Variation der Anzahl der kortikalen Aktivierungsstellen der Zunge und des Unterkiefers sowie die Veränderung der Tiefe des Schwerpunkts der beteiligten kortikalen Bereiche. Diese Ergebnisse legen nahe, dass der Verlust und die anschließende Wiederherstellung der Okklusionskontakte die orofazialen motorischen Repräsentationen verändern können und somit neue interpretative Modelle der Kau-Funktion auf der Grundlage adaptiver Neuroplastizität eröffnen.


Parallel dazu zeigt sich, dass sowohl die primäre somatosensorische Rinde (face-SI) als auch die motorische Rinde (face-MI) eine zentrale Rolle bei der orofazialen sensomotorischen Integration spielen, indem sie nicht nur den Beginn und die Kontrolle freiwilliger Bewegungen (z.B. Unterkieferöffnung) steuern, sondern auch semi-automatische Bewegungen wie Kauen und Schlucken{{Tooltip|<sup>[23]</sup>|<ref>Avivi-Arber L, Martin R, Lee JC, Sessle BJ. The Face Sensorimotor Cortex and its Neuroplasticity in Health and Disease. J Dent Res. 2019;98(11):1184–94. doi:10.1177/0022034519865385</ref>|<small>🧠 Die somatosensorische und motorische Gesichtsrinde reguliert automatische und freiwillige orofaziale Bewegungen. Ihre Neuroplastizität ermöglicht es, sich an orale Veränderungen (wie Okklusionsveränderungen oder Prothesen) anzupassen oder nicht, was die Wiederherstellung sensorisch-motorischer Funktionen und die Lebensqualität beeinflusst, insbesondere bei Patienten mit neurologischen Störungen oder orofazialen Schmerzen.</small>}}
Parallel dazu zeigt sich, dass sowohl der primäre somatosensorische Kortex (face-SI) als auch der motorische Kortex (face-MI) eine zentrale Rolle bei der orofazialen sensomotorischen Integration spielen, indem sie nicht nur den Beginn und die Kontrolle freiwilliger Bewegungen (z.B. Unterkieferöffnung) steuern, sondern auch halbautomatische Bewegungen wie Kauen und Schlucken {{Tooltip|<sup>[23]</sup>|<ref>Avivi-Arber L, Martin R, Lee JC, Sessle BJ. The Face Sensorimotor Cortex and its Neuroplasticity in Health and Disease. J Dent Res. 2019;98(11):1184–94. doi:10.1177/0022034519865385</ref>|<small>🧠 Der somatosensorische und motorische Gesichtskortex reguliert automatische und freiwillige orofaziale Bewegungen. Ihre Neuroplastizität ermöglicht es, sich an orale Veränderungen (wie Okklusionsänderungen oder Prothesen) anzupassen oder nicht, was die Wiederherstellung der sensorisch-motorischen Funktionen und die Lebensqualität beeinflusst, insbesondere bei Patienten mit neurologischen Störungen oder orofazialen Schmerzen.</small>}}


Diese beiden kortikalen Bereiche sind zwar funktional unterschiedlich, aber tief miteinander verbunden: Die face-MI erhält kontinuierliche Eingaben von der face-SI, und zusammen bilden sie den sogenannten „face sensorimotor cortex“{{Tooltip|<sup>[24]</sup>|<ref>Iwata K, Sessle BJ. Neural Basis of Orofacial Functions in Health and Disease. J Dent Res. 2019;98(11):1185–1195. doi:10.1177/0022034519865372</ref>|<small>🧠 Dieser Artikel bietet einen Überblick über die neuronalen Mechanismen, die an den somatosensorischen und motorischen Funktionen des Gesichts und des Mundes beteiligt sind, und in begrenzterem Umfang des Rachens und des Kehlkopfes. Der Schwerpunkt liegt insbesondere auf der neuronalen Basis des Tastsinns, der Temperatur und des orofazialen Schmerzes, mit besonderem Augenmerk auf den Schmerz, da dieser in der Haut, den Zähnen, den Muskeln, den Gelenken und anderen Geweben der orofazialen Region häufig vorkommt und durch verschiedene Schmerzsyndrome langanhaltende Leiden verursachen kann. Es wird auch besonderes Augenmerk auf die neuronalen Prozesse gelegt, die die zahlreichen Reflexe und anderen motorischen Funktionen des orofazialen Bereichs regulieren, insbesondere diejenigen, die mit dem Kauen, Schlucken und den damit verbundenen neuromuskulären Funktionen verbunden sind. Nur wenige Details sind anderen wichtigen Funktionen des Gesichts und des Mundes gewidmet, wie dem Geruchssinn, dem Geschmack und der Sprache.</small>}}. Ihre integrierte Aktivität wird durch komplexe zentrale Schaltkreise vermittelt, die direkte kortikobulbäre Projektionen zu den motorischen Kernen der Hirnnerven (insbesondere dem Trigeminuskern) umfassen, die für die Unterkiefermuskulatur verantwortlich sind.
Diese beiden kortikalen Bereiche sind zwar funktional unterschiedlich, aber tief miteinander verbunden: Der face-MI erhält kontinuierliche Eingaben vom face-SI, und zusammen bilden sie den sogenannten „face sensorimotor cortex“{{Tooltip|<sup>[24]</sup>|<ref>Iwata K, Sessle BJ. Neural Basis of Orofacial Functions in Health and Disease. J Dent Res. 2019;98(11):1185–1195. doi:10.1177/0022034519865372</ref>|<small>🧠 Dieser Artikel bietet einen Überblick über die neuronalen Mechanismen, die an den somatosensorischen und motorischen Funktionen des Gesichts und des Mundes beteiligt sind, und in begrenzterem Maße des Rachens und des Kehlkopfes. Der Schwerpunkt liegt insbesondere auf der neuronalen Basis des Tastsinns, der Temperatur und des orofazialen Schmerzes, mit besonderem Augenmerk auf den Schmerz, da dieser häufig in der Haut, den Zähnen, den Muskeln, den Gelenken und anderen Geweben der orofazialen Region auftritt und durch verschiedene schmerzhafte Zustände oder Syndrome langfristiges Leiden verursachen kann. Es wird auch besonderer Wert auf die neuronalen Prozesse gelegt, die die zahlreichen Reflexe und anderen motorischen Funktionen des orofazialen Bereichs regulieren, insbesondere diejenigen, die mit dem Kauen, Schlucken und den damit verbundenen neuromuskulären Funktionen verbunden sind. Nur wenige Details sind anderen wichtigen Funktionen des Gesichts und des Mundes gewidmet, wie Geruch, Geschmack und Sprache.</small>}} Ihre integrierte Aktivität wird durch komplexe zentrale Schaltkreise vermittelt, die direkte kortikobulbäre Projektionen zu den motorischen Kernen der Hirnnerven (insbesondere dem Trigeminuskern) umfassen, die für die Aktivierung der Unterkiefermuskulatur verantwortlich sind.


Die Fähigkeit dieser Bereiche, plastische Umorganisationen (Neuroplastizität) zu durchlaufen, stellt einen grundlegenden Mechanismus dar, durch den sich das Nervensystem an periphere Veränderungen—wie Zahnverlust, Traumata oder die Einführung von Prothesen—sowie an sensorische Stimulationen und das Erlernen neuer motorischer Fähigkeiten anpasst{{Tooltip|<sup>[25]</sup>|<ref>Review Prog Brain Res. 2011:188:71-82. doi: 10.1016/B978-0-444-53825-3.00010-3. Chapter 5--face sensorimotor cortex: its role and neuroplasticity in the control of orofacial movements. Barry J Sessle , PMID: 21333803 DOI: 10.1016/B978-0-444-53825-3.00010-3</ref>.|<Small>Die Bandbreite und Komplexität der orofazialen Bewegungen erfordern ausgeklügelte neuronale Schaltkreise, die diese Bewegungen koordinieren und kontrollieren und ihre Integration mit anderen motorischen Mustern wie denen, die mit Atmung und Gehen verbunden sind, gewährleisten. Dieses Kapitel ist Jim Lund gewidmet, dessen zahlreiche Studien wichtige Beiträge zu unserem Wissen über die Rolle des Hirnstamms und der Großhirnrinde bei der Kontrolle der orofazialen Motorik geleistet haben. Unsere Forschungen mit intrakortikaler Mikro-Stimulation (ICMS), kortikalem Kälteblock und Einzelneuronaufzeichnungen haben dokumentiert, dass die primäre motorische Rinde (MI) des Gesichts und die primäre somatosensorische Rinde (SI) an der Kontrolle nicht nur elementarer und erlernter orofazialer Bewegungen, sondern auch der sogenannten semi-automatischen Bewegungen wie Kauen und Schlucken beteiligt sind, deren Kontrolle in der Vergangenheit weitgehend Mechanismen des Hirnstamms zugeschrieben wurde. Jüngste Studien haben zudem dokumentiert, dass die Neuroplastizität der sensomotorischen Gesichtsrinde eine Eigenschaft von Menschen und Tieren ist, die in ein neues orales Bewegungsverhalten trainiert wurden und dynamische und adaptive Ereignisse widerspiegelt, die durch bedeutende Verhaltensweisen wie Schmerz und andere Veränderungen der oralen Umgebung modelliert werden können. Darüber hinaus deuten unsere Ergebnisse zu den störenden Effekten des Kälteblocks der sensomotorischen Gesichtsrinde darauf hin, dass sowohl die MI als auch die SI des Gesichts für die effektive Ausführung einer erlernten orofazialen motorischen Fähigkeit unerlässlich sind. Zukünftige Studien, die darauf abzielen, diese Veränderungen weiter zu demonstrieren, ihre zugrunde liegenden Mechanismen und ihre Abfolge des Auftretens in der sensomotorischen Gesichtsrinde und den damit verbundenen kortikalen Bereichen zu verstehen, sind entscheidende Schritte zum Verständnis der intrakortikalen Prozesse, die der neuroplastizitätsbedingten oralen motorischen Lern- und Anpassungsfähigkeit zugrunde liegen. Angesichts der Rolle, die kortikale Neuronenensembles bei der Ausführung, dem Lernen und der motorischen Anpassung spielen (Nicolelis und Lebedev, 2009), sollten diese Studien die Eigenschaften und die Plastizität der Neuronenensembles in verschiedenen damit verbundenen kortikalen Bereichen sowie eine spezifische Aufmerksamkeit auf einzelne Neuronen oder efferente Mikrozonen innerhalb der MI oder SI des Gesichts umfassen. Wie kürzlich beobachtet (Martin, 2009; Sessle et al., 2007, 2009), sind solche Forschungsansätze auch wichtig, um verbesserte Rehabilitationsstrategien zu entwickeln, die diese Mechanismen bei Menschen mit chronischen orofazialen Schmerzen oder sensomotorischen Störungen nutzen.</Small>}}<blockquote>Angesichts dieser Daten ist es offensichtlich, dass Veränderungen der kraniofazialen und okklusalen Morphologie—traditionell durch statische biomechanische Modelle interpretiert—stattdessen in einer dynamischen funktionalen Perspektive verstanden werden müssen. Die klinische Bewertung des Patienten kann daher nicht ohne eine Integration von Morphologie, Funktion und neurophysiologischer Reaktion erfolgen. Nicht jede "Malokklusion" erfordert eine Behandlung, ebenso wie nicht jede "ideale Okklusion" funktionelles Wohlbefinden garantiert.</blockquote>Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die trigeminale Neuroplastizität als Schlüssel zum Verständnis der Anpassung (oder der fehlenden Anpassungsfähigkeit) an okklusale Veränderungen hervorgeht. Sie muss sowohl die Diagnose als auch die therapeutischen Strategien leiten und inspirieren, indem sie wirklich personalisierte Rehabilitationsprotokolle entwickelt. Die OrthoNeuroGnathodontischen Behandlungen und darüber hinaus, die auf dieser systemischen Sichtweise basieren, stellen das fortschrittlichste und kohärenteste klinische Modell dar, um die Herausforderungen der modernen Zahnmedizin zu bewältigen.
Die Fähigkeit dieser Bereiche, plastische Reorganisationen (Neuroplastizität) zu durchlaufen, stellt einen grundlegenden Mechanismus dar, mit dem sich das Nervensystem an periphere Veränderungen—wie Zahnverlust, Traumata oder die Einführung von Prothesen—sowie an sensorische Stimulationen und das Erlernen neuer motorischer Fähigkeiten anpasst {{Tooltip|<sup>[25]</sup>|<ref>Review Prog Brain Res. 2011:188:71-82. doi: 10.1016/B978-0-444-53825-3.00010-3. Chapter 5--face sensorimotor cortex: its role and neuroplasticity in the control of orofacial movements. Barry J Sessle , PMID: 21333803 DOI: 10.1016/B978-0-444-53825-3.00010-3</ref>.|<small>Das Spektrum und die Komplexität der orofazialen Bewegungen erfordern ausgeklügelte neuronale Schaltkreise, die diese Bewegungen koordinieren und kontrollieren und ihre Integration mit anderen motorischen Mustern wie denen, die mit Atmung und Gehen verbunden sind, sicherstellen. Dieses Kapitel ist Jim Lund gewidmet, dessen zahlreiche Studien wichtige Beiträge zu unserem Wissen über die Rolle des Hirnstamms und des Kortex bei der Kontrolle der orofazialen Motorik geleistet haben. Unsere Forschungen mit intrakortikaler Mikrostimulation (ICMS), kortikaler Kälteblockade und Einzelneuronaufzeichnungen haben dokumentiert, dass die primäre motorische (MI) und die primäre somatosensorische (SI) Gesichtsrinde nicht nur an der Kontrolle elementarer und erlernter orofazialer Bewegungen beteiligt sind, sondern auch an den sogenannten halbautomatischen Bewegungen wie Kauen und Schlucken, deren Kontrolle in der Vergangenheit weitgehend Mechanismen des Hirnstamms zugeschrieben wurde. Jüngste Studien haben zudem dokumentiert, dass die Neuroplastizität der sensomotorischen Gesichtsrinde eine Eigenschaft von Menschen und Tieren ist, die in ein neues orales Bewegungsverhalten trainiert wurden, und dass sie dynamische und adaptive Ereignisse widerspiegelt, die durch bedeutende Verhaltensweisen wie Schmerz und andere Veränderungen der oralen Umgebung modelliert werden können. Darüber hinaus zeigen unsere Ergebnisse zu den störenden Auswirkungen der Kälteblockade der sensomotorischen Gesichtsrinde, dass auch die MI und SI des Gesichts für die effektive Ausführung einer erlernten orofazialen motorischen Fähigkeit von entscheidender Bedeutung sind. Zukünftige Studien, die darauf abzielen, diese Veränderungen, ihre zugrunde liegenden Mechanismen und ihre Abfolge im sensomotorischen Gesichtskortex und in den damit verbundenen kortikalen Bereichen weiter zu demonstrieren, sind entscheidende Schritte zum Verständnis der intrakortikalen Prozesse, die der neuroplastischen Anpassung und dem oralen motorischen Lernen zugrunde liegen. Angesichts der Rolle, die kortikale Neuronenensembles bei der Ausführung, dem Lernen und der Anpassung motorischer Fähigkeiten spielen (Nicolelis und Lebedev, 2009), sollten diese Studien die Eigenschaften und die Plastizität von Neuronenensembles in verschiedenen damit verbundenen kortikalen Bereichen sowie eine spezifische Aufmerksamkeit auf einzelne Neuronen oder efferente Mikrobereiche innerhalb der MI oder SI des Gesichts umfassen. Wie kürzlich beobachtet (Martin, 2009; Sessle et al., 2007, 2009), sind solche Forschungsansätze auch wichtig, um verbesserte Rehabilitationsstrategien zu entwickeln, die diese Mechanismen bei Menschen nutzen, die an chronischen orofazialen Schmerzen oder sensomotorischen Störungen leiden.</small>}}<blockquote>Angesichts dieser Daten ist es offensichtlich, dass Veränderungen der kraniofazialen und okklusalen Morphologie—traditionell durch statische biomechanische Modelle interpretiert—stattdessen in einer dynamischen funktionalen Perspektive verstanden werden müssen. Die klinische Bewertung des Patienten kann daher nicht ohne eine Integration von Morphologie, Funktion und neurophysiologischer Reaktion erfolgen. Nicht jede "Malokklusion" erfordert eine Behandlung, ebenso wie nicht jede "ideale Okklusion" funktionelles Wohlbefinden garantiert.</blockquote>Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die trigeminale Neuroplastizität als Schlüssel zum Verständnis der Anpassung (oder fehlenden Anpassungsfähigkeit) an Okklusionsänderungen hervorgeht. Sie muss sowohl die Diagnose als auch die therapeutischen Strategien leiten und inspirieren, indem sie wirklich personalisierte Rehabilitationsprotokolle entwickelt. Die OrthoNeuroGnathodontischen Behandlungen und nicht nur diese, die auf dieser systemischen Sichtweise basieren, stellen das fortschrittlichste und kohärenteste klinische Modell dar, um die Herausforderungen der modernen Zahnmedizin zu bewältigen.


== Conclusione ==
== Conclusione ==
.🔁 Bevor wir abschließen, ist es wichtig klarzustellen, dass das 'Kausystem' nicht als einfacher biomechanischer Mechanismus betrachtet werden kann, ohne es mit einem neurophysiologischen Kontrollsystem zu verbinden, das im Wesentlichen ein 'Komplexes System' bestimmt. {{Tooltip|<sup>[26]</sup>|<ref>https://en.wikipedia.org/wiki/Complex_system</ref>|<small> 📌 Ein komplexes System ist ein dynamisches System mit mehreren Komponenten, das aus verschiedenen Teilsystemen besteht, die typischerweise in einer wechselseitigen Abhängigkeit miteinander interagieren und analytisch durch mathematische Modelle beschrieben werden können. Diese Art von System wird im Rahmen der Komplexitätstheorie untersucht. Es ist typischerweise ein globaler Ansatz erforderlich, da es nicht möglich ist, analytisch alle Komponenten mit ihren Wechselwirkungen zu lösen, während es nützlich ist, sich auf komplexe Computersimulationen zu verlassen, um das dynamische Verhalten jeder Komponente sowie die gegenseitigen Wechselwirkungen zu bewerten/analysieren, die einfach oder linear oder nicht linear beschrieben werden können (siehe dynamisches System). Typisch für komplexe Systeme sind die Konzepte der Selbstorganisation und des emergenten Verhaltens. Die Annahme eines komplexen Systems umfasst somit die meisten realen physikalischen Systeme mit vielen Komponenten im Vergleich zu den als "einfach" betrachteten Systemen, die eher typisch für die klassische Physik sind.</small>}}
.🔁 Bevor wir abschließen, ist es wichtig klarzustellen, dass das 'Kausystem' nicht als einfacher biomechanischer Mechanismus betrachtet werden kann, ohne es mit einem neurophysiologischen Kontrollsystem zu verbinden, das im Wesentlichen ein 'Komplexes System' bestimmt. {{Tooltip|<sup>[26]</sup>|<ref>https://en.wikipedia.org/wiki/Complex_system</ref>|<small> 📌 Ein komplexes System ist ein dynamisches System mit mehreren Komponenten, das aus verschiedenen Teilsystemen besteht, die typischerweise in einer wechselseitigen Abhängigkeit miteinander interagieren und analytisch durch mathematische Modelle beschrieben werden können. Diese Art von System wird im Rahmen der Komplexitätstheorie untersucht. Es ist typischerweise ein globaler Ansatz erforderlich, da es nicht möglich ist, alle Komponenten und ihre Interaktionen analytisch zu lösen, während es nützlich ist, sich auf komplexe Computersimulationen zu verlassen, um das dynamische Verhalten jeder Komponente sowie die gegenseitigen Interaktionen zu bewerten/analysieren, die einfach, d.h. linear oder nichtlinear beschrieben werden können (siehe dynamisches System). Typisch für komplexe Systeme sind die Konzepte der Selbstorganisation und des emergenten Verhaltens. Die Annahme eines komplexen Systems umfasst somit die meisten realen physikalischen Systeme mit vielen Komponenten im Vergleich zu den als "einfach" angesehenen Systemen, die eher typisch für die klassische Physik sind.</small>}}


🧩 Dies impliziert, dass Elemente wie:
🧩 Dies impliziert, dass Elemente wie:
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- Zentrales Trigeminusnervensystem
- Zentrales Trigeminusnervensystem


nicht isoliert agieren, das biologische System in biomechanisch und neurophysiologisch segmentieren, sondern in 'Synergie', wodurch ein "Emergentes Verhalten" entsteht. {{Tooltip||2=Der **Masseterische Stille-Periode** (MSP) ist ein relevantes Beispiel für emergentes Verhalten in der neurophysiologischen Mastikation. Dieser Reflex wird durch plötzliche Schläge auf das Kinn aktiviert, was zu einer kurzen Unterbrechung der elektrischen Aktivität im Massetermuskel führt und eng mit der Rekrutierung von motorischen Einheiten verbunden ist. Während der MSP gibt es eine spezifische Modulation der Rekrutierung von motorischen Einheiten, die vom zentralen Nervensystem reguliert wird, um auf äußere Reize zu reagieren. Im Kontext des emergenten Verhaltens ist dieser Reflex nicht auf einen einzelnen Muskel beschränkt, sondern stellt eine koordinierte Antwort dar, die Synergien zwischen verschiedenen neuronalen Zentren und antagonistischen Muskeln umfasst. Mathematisch können wir die Wahrscheinlichkeit <math>P(R)</math> einer emergenten Antwort als Funktion der Eingangsvariablen <math>x_1, x_2, \ldots, x_n</math> beschreiben, die die Aktivierung der motorischen Einheiten beeinflussen: <math>P(R) = f(x_1, x_2, \ldots, x_n)</math>, wobei <math>f</math> die nichtlineare Interaktion zwischen den eingehenden Reizen (wie Art und Intensität des Schlags auf das Kinn) und den zentralen Integrationsprozessen des Trigeminussystems darstellt. Dieses Modell hilft zu verstehen, wie die MSP eine integrierte und adaptive Antwort widerspiegelt, die aus komplexen neurophysiologischen Schaltkreisen entsteht, anstatt aus einem einzigen neuronalen Pfad.}}
nicht isoliert agieren, das biologische System in biomechanisch und neurophysiologisch segmentieren, sondern in 'Synergie', ein "Emergentes Verhalten" erzeugen. {{Tooltip||2=Der **Masseterische Stille-Periode** (MSP) ist ein relevantes Beispiel für emergentes Verhalten in der neurophysiologischen Kieferfunktion. Dieser Reflex wird durch plötzliche Schläge auf das Kinn ausgelöst, was zu einer kurzen Unterbrechung der elektrischen Aktivität im Massetermuskel führt und eng mit der Rekrutierung von motorischen Einheiten verbunden ist. Während der MSP gibt es eine spezifische Modulation der Rekrutierung von motorischen Einheiten, die vom zentralen Nervensystem reguliert wird, um auf äußere Reize zu reagieren. Im Kontext des emergenten Verhaltens ist dieser Reflex nicht auf einen einzelnen Muskel beschränkt, sondern stellt eine koordinierte Antwort dar, die Synergien zwischen verschiedenen neuronalen Zentren und antagonistischen Muskeln umfasst. Mathematisch können wir die Wahrscheinlichkeit <math>P(R)</math> einer emergenten Antwort als Funktion der Eingangsvariablen <math>x_1, x_2, \ldots, x_n</math> beschreiben, die die Aktivierung der motorischen Einheiten beeinflussen: <math>P(R) = f(x_1, x_2, \ldots, x_n)</math>, wobei <math>f</math> die nichtlineare Interaktion zwischen den eingehenden Reizen (wie Art und Intensität des Schlags auf das Kinn) und den zentralen Integrationsprozessen des Trigeminussystems darstellt. Dieses Modell hilft zu verstehen, wie die MSP eine integrierte und adaptive Antwort widerspiegelt, die aus komplexen neurophysiologischen Schaltkreisen und nicht aus einem einzigen neuronalen Pfad entsteht.}}


📚 Eine wichtige konzeptionelle Synthese wird durch das Werk von 'Kazem Sadegh-Zadeh', "Handbook of Analytic Philosophy of Medicine", dargestellt, das die Medizin als systemische Wissenschaft beschreibt.{{Tooltip|<sup>[27]</sup>|<ref>{{cita libro|autore=Sadegh-Zadeh Kazem|titolo=Handbook of Analytic Philosophy of Medicine|url=https: //link.springer.com/book/10.1007/978-94-007-2260-6|anno=2012|editore=Springer|ISBN=978-94-007-2259-0}}</ref>|<small>📌 Die medizinische Praxis ist gelebte Moral und klinische Forschung gehört zur normativen Ethik. Das vorliegende Buch klärt und entwickelt diese These: 1. durch Analyse der Struktur der Sprache, des Wissens und der medizinischen Theorien; 2. durch Untersuchung der Grundlagen des klinischen Begegnung; 3. durch Einführung der Logik und Methodologie des klinischen Entscheidungsprozesses; 4. durch Vorschlag umfassender Theorien über Organismus, Leben und Psyche; über Gesundheit, Krankheit und Pathologie; über Ätiologie, Diagnose, Prognose, Prävention und Therapie; und 5. durch Untersuchung der zentralen moralischen und metaphysischen Fragen in der medizinischen Praxis und Forschung.</small>}}
📚 Eine wichtige konzeptionelle Synthese wird durch das Werk von 'Kazem Sadegh-Zadeh', "Handbook of Analytic Philosophy of Medicine", dargestellt, das die Medizin als systemische Wissenschaft beschreibt.{{Tooltip|<sup>[27]</sup>|<ref>{{cita libro|autore=Sadegh-Zadeh Kazem|titolo=Handbook of Analytic Philosophy of Medicine|url=https: //link.springer.com/book/10.1007/978-94-007-2260-6|anno=2012|editore=Springer|ISBN=978-94-007-2259-0}}</ref>|<small>📌 Die medizinische Praxis ist gelebte Moral und klinische Forschung gehört zur normativen Ethik. Dieses Buch klärt und entwickelt diese These: 1. durch Analyse der Struktur der Sprache, des Wissens und der medizinischen Theorien; 2. durch Untersuchung der Grundlagen des klinischen Treffens; 3. durch Einführung der Logik und Methodik des klinischen Entscheidungsprozesses; 4. durch Vorschlag umfassender Theorien über Organismus, Leben und Psyche; über Gesundheit, Krankheit und Pathologie; über Ätiologie, Diagnose, Prognose, Prävention und Therapie; und 5. durch Untersuchung der zentralen moralischen und metaphysischen Fragen in der medizinischen Praxis und Forschung.</small>}}


🧠 Die Elemente des Kausystems sind konsistent mit der Aktivität des zentralen Trigeminusnervensystems, wie elektrophysiologische Tests zeigen. Dies stärkt die Idee, dass die "Malokklusion" eine 'unzureichende heuristische Kategorie' ist: der korrekte Begriff ist "Okklusales Dysmorphismus".
🧠 Die Elemente des Kausystems sind konsistent mit der Aktivität des zentralen Trigeminusnervensystems, wie elektrophysiologische Tests zeigen. Dies stärkt die Idee, dass die "Malokklusion" eine 'unzureichende heuristische Kategorie' ist: der korrekte Begriff ist "Okklusaler Dysmorphismus".


{{q2|Die Anerkennung des Kausystems als "Komplexes System" schließt die Gültigkeit von kieferorthopädischen oder prothetischen Therapien nicht aus, sondern bereichert sie, indem sie eine funktionale und neurophysiologische Perspektive fördert.}}
{{q2|Die Anerkennung des Kausystems als "Komplexes System" schließt die Gültigkeit von kieferorthopädischen oder prothetischen Therapien nicht aus, sondern bereichert sie, indem sie eine funktionale und neurophysiologische Perspektive fördert.}}


🏁 In diesem Kontext erweisen sich 'OrthoNeuroGnathodontische' Behandlungen als paradigmatisch: sie integrieren Ästhetik, Funktion und Neurowissenschaften, um zu erreichen:
🏁 In diesem Kontext erweisen sich 'OrthoNeuroGnathodontische' Behandlungen als paradigmatisch: Sie integrieren Ästhetik, Funktion und Neurowissenschaften, um zu erreichen:


- Okklusale Stabilität
- Okklusale Stabilität
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- Funktionelle Resilienz
- Funktionelle Resilienz


📖 Jüngste Studien bestätigen die Bedeutung der Stabilität nach der Therapie:{{Tooltip|<sup>[28]</sup>|<ref>Essam Ahmed Al-Moraissi, Larry M Wolford.Is Counterclockwise Rotation of the Maxillomandibular Complex Stable Compared With Clockwise Rotation in the Correction of Dentofacial Deformities? A Systematic Review and Meta-Analysis. J Oral Maxillofac Surg. 2016 Oct;74(10):2066.e1-12. doi:10.1016/j.joms.2016.06.001</ref>|<small><nowiki>📌 Vergleich der postoperativen skelettalen Stabilität zwischen der gegen den Uhrzeigersinn (CCWR) und der im Uhrzeigersinn (CWR) Rotation des maxillomandibulären Komplexes (MMC) zur Korrektur dentofazialer Deformitäten. Materialien und Methoden: Um das Ziel der Studie zu erreichen, haben wir eine systematische Überprüfung mit Meta-Analyse basierend auf den PRISMA-Richtlinien (Preferred Reporting Items for Systematic Reviews and Meta-Analyses) entworfen und durchgeführt. Es wurde eine Suchstrategie entwickelt und eine Suche in den wichtigsten Datenbanken – PubMed, Embase und Cochrane Central Register of Controlled Trials (CENTRAL) – durchgeführt, um alle relevanten Artikel zu finden, die von Anfang bis März 2016 veröffentlicht wurden. Die Einschlusskriterien waren randomisierte kontrollierte klinische Studien, kontrollierte klinische Studien, retrospektive Studien und Fallserien mit dem Ziel, die postoperative Stabilität der CCWR und der CWR des MMC zu vergleichen. 🧪 Die Analyse wurde unter Verwendung der lateralen kephalometrischen Analyse der mittleren postoperativen Werte und der Korrelation zwischen den chirurgischen und postoperativen Veränderungen des Okklusionsebenenwinkels und den linearen Veränderungen an den Punkten A und B durchgeführt. Eine Analyse der gewichteten mittleren Differenz wurde unter Verwendung eines Zufallseffektmodells mit 95% Konfidenzintervallen durchgeführt. Ergebnisse: Insgesamt wurden 133 Patienten aus 3 Studien eingeschlossen (CCWR, n = 83; CWR, n = 50). 🧪 Alle eingeschlossenen Studien wiesen ein moderates Risiko für Bias auf. 🧠 Es gab einen statistisch signifikanten Unterschied zwischen CCWR und CWR des MMC in den postoperativen Veränderungen des Okklusionsebenenwinkels (P = 0,034), aber es wurde kein statistisch signifikanter Unterschied in der Korrelation zwischen den chirurgischen und postoperativen Veränderungen des Okklusionsebenenwinkels in den beiden Gruppen festgestellt. Es wurde kein statistisch signifikanter Unterschied zwischen CCWR und CWR des MMC hinsichtlich der Stabilität zwischen den unmittelbar nach der Operation und den längsten Nachuntersuchungen festgestellten vertikalen und horizontalen Positionen an den Punkten A und B festgestellt (P > 0,05). Schlussfolgerung: Die CCWR im Vergleich zur CWR zur Korrektur dentofazialer Deformitäten in Abwesenheit von präexistierenden Pathologien des Kiefergelenks ist skelettal stabil in Bezug auf postoperative Veränderungen der Okklusionsebene sowie vertikale und horizontale Veränderungen von Ober- und Unterkiefer.</nowiki></small>|}}{{Tooltip|<sup>[29]</sup>|<ref>J Hoffmannová et al.[https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/19537679/ Faktoren, die die Stabilität der sagittalen Osteotomie des Unterkieferastes beeinflussen]. Prague Med Rep. 2008;109(4):286–97.</ref>|<small>📌 Die Stabilität der bilateralen sagittalen Spaltung (BSSO) ist ein wichtiges Ziel für jeden Chirurgen. In dem Artikel werden die Faktoren untersucht, die die Stabilität des chirurgischen Ergebnisses beeinflussen. Besonderes Augenmerk wird auf die verschiedenen Arten der Fixierung der Knochenfragmente gelegt. Ihre Vor- und Nachteile in der klinischen Anwendung werden diskutiert. 🧠 Der Rückfall nach BSSO wird allgemein als früh und langfristig klassifiziert. Der frühe Rückfall wird normalerweise durch Bewegungen an der Osteotomiestelle oder durch Versagen des Kiefergelenks verursacht und sollte als chirurgische Dislokation definiert werden. Der langfristige Rückfall tritt aufgrund des fortschreitenden Kondylusresorptionsprozesses des Kiefergelenks auf, der zu einem Verlust der Höhe des Kondylus- und Unterkieferastes führt. Es wurden vier verschiedene Fixierungstypen in der orthognathen Chirurgie beschrieben: starre intermaxilläre Fixierung, Osteosutur, Osteosynthese und Fixierung mit biologisch abbaubaren Materialien.</small>}}
📖 Jüngste Studien bestätigen die Bedeutung der Stabilität nach der Therapie:{{Tooltip|<sup>[28]</sup>|<ref>Essam Ahmed Al-Moraissi, Larry M Wolford. Is Counterclockwise Rotation of the Maxillomandibular Complex Stable Compared With Clockwise Rotation in the Correction of Dentofacial Deformities? A Systematic Review and Meta-Analysis. J Oral Maxillofac Surg. 2016 Oct;74(10):2066.e1-12. doi:10.1016/j.joms.2016.06.001</ref>|<small><nowiki>📌 Vergleich der postoperativen skelettalen Stabilität zwischen der gegen den Uhrzeigersinn (CCWR) und der im Uhrzeigersinn (CWR) Rotation des maxillomandibulären Komplexes (MMC) zur Korrektur dentofazialer Deformitäten. Materialien und Methoden: Um das Ziel der Studie zu erreichen, haben wir eine systematische Überprüfung mit Meta-Analyse basierend auf den PRISMA-Richtlinien (Preferred Reporting Items for Systematic Reviews and Meta-Analyses) entworfen und implementiert. Eine Suchstrategie wurde entwickelt und eine Suche in den wichtigsten Datenbanken – PubMed, Embase und Cochrane Central Register of Controlled Trials (CENTRAL) – durchgeführt, um alle relevanten Artikel zu finden, die von Beginn bis März 2016 veröffentlicht wurden. Die Einschlusskriterien waren randomisierte kontrollierte klinische Studien, kontrollierte klinische Studien, retrospektive Studien und Fallserien, die darauf abzielten, die postoperative Stabilität der CCWR und der CWR des MMC zu vergleichen. 🧪 Die Analyse wurde unter Verwendung der lateralen kephalometrischen Analyse der mittleren postoperativen Werte und der Korrelation zwischen den chirurgischen und postoperativen Veränderungen des Okklusionsebenenwinkels und den linearen Veränderungen an den Punkten A und B durchgeführt. Eine Analyse der gewichteten mittleren Differenz wurde unter Verwendung eines Zufallseffektmodells mit 95% Konfidenzintervallen durchgeführt. Ergebnisse: Insgesamt wurden 133 Patienten aus 3 Studien eingeschlossen (CCWR, n = 83; CWR, n = 50). 🧪 Alle eingeschlossenen Studien wiesen ein moderates Risiko für Bias auf. 🧠 Es gab einen statistisch signifikanten Unterschied zwischen CCWR und CWR des MMC in den postoperativen Veränderungen des Okklusionsebenenwinkels (P = 0,034), aber es wurde kein statistisch signifikanter Unterschied in der Korrelation zwischen den chirurgischen und postoperativen Veränderungen des Okklusionsebenenwinkels in den beiden Gruppen gefunden. Es wurde kein statistisch signifikanter Unterschied zwischen CCWR und CWR des MMC in Bezug auf die Stabilität zwischen den unmittelbar nach der Operation und den längsten Nachuntersuchungen in Bezug auf die vertikalen und horizontalen Positionen an den Punkten A und B festgestellt (P > 0,05). Schlussfolgerung: Die CCWR im Vergleich zur CWR zur Korrektur dentofazialer Deformitäten in Abwesenheit von präexistierenden Pathologien des Kiefergelenks ist skelettal stabil in Bezug auf postoperative Veränderungen der Okklusionsebene sowie vertikale und horizontale Veränderungen von Ober- und Unterkiefer.</nowiki></small>|}}{{Tooltip|<sup>[29]</sup>|<ref>J Hoffmannová et al.[https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/19537679/ Faktoren, die die Stabilität der sagittalen Osteotomie des Unterkieferastes beeinflussen]. Prague Med Rep. 2008;109(4):286–97.</ref>|<small>📌 Die Stabilität der bilateralen sagittalen Spaltung des Unterkieferastes (BSSO) ist ein wichtiges Ziel für jeden Chirurgen. In dem Artikel werden die Faktoren untersucht, die die Stabilität des chirurgischen Ergebnisses beeinflussen. Besonderes Augenmerk wird auf die verschiedenen Arten der Fixierung der Knochenfragmente gelegt. Ihre Vor- und Nachteile in der klinischen Anwendung werden diskutiert. 🧠 Das Rezidiv nach BSSO wird im Allgemeinen als früh und langfristig klassifiziert. Das frühe Rezidiv wird normalerweise durch Bewegungen an der Osteotomiestelle oder durch Versagen des Kiefergelenks verursacht und sollte als chirurgische Dislokation definiert werden. Das langfristige Rezidiv tritt aufgrund der fortschreitenden Kondylenresorption des Kiefergelenks auf, was zu einem Verlust der Höhe des Kondylen- und Unterkieferastes führt. Vier verschiedene Fixierungsarten in der orthognathen Chirurgie wurden beschrieben: starre intermaxilläre Fixierung, Osteosutur, Osteosynthese und Fixierung mit biologisch abbaubaren Materialien.</small>}}


📌 Dieses Paradigma 'ersetzt nicht' die klassischen Modelle, sondern 'erweitert' sie, indem es eine Brücke zwischen Biomechanik, Neurowissenschaften und systemischer Medizin schlägt.<blockquote>{{qnq|Was meinen wir mit „Komplexen Systemen“, wenn wir über Kaubefunktionen sprechen?}}</blockquote>
📌 Dieses Paradigma 'ersetzt' die klassischen Modelle nicht, sondern 'erweitert' sie, indem es eine Brücke zwischen Biomechanik, Neurowissenschaften und systemischer Medizin schlägt.<blockquote>{{qnq|Was meinen wir mit “Komplexen Systemen”, wenn wir über Kauffunktionen sprechen?}}</blockquote>


== 📌 Epistemologische Prämisse: Die Sprache vor komplexen Systemen ==
== 📌 Epistemologische Prämisse: Die Sprache vor den komplexen Systemen ==
<blockquote>Bevor wir die Definition von ''komplexen Systemen'' in der Medizin angehen, müssen wir die Art und Weise, wie wir die medizinische Sprache verwenden und interpretieren, sowohl auf semantischer als auch auf formaler Ebene überdenken.</blockquote>Insbesondere weist die epistemische Struktur der medizinischen Sprache tiefgreifende konzeptionelle Mehrdeutigkeiten auf: Begriffe wie ''Krankheit'', ''Normalität'', ''Funktion'' und ''Anpassung'' werden oft als unveränderlich angenommen, obwohl sie historisch und kulturell bestimmt sind.
<blockquote>Bevor wir uns der Definition von ''komplexen Systemen'' in der Medizin zuwenden, ist es notwendig, die Art und Weise, wie wir die medizinische Sprache verwenden und interpretieren, sowohl auf semantischer als auch auf formaler Ebene neu zu überdenken.</blockquote>Insbesondere weist die epistemische Struktur der medizinischen Sprache tiefgreifende konzeptionelle Mehrdeutigkeiten auf: Begriffe wie ''Krankheit'', ''Normalität'', ''Funktion'' und ''Anpassung'' werden oft als unveränderlich angenommen, obwohl sie historisch und kulturell bestimmt sind.


Wie '''Kazem Sadegh-Zadeh''' in seinem monumentalen Werk ''Handbook of Analytic Philosophy of Medicine'' betont, ist die Sprache der Medizin von Natur aus unscharf: Viele ihrer Definitionen operieren mit graduellen und nicht-binären Kategorien, wobei die semantische Unschärfe keine Grenze, sondern eine strukturelle Komponente des klinischen Wissens darstellt.{{Tooltip|<sup>[30]</sup>|<ref>{{cita libro|autore=Sadegh-Zadeh Kazem|titolo=Handbook of Analytic Philosophy of Medicine|url=https: //link.springer.com/book/10.1007/978-94-007-2260-6|anno=2012|editore=Springer|ISBN=978-94-007-2259-0}}</ref>|<small>🧠 Die medizinische Praxis ist gelebte Moral und die klinische Forschung gehört zur normativen Ethik. Dieses Buch klärt und entwickelt diese These: 1. durch die Analyse der Struktur der Sprache, des Wissens und der medizinischen Theorien; 2. durch die Untersuchung der Grundlagen des klinischen Treffens; 3. durch die Einführung der Logik und Methodologie des klinischen Entscheidungsprozesses; 4. durch die Vorschläge umfassender Theorien über Organismus, Leben und Psyche; über Gesundheit, Krankheit und Pathologie; über Ätiologie, Diagnose, Prognose, Prävention und Therapie; und 5. durch die Untersuchung der zentralen moralischen und metaphysischen Fragen in der Praxis und Forschung der Medizin.</small>}}
Wie '''Kazem Sadegh-Zadeh''' in seinem monumentalen Werk ''Handbook of Analytic Philosophy of Medicine'' betont, ist die Sprache der Medizin von Natur aus unscharf: Viele ihrer Definitionen operieren mit graduellen und nicht binären Kategorien, wobei die semantische Unschärfe keine Grenze, sondern eine strukturelle Komponente des klinischen Wissens darstellt.{{Tooltip|<sup>[30]</sup>|<ref>{{cita libro|autore=Sadegh-Zadeh Kazem|titolo=Handbook of Analytic Philosophy of Medicine|url=https: //link.springer.com/book/10.1007/978-94-007-2260-6|anno=2012|editore=Springer|ISBN=978-94-007-2259-0}}</ref>|<small>🧠 Die medizinische Praxis ist gelebte Moral und die klinische Forschung gehört zur normativen Ethik. Dieses Buch klärt und entwickelt diese These: 1. durch die Analyse der Struktur der Sprache, des Wissens und der medizinischen Theorien; 2. durch die Untersuchung der Grundlagen des klinischen Treffens; 3. durch die Einführung der Logik und Methodologie des klinischen Entscheidungsprozesses; 4. durch das Vorschlagen umfassender Theorien über Organismus, Leben und Psyche; über Gesundheit, Krankheit und Pathologie; über Ätiologie, Diagnose, Prognose, Prävention und Therapie; und 5. durch die Untersuchung der zentralen moralischen und metaphysischen Fragen in der Praxis und Forschung der Medizin.</small>}}


Ebenso hat '''Eric Cassell''' gezeigt, dass der Begriff der Krankheit weder auf eine biologische Dysfunktion noch auf eine bloße statistische Abweichung reduziert werden kann: Er ist vielmehr das Ergebnis einer semantischen Verhandlung zwischen Patient, Kliniker und kulturellem Kontext.{{Tooltip|<sup>[31]</sup>|<ref>Cassell EJ. "The Nature of Suffering and the Goals of Medicine." ''The New England Journal of Medicine'', 1982. doi:10.1056/NEJM198203183061204.</ref>|<small>🧠 Die Frage des Leidens und seine Beziehung zu organischen Krankheiten wurde in der medizinischen Literatur selten behandelt. Dieser Artikel bietet eine Beschreibung der Natur und Ursachen des Leidens bei Patienten, die sich in medizinischer Behandlung befinden. Es wird eine Unterscheidung, basierend auf klinischen Beobachtungen, zwischen Leiden und körperlichem Unbehagen getroffen. Leiden wird von Menschen erfahren, nicht nur von Körpern, und entsteht aus Herausforderungen, die die Integrität der Person als komplexe soziale und psychologische Einheit bedrohen. Leiden kann körperlichen Schmerz einschließen, ist aber nicht darauf beschränkt. Die Linderung des Leidens und die Heilung der Krankheit müssen als zwei komplementäre Pflichten eines medizinischen Berufs betrachtet werden, der sich wirklich der Pflege des Kranken widmet. Das Unverständnis der Ärzte für die Natur des Leidens kann zu medizinischen Eingriffen führen, die (obwohl technisch angemessen) nicht nur das Leiden nicht lindern, sondern selbst zur Quelle des Leidens werden.</small>}}
Ähnlich hat '''Eric Cassell''' gezeigt, dass das Konzept der Krankheit weder auf eine biologische Dysfunktion noch auf eine bloße statistische Abweichung reduziert werden kann: Es ist vielmehr das Ergebnis einer semantischen Verhandlung zwischen Patient, Kliniker und kulturellem Kontext.{{Tooltip|<sup>[31]</sup>|<ref>Cassell EJ. "The Nature of Suffering and the Goals of Medicine." ''The New England Journal of Medicine'', 1982. doi:10.1056/NEJM198203183061204.</ref>|<small>🧠 Die Frage des Leidens und seine Beziehung zu organischen Krankheiten wurde in der medizinischen Literatur selten behandelt. Dieser Artikel bietet eine Beschreibung der Natur und Ursachen des Leidens bei Patienten, die medizinisch behandelt werden. Es wird eine Unterscheidung, basierend auf klinischen Beobachtungen, zwischen Leiden und körperlichem Unbehagen getroffen. Leiden wird von Menschen, nicht nur von Körpern, erlebt und entsteht aus Herausforderungen, die die Integrität der Person als komplexe soziale und psychologische Einheit bedrohen. Leiden kann körperlichen Schmerz einschließen, ist aber nicht darauf beschränkt. Die Linderung des Leidens und die Heilung der Krankheit müssen als zwei komplementäre Pflichten eines medizinischen Berufs betrachtet werden, der sich wirklich der Pflege des Kranken widmet. Das Unvermögen der Ärzte, die Natur des Leidens zu verstehen, kann zu medizinischen Eingriffen führen, die (obwohl technisch angemessen) nicht nur das Leiden nicht lindern, sondern selbst zur Quelle des Leidens werden.</small>}}


Schließlich schlägt das biopsychosoziale Modell von '''George Engel''' vor, jedes klinische Ereignis innerhalb eines mehrstufigen Netzwerks von Bedeutungen—biologischen, psychologischen, sozialen und semantischen—zu interpretieren und antizipiert damit jene systemische und komplexe Sichtweise, die heute im Mittelpunkt der zeitgenössischen Medizin steht.{{Tooltip|<sup>[32]</Sup>|<ref>Engel GL. "The need for a new medical model: a challenge for biomedicine." ''Science'', 1977;196(4286):129–136. doi:10.1126/science.847460.</ref>|<Small> Das heute vorherrschende Krankheitsmodell ist biomedizinisch und lässt keinen Raum für die sozialen, psychologischen und verhaltensbezogenen Dimensionen der Krankheit. Es wird ein biopsychosoziales Modell vorgeschlagen, das ein Modell für die Forschung, einen Bezugsrahmen für die Lehre und ein Interventionsmodell in der realen Welt der Gesundheitsversorgung bietet.</Small>}}
Schließlich schlägt das biopsychosoziale Modell von '''George Engel''' vor, jedes klinische Ereignis innerhalb eines mehrstufigen Netzwerks von Bedeutungen—biologischen, psychologischen, sozialen und semantischen—zu interpretieren und antizipiert damit jene systemische und komplexe Sichtweise, die heute im Mittelpunkt der zeitgenössischen Medizin steht.{{Tooltip|<sup>[32]</Sup>|<ref>Engel GL. "The need for a new medical model: a challenge for biomedicine." ''Science'', 1977;196(4286):129–136. doi:10.1126/science.847460.</ref>|<Small> Das heute vorherrschende Krankheitsmodell ist biomedizinisch und lässt keinen Raum für die sozialen, psychologischen und verhaltensbezogenen Dimensionen der Krankheit. Es wird ein biopsychosoziales Modell vorgeschlagen, das ein Modell für die Forschung, einen Bezugsrahmen für die Lehre und ein Interventionsmodell in der realen Welt der Gesundheitsversorgung bietet.</Small>}}

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Einführung


Masticationpedia
Masticationpedia
Article by: Gianni Frisardi

Abstract

Das Kauapparat-System, das Zähne, Okklusion, Muskeln, Gelenke und das zentrale und periphere Nervensystem umfasst, wird zunehmend als ein komplexes System verstanden und nicht nur als ein einfacher biomechanischer Mechanismus. Diese Perspektivenänderung steht im Einklang mit den Phasen der Paradigmenwechsel von Thomas Kuhn, bei denen Anomalien in traditionellen Modellen die Suche nach neuen Paradigmen auslösen. Im Kontext von Masticationpedia entsteht ein neuer interdisziplinärer Ansatz zur Diagnose und Behandlung von Malokklusionen, der sich auf "Okklusale Dysmorphien" anstelle von "Malokklusionen" konzentriert. Jüngste Fortschritte in elektrophysiologischen Tests, wie motorisch evozierte Potenziale und mandibuläre Reflexe, zeigen eine funktionelle Symmetrie im Kauapparat, selbst bei Patienten mit okklusalen Diskrepanzen. Diese Entdeckung stellt das traditionelle Verständnis von Malokklusionen in Frage und deutet darauf hin, dass neuromuskuläre Dynamiken eine entscheidende Rolle bei der Aufrechterhaltung der Kau-Funktion spielen. Folglich sind interdisziplinäre Diagnosen erforderlich, die sowohl okklusale als auch neuromuskuläre Faktoren berücksichtigen, um eine genaue Diagnose und eine wirksame Behandlung zu gewährleisten.

Dieser Paradigmenwechsel hat Auswirkungen auf die aktuellen rehabilitativen Therapien, einschließlich Kieferorthopädie und Prothetik, die sich traditionell auf die Erreichung der okklusalen Stabilität konzentriert haben. Das Kauapparat-System als komplexes System zu betrachten, erfordert jedoch einen integrativen Ansatz, der sowohl ästhetische als auch neurophysiologische Faktoren einbezieht, um Rückfälle zu verhindern und eine langfristige funktionale Stabilität zu erreichen. Das aufstrebende Feld der OrthoNeuroGnathodontischen Behandlungen veranschaulicht diesen interdisziplinären Ansatz und bietet innovative Strategien zur Bewältigung von Kau-Störungen.

Durch die Betrachtung des Kauapparat-Systems durch die Linse der Komplexitätswissenschaft kann die Zahnmedizin ihr Verständnis von okklusaler Stabilität und Dysfunktion erweitern, was letztendlich zu neuen Behandlungsparadigmen führt, die die Ergebnisse für die Patienten verbessern. Dieses neue Modell ersetzt nicht die traditionellen Behandlungen, sondern versucht, sie mit einer breiteren interdisziplinären Perspektive zu bereichern, die im Einklang mit der Entwicklung der Wissenschaft der Kau-Rehabilitation steht.

🚀 Call for Authors – Entfessle deine intellektuelle Genialität!
(Klicke, um die vorgeschlagenen Themen für Veröffentlichungen auf Masticationpedia zu entdecken)

Die klinische Enzyklopädie, die der Kau-Rehabilitation gewidmet ist, lädt dich ein, Artikel zu den folgenden Schlüsselthemen vorzuschlagen, um der philosophisch-wissenschaftlichen 'Mission' von Masticationpedia treu zu bleiben:

  • Kauapparat-System
  • neues Paradigma
  • neuromuskuläre Dynamiken
  • Rückfälle
  • Komplexitätswissenschaft
  • Komplexe klinische Fälle

👨‍⚕️ Wenn du ein visionärer Kliniker oder Forscher bist, beginne deine Veröffentlichung hier

Ab ovo [1][1]
Latino per 'sin dall'inizio'

Bevor wir uns in die Analyse von Masticationpedia vertiefen, müssen wir zunächst einige Vorüberlegungen anstellen, insbesondere in Bezug auf zwei grundlegende Dimensionen—sozial und wissenschaftlich-klinisch—die sowohl die aktuelle als auch die unmittelbar vorhergehende Ära kennzeichnen.

Die Phasen des Paradigmenwechsels nach Thomas Kuhn

In den letzten hundert Jahren haben technologische und methodologische Innovationen [2][2]
🧪 Querschnittsstudie, die die zahnmedizinischen Innovationen der letzten 30 Jahre analysiert und diejenigen identifiziert, die laut praktizierenden Zahnärzten die Patientenversorgung am meisten beeinflusst haben. 🧬 Dreißig Experten der Internationalen Vereinigung für Zahnärztliche Forschung wählten die relevantesten Innovationen aus, die dann über einen Fragebogen an US-Zahnärzte, die vor 1995 ihren Abschluss gemacht hatten und mehr als 50 % ihrer Zeit klinisch tätig waren, weitergegeben wurden. 🧩 Die am häufigsten genannten Innovationen waren Adhäsivmaterialien (74,5 %), Zahnimplantate (71,9 %), direkte Verklebung (71,2 %), Lupenbrillen (54,7 %), universelle Infektionskontrollmaßnahmen (48,6 %) und digitale Bildgebung (46,0 %), mit Unterschieden zwischen Allgemein- und Fachzahnärzten: Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgen sowie Parodontologen (OMSPER) bevorzugten auch CBCT (74 %) und regenerative Techniken (68 %). Allgemeiner Konsens bestand über die Bedeutung von Implantaten, Bildgebung, Lupen und universellen Vorsichtsmaßnahmen; Allgemeinzahnärzte schätzten Adhäsivmaterialien und Verklebung, während Fachzahnärzte CBCT und Gewebetechnik nannten. 📌 Die Studie kommt zu dem Schluss, dass Innovationen mit direktem klinischen Einfluss als die entscheidendsten wahrgenommen werden, und schlägt vor, dass zukünftige Forschung auch die Kosteneffizienz und die Wahrnehmung der Patienten berücksichtigt.
exponentiell zugenommen, auch in der Zahnmedizin. Diese Entwicklungen haben einen erheblichen Einfluss auf die klinische Entscheidungsfindung, die Denkschulen und die Grundprinzipien der Disziplin gehabt, mit dem ausdrücklichen Ziel, die Lebensqualität zu verbessern. Ein emblematisches Beispiel ist die Vision, die in der "Wissenschaft der Exposition im 21. Jahrhundert" vorgeschlagen wird[3][3]
Das Dokument "Exposure Science in the 21st Century: A Vision and a Strategy" (2012) der National Academy of Sciences schlägt eine erneuerte Vision der Expositionswissenschaft vor, mit dem Ziel, den aufkommenden Herausforderungen für die menschliche und Umweltgesundheit zu begegnen. 🧠 Was ist Expositionswissenschaft? Die Expositionswissenschaft untersucht den Kontakt zwischen Menschen oder anderen Organismen und Umweltfaktoren (chemisch, physikalisch oder biologisch), analysiert die Dauer, Intensität und Auswirkungen solcher Expositionen. Diese Disziplin ist grundlegend, um zu verstehen, wie Umweltstressoren die Gesundheit beeinflussen, und um Präventions- und Minderungsstrategien zu entwickeln. 🌐 Die vorgeschlagene Vision: das "Öko-Exposom" Das Konzept des "Öko-Exposoms" erweitert die Expositionswissenschaft vom Kontaktpunkt zwischen Stressor und Rezeptor innerhalb des Organismus und der umgebenden Umwelt, einschließlich der Ökosphäre. 🔬 Technologische Innovationen und strategische Kooperationen: Das Dokument hebt technologische Fortschritte wie fortschrittliche Umweltsensoren, analytische Methoden, molekulare Technologien und computergestützte Werkzeuge hervor, die neue Möglichkeiten bieten, genauere und umfassendere Daten über Expositionen zu sammeln. 🛠️ Umsetzung der Vision: Um diese Vision zu verwirklichen, ist es notwendig: Standardisierte und nicht zielgerichtete Methoden zur Sammlung von Informationen über Expositionen zu entwickeln. 🎯 Langfristige Ziele: Das Endziel ist es, die Expositionswissenschaft zu nutzen, um: Expositionen gegenüber aufkommenden Bedrohungen schnell zu bewerten und zu mindern. 📌 Zusammengefasst schlägt das Dokument eine Transformation der Expositionswissenschaft vor, von einem auf einzelne Stressoren fokussierten Ansatz zu einer integrierten und ganzheitlichen Vision, um den Umwelt- und Gesundheitsherausforderungen des 21. Jahrhunderts zu begegnen.

Diese beschleunigte Entwicklung ist jedoch nicht ohne konzeptionelle Nebenwirkungen. Einige dieser Effekte können mehrdeutig sein, wenn nicht sogar dem scheinbaren Fortschritt entgegenstehen, und klinische und wissenschaftliche Paradoxien erzeugen.[4][4]
Monoklonale Antikörper (MAbs) haben eine neue Ära der zielgerichteten Therapien eingeläutet, insbesondere in den Bereichen Immuntherapie und Onkologie. MAbs wurden von murinen Antikörpern bis hin zu vollständig menschlichen Antikörpern entwickelt, mit erheblichen Verbesserungen in Bezug auf Immunogenität und Sicherheit. Dennoch steht die Sicherheit dieser Wirkstoffe im Fokus, da Nebenwirkungen im Zusammenhang mit ihrer Anwendung gemeldet wurden. Diese Nebenwirkungen haben das Vertrauen vieler Forscher in MAbs erschüttert. 🧠 Diese Übersicht fasst die Nebenwirkungen von MAbs im klinischen Einsatz umfassend zusammen und hebt die Prävention und das Management von unerwünschten Reaktionen hervor. Obwohl viele MAbs gut verträglich sind und ständig neue MAbs entwickelt werden, ist es schwierig zu garantieren, dass jede neue Formulierung völlig sicher ist. Der klinische Einsatz von MAbs wird in Zukunft vor immer größeren Herausforderungen stehen. Ärzte sollten wachsam gegenüber potenziell lebensbedrohlichen Nebenwirkungen sein und diese so schnell wie möglich behandeln.

Solche Mehrdeutigkeiten sind jedoch nicht ein Zeichen der Schwäche des gesamten epistemologischen Gebäudes, sondern ein Symptom eines reifen Systems, das seine eigenen Grenzen erkennt und eine Paradigmenentwicklung anstrebt, wie sie von Thomas Kuhn in seiner berühmten Theorie über die Entwicklung der Wissenschaft beschrieben wird.

Die Phasen von Kuhn in der Zahnmedizin

Thomas Kuhn identifiziert fünf verschiedene Phasen in der Entwicklung eines wissenschaftlichen Paradigmas. In Masticationpedia konzentrieren wir uns auf die drei relevantesten, die sich am besten an die Entwicklung der rehabilitativen Kauwissenschaft anpassen.

Phase 2 – Normale Wissenschaft:
In dieser Phase arbeiten die Forscher innerhalb eines akzeptierten Paradigmas und versuchen, spezifische Probleme zu lösen und das dominierende Modell zu verfeinern. Es treten jedoch die ersten "Anomalien" auf, also Phänomene, die nicht vollständig zur aktuellen Theorie passen und ein erstes Zeichen von Instabilität erzeugen.

Phase 4 – Paradigmenkrise:
Die Anomalien nehmen zu und untergraben das Vertrauen in das bestehende Paradigma. Es ist die Zeit der Krise: Die alten Theorien erklären die neuen Daten nicht mehr. In dieser Phase positioniert sich Masticationpedia kritisch und schlägt eine Überprüfung der traditionellen Okklusionsmodelle vor, was den Weg zur nächsten Phase ebnet.

Phase 5 – Wissenschaftliche Revolution:
Das dominante Paradigma wird aufgegeben und ein neues angenommen, das nicht unbedingt "wahrer" ist, aber besser geeignet ist, die auftretenden Phänomene zu erklären. In Masticationpedia bedeutet dies eine neue Interpretation der Kau-Funktion als komplexes neurophysiologisches und nicht nur biomechanisches System.

Epistemologie

Der schwarze Schwan symbolisiert eines der historischen Probleme der Epistemologie: Wenn alle Schwäne, die wir bisher gesehen haben, weiß sind, können wir dann entscheiden, dass alle Schwäne weiß sind?
Kuhn benutzte optische Täuschungen, um zu zeigen, wie ein Paradigmenwechsel eine Person dazu bringen kann, dieselben Informationen völlig anders wahrzunehmen.

Epistemologie (aus dem Griechischen ἐπιστήμη, epistēmē, „sicheres Wissen“ oder „Wissenschaft“, und λόγος, logos, „Rede“) ist der Zweig der Philosophie, der die notwendigen Bedingungen für den Erwerb wissenschaftlicher Kenntnisse und die Methoden untersucht, durch die sie erreicht werden.[5][5]
Der Begriff wurde vom schottischen Philosophen James Frederick Ferrier in seinem Institutes of Metaphysic (1854) geprägt; siehe Internet Encyclopedia of Philosophy, James Frederick Ferrier (1808—1864)

Insbesondere analysiert die Epistemologie die Grundlagen, die Gültigkeit und die Grenzen des wissenschaftlichen Wissens. In englischsprachigen Ländern wird der Begriff „Epistemologie“ oft als Synonym für Erkenntnistheorie oder Gnoseologie verwendet.

Das zentrale Problem der Epistemologie, heute wie zu Humes Zeiten,[6][6]
📌 David Hume, Sohn des Anwalts Joseph Home von Chirnside und Katherine Falconer, Tochter des Präsidenten des Justizkollegiums, wurde als drittes Kind in einem Palast auf der Nordseite des Lawnmarket in Edinburgh geboren. Obwohl von adliger Herkunft, war seine Familie nicht sehr reich, und ihm wurde nur ein kleiner Teil ihres Vermögens anvertraut. Er änderte seinen Nachnamen von Home zu Hume im Jahr 1734, um die schottische Aussprache auch in England besser beizubehalten.
[7][7]
📌 Wissenschaftliches Wissen sollte überprüfbar sein. Replikationen fördern die Überprüfbarkeit auf verschiedene Weise. Am direktesten können Replikationen empirische Behauptungen bestätigen. Die Replikationsforschung fördert auch die Verbreitung der für andere Aspekte der Überprüfung erforderlichen Informationen; sie schafft metawissenschaftliches Wissen darüber, welche Ergebnisse auch ohne Replikationen als glaubwürdig angesehen werden sollten; und sie stärkt eine breitere Norm, dass Wissenschaftler gegenseitig ihre Arbeit überprüfen müssen.
ist die Frage der Überprüfbarkeit.

Nach Hempel's Paradoxon bestätigt jedes Beispiel, das einer Theorie nicht widerspricht, diese. Dies wird in der Aussagenlogik wie folgt ausgedrückt:

AB=¬AB  Betrachten wir die folgende Aussage: ✅ „Wenn eine Person TMD hat, dann hat sie orofaziale Schmerzen.“ Wir können dies in der Logik als AB=¬AB darstellen, wobei: 🎯A „Die Person hat TMD“ darstellt. 🎯 B „Die Person hat orofaziale Schmerzen“ darstellt. In diesem Fall ist „Wenn eine Person TMD hat, dann hat sie orofaziale Schmerzen“ gleichbedeutend mit „Entweder hat die Person kein TMD (¬A), oder sie hat orofaziale Schmerzen (B).“ 🧠 Die Formel ist in den folgenden Fällen wahr: Wenn die Person kein TMD hat (¬A), ist die Aussage wahr, unabhängig von den orofazialen Schmerzen. Wenn die Person TMD hat (A) und orofaziale Schmerzen hat (B), ist die Aussage wahr. Die Aussage ist nur dann falsch, wenn die Person TMD hat (A), aber keine orofazialen Schmerzen hat (¬B), was der Bedingung der Implikation widerspricht.

Aber keine Theorie kann endgültig bestätigt werden: Eine unendliche Anzahl zukünftiger Experimente könnte sie immer widerlegen.[8][8]
📌 Eine grundlegende Frage in der Theorie der statistischen Inferenz betrifft die Art und Weise, wie man statistische Evidenz messen sollte. Sicherlich werden Begriffe wie „statistische Evidenz“ oder einfach „Evidenz“ häufig in statistischen Kontexten verwendet. Es ist jedoch richtig zu sagen, dass eine präzise Charakterisierung dieses Konzepts ziemlich schwer fassbar bleibt. Unser Ziel hier ist es, eine Definition dafür zu liefern, wie man statistische Evidenz in Bezug auf ein spezifisches statistisches Problem messen kann. Da Evidenz das ist, was den Glaubenswandel bewirkt, wird vorgeschlagen, die Evidenz anhand des Ausmaßes des Glaubenswandels zu messen, vom a priori zum a posteriori Zeitpunkt. 🧠 Folglich impliziert unsere Definition die Existenz vorgefasster Überzeugungen, was Fragen zur Subjektivität und Objektivität in statistischen Analysen aufwirft. Dieser Aspekt wird durch ein Prinzip angegangen, das die Falsifizierbarkeit jedes in die statistische Analyse einbezogenen Elements erfordert. Diese Überlegungen führen zur Notwendigkeit, mögliche Konflikte zwischen den a priori Überzeugungen und den beobachteten Daten zu überprüfen und die a priori Verzerrung in einer Anfangsverteilung zu messen.

Aber das ist doch alles so offensichtlich...

P-Wert

In der Medizin verlassen wir uns oft auf statistische Inferenz, um experimentelle Ergebnisse zu validieren. Eines der bekanntesten Werkzeuge ist der 'P-Wert', ein Wahrscheinlichkeitswert, der in Signifikanztests verwendet wird. Der P-Wert stellt die Wahrscheinlichkeit dar, dass die beobachteten Ergebnisse zufällig sind, vorausgesetzt, die Nullhypothese H0 ist wahr. Er sollte nicht als binäres Kriterium (z.B., p<0.05) für wissenschaftliche Entscheidungen verwendet werden, da Werte nahe der Schwelle zusätzliche Überprüfungen erfordern, wie z.B. die Kreuzvalidierung. P-Hacking (wiederholtes Testen, um Signifikanz zu erreichen) erhöht die Anzahl der falsch-positiven Ergebnisse. Strenge experimentelle Designs und Transparenz über alle durchgeführten Tests können dieses Risiko mindern. Der Fehler erster Art nimmt mit mehreren Tests zu: Für N unabhängige Tests mit einer Schwelle von α beträgt die Family-Wise Error Rate (FWER) FWER=1(1α)N. Die Bonferroni-Korrektur teilt die Schwelle durch N, p<αN, kann jedoch die Anzahl der falsch-negativen Ergebnisse erhöhen. Die False Discovery Rate (FDR) von Benjamini-Hochberg ermöglicht mehr Entdeckungen mit einem akzeptablen Anteil an falsch-positiven Ergebnissen. Der bayesianische Ansatz verwendet Vorwissen, um Prior und Daten mit einer posterioren Verteilung auszugleichen und bietet eine gültige Alternative zum P-Wert. Um die P-Werte mehrerer Studien zu kombinieren, verwendet die Meta-Analyse Methoden wie die von Fisher: χ2=2ln(pi). 🧠 Zusammengefasst bleibt der P-Wert nützlich, wenn er im Kontext betrachtet und mit anderen Maßnahmen wie Konfidenzintervallen und bayesianischen Ansätzen integriert wird.

Dennoch wird auch der P-Wert, der jahrelang ein grundlegendes Kriterium in der evidenzbasierten Medizin war, heute einer tiefgreifenden Überprüfung unterzogen. Im Jahr 2019 stellte eine in "Nature" veröffentlichte Kampagne, die von über 800 Wissenschaftlern unterzeichnet wurde, die starre Verwendung der statistischen Signifikanz in Frage.[9][9]
📌 In der März-Ausgabe von Nature unterzeichneten über 800 Wissenschaftler einen Kommentar, in dem sie den Rückzug des Begriffs „statistische Signifikanz“ fordern [1]. Die Hauptargumente der Autoren betreffen die Tatsache, dass die wissenschaftliche Literatur voller falscher und potenziell schädlicher Interpretationen von Assoziationen ist, die auf einer willkürlichen und binären Klassifikation basieren, die auf einem p-Wert von 0,05 beruht. Die Autoren veranschaulichen die Schwächen dieses Ansatzes und liefern konkrete Beispiele, in denen er zu falschen Schlussfolgerungen innerhalb und zwischen verschiedenen Studien geführt hat. 🧠 Darüber hinaus stellten sie bei der Analyse von 791 Artikeln, die in fünf akademischen Zeitschriften veröffentlicht wurden, fest, dass 51 % dieser Artikel ein statistisch nicht signifikantes Ergebnis fälschlicherweise als Hinweis auf das Fehlen eines Effekts interpretierten.
Diese "stille Revolution" im Bereich der statistischen Inferenz fördert einen reflektierteren, kontextuellen und wissenschaftlich ehrlichen Ansatz. Zu den einflussreichsten Stimmen in dieser Debatte gehören:

  • Rodgers JL – der von einer „stillen methodologischen Revolution“ spricht[10][10]
    📌 In den letzten Jahrzehnten hat sich fast unbemerkt eine stille methodologische Revolution vollzogen: eine Revolution der Modellierung. Im Gegensatz dazu endete das 20. Jahrhundert mit lebhaften Debatten über den Nutzen des Signifikanztests der Nullhypothese (NHST). Diese Kontroverse könnte jedoch zumindest teilweise irrelevant gewesen sein, da die Modellierungsrevolution auf verschiedene Weise die Debatte über den NHST überflüssig gemacht hat. Ich beginne mit einer Geschichte des NHST und der Modellierung sowie der Beziehungen zwischen den beiden. Anschließend definiere und illustriere ich die Prinzipien, die die Entwicklung und Bewertung mathematischer Modelle leiten. Es folgt eine Diskussion über den Unterschied zwischen der Verwendung statistischer Verfahren in einem regelbasierten Rahmen und der Konstruktion mathematischer Modelle innerhalb einer wissenschaftlichen Epistemologie. 🧠 In der postgradualen Ausbildung in Psychologie wird fast ausschließlich der erstgenannte, regelbasierte Ansatz behandelt. Es werden daher die pädagogischen Implikationen dieses Ungleichgewichts und die Notwendigkeit einer überarbeiteten Didaktik beschrieben, um die Modellierungsrevolution zu berücksichtigen. Schließlich wird diskutiert, wie die Fokussierung auf die Modellierung eine Weiterentwicklung der statistischen Praxis in progressivere Richtungen bewirkt. Die epistemologische Grundlage der Statistik hat sich verschoben: von einem Satz mechanisch angewendeter Verfahren hin zur Konstruktion und Bewertung statistischer und wissenschaftlicher Modelle.
  • Meehl P – der vorschlägt, Signifikanztests durch 'Konfidenzintervalle' und 'überprüfbare numerische Vorhersagen' zu ersetzen[11][11]
    📌 Signifikanztests haben eine Rolle in der Forschung in den Sozialwissenschaften, aber ihre weit verbreitete Verwendung bei der Bewertung von Theorien ist oft schädlich. Die Ursache dafür liegt nicht in der Mathematik selbst, sondern im mangelnden Verständnis der Sozialwissenschaftler für die logische Beziehung zwischen Theorie und Fakten, also in einem Mangel an methodologischer oder epistemologischer Klarheit.🧭 Theorien implizieren Beobachtungen, aber das Gegenteil gilt nicht. Obwohl der Erfolg einer Theorie bei der Ableitung eines Fakts dazu neigt, sie zu bestätigen, ist diese Bestätigung schwach, es sei denn, der Fakt hat eine sehr niedrige a priori Wahrscheinlichkeit und es gibt nur wenige plausible alternative Theorien. 🧭 Das Auffinden eines Unterschieds oder einer Korrelation ungleich null — wie es bei der Zurückweisung der Nullhypothese der Fall ist — hat in den Sozialwissenschaften im Allgemeinen keine sehr niedrige a priori Wahrscheinlichkeit, da praktisch alles mit allem anderen korreliert, unabhängig von der Theorie. 🎯 Bei der "starken" Verwendung von Signifikanztests sagt die Theorie einen punktgenauen numerischen Wert oder ein sehr enges Intervall voraus, sodass der Test die Theorie einem ernsthaften Risiko der Falsifikation aussetzt, wenn sie objektiv falsch wäre. Im Allgemeinen ist es vorzuziehen, ein Konfidenzintervall zu erstellen, das reichhaltigere Informationen liefert und dennoch die Zurückweisung der Nullhypothese impliziert, wenn ein Unterschied außerhalb des Intervalls liegt. 🧠 Signifikanztests sind in technologischen Kontexten (z.B. bei der Bewertung einer Intervention) in der Regel eher gerechtfertigt als bei der Bewertung von Theorien. Es wäre nützlich, einen quantitativen Index zu haben, der misst, wie genau eine Theorie eine riskante Tatsache vorhersagen kann, und ein Beispiel für einen solchen Index wird vorgeschlagen. Im Gegensatz zu den derzeit weit verbreiteten Praktiken sollten Lehrbücher und Kurse in Statistik den großen semantischen (logischen) Unterschied zwischen einer substanziellen (kausalen, kompositionellen) Theorie und einer statistischen Hypothese klären und betonen.
  • Sprenger & Hartmann – Befürworter der 'bayesianischen Wissenschaftsphilosophie'[12][12]
    📌 Wie sollten wir in der Wissenschaft denken? Jan Sprenger und Stephan Hartmann bieten eine innovative Sichtweise auf klassische Themen der Wissenschaftsphilosophie, indem sie ein einziges Schlüsselkonzept verwenden, um zahlreiche Aspekte des wissenschaftlichen Denkens zu erklären und zu klären. 🧭 Sie schlagen vor, dass gute Argumente und gute Schlussfolgerungen durch ihre Wirkung auf unsere rationalen Glaubensgrade gekennzeichnet sind. 🧠 Im Gegensatz zur Ansicht, dass es in der "objektiven Wissenschaft" keinen Raum für subjektive Einstellungen gibt, erklären Sprenger und Hartmann den Wert überzeugender Beweise durch einen Zyklus von Variationen zum Thema der Darstellung rationaler Glaubensgrade durch subjektive Wahrscheinlichkeiten (und deren Modifikation durch bayesianische Konditionalisierung). Auf diese Weise integrieren sie die bayesianische Inferenz — die Haupttheorie der Rationalität in den Sozialwissenschaften — mit der wissenschaftlichen Praxis des 21. Jahrhunderts. Bayesian Philosophy of Science zeigt somit, wie die Modellierung solcher Einstellungen unser Verständnis von Ursachen, Erklärungen, bestätigenden Beweisen und wissenschaftlichen Modellen im Allgemeinen verbessert. Ihr Ansatz kombiniert eine wissenschaftlich orientierte und mathematisch verfeinerte Perspektive mit konzeptioneller Analyse und besonderer Aufmerksamkeit für die methodologischen Probleme der modernen Wissenschaft, insbesondere in der statistischen Inferenz, und ist daher eine wertvolle Ressource sowohl für Philosophen als auch für Praktiker der Wissenschaft.

Die 'American Statistical Association' hat diesen Wandel unterstützt, indem sie eine Sonderausgabe der Zeitschrift 'The American Statistician' mit dem Titel „Statistical Inference in the 21st Century: A World Beyond p < 0.05“ veröffentlicht hat.[13][13]
🧠 Einige von Ihnen, die diese Sonderausgabe des The American Statistician erkunden, könnten sich fragen, ob es sich um eine Predigt von pedantischen Statistikern handelt, die Ihnen eine Moralpredigt darüber halten, was Sie mit den p-Werten nicht tun sollten, ohne jedoch echte Lösungen für das schwierige Problem zu bieten, das Signal vom Rauschen in den Daten zu trennen und Entscheidungen unter Unsicherheit zu treffen. Keine Sorge. In dieser Ausgabe, dank 43 innovativer und anregender Artikel von vorausschauenden Statistikern, kommt die Hilfe, die wir brauchen.
Der Band schlägt neue Darstellungsweisen der Unsicherheit vor und fordert dazu auf, die Abhängigkeit vom P-Wert als einzige Metrik der wissenschaftlichen Wahrheit zu überwinden.

Interdisziplinarität

Eine oberflächliche Sichtweise könnte einen Konflikt zwischen der disziplinären Strenge des 'Physikalischen Paradigmas der Wissenschaft'  Das "Physikalische Paradigma der Wissenschaft" beschreibt einen vorherrschenden epistemologischen Ansatz in den physikalischen Wissenschaften, der sich auf deterministische Modelle und rigorose experimentelle Methoden konzentriert. Dieses Paradigma basiert auf empirischen Beobachtungen und der wissenschaftlichen Methode, um universelle Gesetze zu finden, die natürliche Phänomene regeln. Schlüsselmerkmale1. Determinismus: Geht davon aus, dass natürliche Phänomene festen Gesetzen folgen, was genaue Vorhersagen auf der Grundlage von Anfangsbedingungen ermöglicht. 2. Messbarkeit und Reproduzierbarkeit: Betont quantitative Messungen und reproduzierbare Experimente, um Ergebnisse in verschiedenen Kontexten zu bestätigen. 3. Isolierung von Variablen: Konzentriert sich auf die Analyse spezifischer Effekte durch Isolierung der Variablen, oft durch Idealisierung von Systemen unter kontrollierten Bedingungen. Obwohl effektiv in den klassischen Naturwissenschaften, hat das physikalische Paradigma Einschränkungen in komplexen Bereichen wie der Neurophysiologie, wo dynamische Interaktionen und Variabilität deterministische Modelle herausfordern. Anwendung in der Kieferneurophysiologie: In der Kieferneurophysiologie hilft das physikalische Paradigma, grundlegende Modelle zu entwickeln, kann jedoch emergentes Verhalten, wie die Rekrutierung von motorischen Einheiten als Reaktion auf komplexe Reize, nicht erklären. Hin zu einem integrierten Paradigma: Ein aufkommendes "Ingenieurwissenschaftliches Paradigma der Wissenschaft" bietet einen adaptiveren Ansatz, der die Komplexität berücksichtigt und flexiblere Vorhersagemodelle ermöglicht, die nichtlineare Interaktionen in biologischen Systemen berücksichtigen und der systemischen Offenheit des Ingenieurwissenschaftlichen Paradigmas der Wissenschaft  Das Ingenieurwissenschaftliche Paradigma der Wissenschaft betont praktische Anwendungen, interdisziplinäre Zusammenarbeit und das Verständnis komplexer Systeme. Es steht im Gegensatz zu traditionellen deterministischen Modellen und konzentriert sich stattdessen auf die Lösung von Problemen der realen Welt, insbesondere in Bereichen wie Biologie, Medizin und Sozialwissenschaften. Schlüsselmerkmale Problemlösungsorientierung: Priorisiert Lösungen für komplexe Fragen gegenüber rein theoretischen Modellen. Interdisziplinäre Zusammenarbeit: Fördert die Integration von Wissen aus verschiedenen Disziplinen, um das Verständnis durch geteilte Erfahrungen zu verbessern. Fokus auf komplexe Systeme: Erkennt emergentes Verhalten und die Vernetzung von Systemkomponenten an und erkennt an, dass Ergebnisse unvorhersehbar und nichtlinear sein können. Iterativer Prozess: Umfasst einen adaptiven Ansatz, der Modelle basierend auf empirischen Daten und Feedback verfeinert, um die Reaktionsfähigkeit zu verbessern.Technologische Integration: Wendet ingenieurwissenschaftliche Prinzipien an, um das Forschungsdesign und die Datenanalyse zu verbessern, unter Verwendung von Simulationen und computergestützter Modellierung. Anwendung in der Kieferneurophysiologie In der Kieferneurophysiologie fördert dieses Paradigma innovative diagnostische Werkzeuge und therapeutische Ansätze. Durch die Integration von Neurophysiologie, Biomechanik und Materialwissenschaften bietet es eine umfassende Sicht auf die Funktion und Dysfunktion des Kiefers. Das Ingenieurwissenschaftliche Paradigma der Wissenschaft fördert Zusammenarbeit und Innovation, was letztendlich zu Fortschritten führt, die unser Verständnis komplexer Systeme verbessern und praktische Ergebnisse in verschiedenen Bereichen verbessern.

📘 Laut einer wichtigen europäischen Studie,[14][14]
📌 In der Wissenschaftspolitik wird allgemein anerkannt, dass die Lösung von Problemen auf wissenschaftlicher Basis interdisziplinäre Forschung erfordert. 📌 Die epistemologischen Prozesse, die zu einer effektiven interdisziplinären Forschung führen, sind jedoch noch wenig verstanden. 🧭 Dieser Artikel zielt darauf ab, eine Epistemologie der interdisziplinären Forschung (IDR) zu skizzieren, insbesondere zur Lösung von "realen" Problemen. Der Fokus liegt auf der Frage, warum Forscher kognitive und epistemische Schwierigkeiten bei der Durchführung interdisziplinärer Aktivitäten haben. Basierend auf einer Studie der Bildungsliteratur wird festgestellt, dass die Hochschulbildung keine klaren Vorstellungen von der Epistemologie der interdisziplinären Forschung und folglich davon hat, wie sie gelehrt werden soll. Es wird vermutet, dass die geringe philosophische Aufmerksamkeit für die Epistemologie der IDR auf die Vorherrschaft eines philosophischen Wissenschaftsparadigmas, des sogenannten "physikalischen Wissenschaftsparadigmas", zurückzuführen ist, das die Anerkennung der tiefen epistemologischen Herausforderungen der Interdisziplinarität sowohl in der Wissenschaftsphilosophie als auch in der Bildung und Forschung behindert.🧠 Es wird daher ein alternatives philosophisches Paradigma vorgeschlagen, das als "ingenieurwissenschaftliches Wissenschaftsparadigma" bezeichnet wird und andere Annahmen über Aspekte wie den Zweck der Wissenschaft, den Charakter des Wissens, die epistemischen und pragmatischen Kriterien für die Akzeptanz von Wissen und die Rolle technologischer Werkzeuge beinhaltet. Nach diesem ingenieurwissenschaftlichen Paradigma wird die Wissensproduktion zu epistemischen Zwecken zum Ziel der Wissenschaft, und "Wissen" (Theorien, Modelle, Gesetze, Konzepte) wird als epistemisches Werkzeug interpretiert, das von epistemischen Agenten zur Durchführung kognitiver Aufgaben verwendet wird, anstatt als objektive Darstellung von Aspekten der Welt, die unabhängig von der Art und Weise ihrer Konstruktion existieren. Dies impliziert, dass Wissen unvermeidlich durch die Art und Weise seiner Konstruktion geformt wird. Darüber hinaus wird die Art und Weise, wie verschiedene wissenschaftliche Disziplinen Wissen konstruieren, durch die Spezifika der jeweiligen Disziplin geleitet, die durch disziplinäre Perspektiven analysiert werden können. 🧠 Daraus folgt, dass Wissen und seine epistemischen Anwendungen nicht verstanden werden können, ohne zumindest ein gewisses Verständnis dafür zu haben, wie es konstruiert wird. Folglich benötigen Wissenschaftler sogenannte "metakognitive Gerüste", die ihnen bei der Analyse und Rekonstruktion der Wissenskonstruktionsprozesse und der Unterschiede zwischen den Disziplinen helfen. Im ingenieurwissenschaftlichen Paradigma werden diese metakognitiven Gerüste ebenfalls als epistemische Werkzeuge interpretiert, in diesem Fall jedoch als Werkzeuge, die die Analyse und Artikulation der Wissensproduktionsprozesse leiten, ermöglichen und einschränken (d. h. die epistemologischen Aspekte der Forschung erklären). In der interdisziplinären Forschung unterstützen solche metakognitiven Gerüste die interdisziplinäre Kommunikation mit dem Ziel, zu analysieren und zu artikulieren, wie jede Disziplin ihr Wissen konstruiert.

  • Interdisziplinarität erfordert:
  • metakognitive Werkzeuge ("kognitive Gerüste")
  • gemeinsame Sprachen zwischen verschiedenen Disziplinen
  • flexible epistemologische Modelle

Eine andere Studie schlägt eine ingenieurwissenschaftliche Interpretation des Wissens vor[15][15]
📌 Um die Komplexität biologischer Systeme zu bewältigen und anwendbare Ergebnisse zu erzielen, übernehmen die aktuellen biomedizinischen Wissenschaften Konzepte und Methoden aus den Ingenieurwissenschaften. Wissenschaftsphilosophen haben dieses Phänomen als das Aufkommen eines ingenieurwissenschaftlichen Paradigmas interpretiert, insbesondere in der Systembiologie und der synthetischen Biologie. Dieser Artikel zielt darauf ab, das angenommene ingenieurwissenschaftliche Paradigma im Gegensatz zu dem physikalischen Paradigma zu artikulieren, das den Aufstieg der Biochemie und Molekularbiologie unterstützt hat. Diese Artikulation basiert auf Kuhns Begriff der "disziplinären Matrix", die das ausmacht, was ein Paradigma darstellt. Es wird argumentiert, dass der Kern des physikalischen Paradigmas in seinen metaphysischen und ontologischen Annahmen liegt, während der Kern des ingenieurwissenschaftlichen Paradigmas im epistemischen Ziel besteht, nützliches Wissen zur Lösung von Problemen außerhalb der wissenschaftlichen Praxis zu produzieren. 🧠 Daher implizieren die beiden Paradigmen unterschiedliche Vorstellungen von Wissen. Während das physikalische Paradigma eine repräsentationale Vorstellung von Wissen beinhaltet, impliziert das ingenieurwissenschaftliche Paradigma die Vorstellung von "Wissen als epistemisches Werkzeug".
in biomedizinischen Kontexten: Hier wird Wissen als 'aktives Werkzeug' zur Lösung komplexer klinischer Probleme betrachtet, mehr als eine bloße theoretische Darstellung der Realität.

🌐 Verso l’Innovazione Paradigmatica

Die Schnittstelle zwischen diesen beiden Paradigmen bereichert nicht nur die wissenschaftliche Methode, sondern erzeugt 'Paradigmatische Innovationen', das heißt echte epistemologische Sprünge.

🧬Wie Yegane Guven (2017) [16][16]
📌 In den letzten Jahren hat die Zahnmedizin eine Explosion wissenschaftlicher und technologischer Innovationen erlebt, die sowohl die klinische Praxis als auch die universitäre Ausbildung tiefgreifend verändern; virtuelle Realität, Nanotechnologie, Gewebeengineering, personalisierte Medizin und Stammzellen eröffnen neue Horizonte für Diagnosen und Behandlungen, während die Ausbildung Biowissenschaften, Bioinformatik und IKT integriert und auf Forschung, Problemlösung und erfahrungsbasiertes Lernen setzt; zu den vielversprechendsten Innovationen gehören Biomimetik, Speicheltests, Geweberegeneration und Gentherapien, mit dem Ziel, die Zahnmedizin in Richtung eines regenerativen und prädiktiven Modells zu verschieben; Akkreditierung und Aktualisierung der Lehrpläne bleiben grundlegend für eine zeitgemäße Ausbildung
in ihrer Übersicht über digitale Medizin und Zahnmedizin feststellt, entsteht Innovation oft durch:

  • biologische und digitale Revolutionen
  • disziplinäre Kontaminationen
  • systemische statt reduktionistische Sichtweise

Diese Veränderungen sind nicht inkrementell, sondern 'paradigmatisch', im Sinne, dass sie die gesamte Art und Weise, wie wir klinische Systeme denken, beobachten und behandeln, ebenso verändern wie die Kaubewegung.

«Interdisziplinarität ist kein theoretischer Luxus, sondern eine praktische Notwendigkeit in der Medizin komplexer Systeme.»

Malokklusion

"Malokklusion" stammt vom lateinischen 'malum' (schlecht) und 'occludere' (schließen) ab, was wörtlich "falscher Biss" der Zähne bedeutet.[17][17]
📌 Als Vater der modernen Kieferorthopädie betrachtet, definierte Angle das erste Klassifizierungssystem für Malokklusionen (Klasse I, Klasse II, etc.), das noch heute zur Beschreibung der Ausrichtung und Beziehung der Zähne verwendet wird; er vereinfachte das Design von kieferorthopädischen Geräten, gründete die erste Schule für Kieferorthopädie, die American Association of Orthodontists (später AAO) und die erste kieferorthopädische Zeitschrift und ist Autor des grundlegenden Werkes "Treatment of Malocclusion of the Teeth" (1887).
Obwohl intuitiv, impliziert der Begriff "Malokklusion" ein Werturteil ("schlecht"), das nicht immer durch funktionelle klinische Beweise gestützt wird.

🧪 Eine Suche auf PubMed nach dem Begriff "malocclusion" ergibt über 33.000 Artikel.[18][18]
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/?term=%22malocclusion%22
Sucht man jedoch nach "interdisziplinäre Diagnostik der Malokklusion", sinken die Ergebnisse auf 245 Artikel [19][19]
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/?term=interdisciplinary+diagnostics+of+malocclusions
und fügt man dieser Anfrage 'Differentialdiagnose' hinzu, sinkt das Ergebnis auf nur 5 Artikel.[20][20]
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/?term=interdisciplinary+diagnostics+of+malocclusions+AND+differential+diagnosis

Diese Daten deuten darauf hin, dass das Konzept der "Malokklusion" übermäßig verwendet wurde, ohne angemessene funktionelle Vertiefung.

📌 Eine Studie von Smaglyuk et al. betont die Notwendigkeit eines interdisziplinären diagnostischen Ansatzes, insbesondere bei Kindern[21][21]
📌 Einführung: Die Hauptaufgabe der modernen Kieferorthopädie besteht darin, einen ausgewogenen und morphologisch stabilen Biss zu schaffen, der mit der Gesichtsästhetik und der funktionellen Anpassung harmoniert. 🧭 Ziel der Studie ist es, die Beziehung zwischen dentofazialen Anomalien und somatischen Erkrankungen zu untersuchen. Patienten und Methoden: Materialien und Methoden: Es wurde eine Literaturstudie unter Verwendung der Datenbanken Medline und Google Scholar durchgeführt. 🧭 Überprüfung: Der menschliche Körper ist ein biologisches System, das aus miteinander verbundenen und untergeordneten Elementen besteht. Jede Anomalie in der Funktion dieses Systems kann eine funktionelle Störung in einem einzelnen Organ verursachen. Dieses Prinzip gilt vollständig für dentofaziale Anomalien und Deformationen, deren Entwicklung eng mit anderen Pathologien verbunden ist. 🧠 Die Diagnostik, die therapeutische Strategie und die Prävention von dentofazialen Anomalien und Deformationen sollten im Kontext der Integrität des noch nicht vollständig entwickelten Organismus des Kindes betrachtet werden, wobei die Wechselbeziehung zwischen der Form und den Funktionen seiner Organe und Systeme anerkannt wird.

«Die Diagnostik, die therapeutischen Strategien und die Prävention von dentofazialen Anomalien müssen den Organismus als Ganzes betrachten, insbesondere bei Kindern in der Entwicklungsphase.»

📊 In Richtung „Okklusale Dysmorphien“

📎 In Masticationpedia spricht man lieber von „Okklusale Dysmorphien“, weil:

- nicht alle asymmetrischen Okklusionen pathologisch sind

- die Kau-Funktion auch bei Vorhandensein von Asymmetrien erhalten bleiben kann

- es neuromuskuläre Anpassungen gibt, die die Diskrepanzen ausgleichen

👉 Dies führt zu einer Überlegung: 'Ist es richtig, alle Malokklusionen zu behandeln?' Nicht immer.

Caso Clinico

Im folgenden Fall zeigt der Patient:

  • einseitiger posteriorer Kreuzbiss
  • anteriorer offener Biss

Er wäre ein Kandidat für:

  • kieferorthopädische Behandlung
  • orthognathische Chirurgie

Der Patient 'lehnt die Therapie ab' und gibt an, eine normale Kauleistung zu haben. Der Zahnarzt erklärt die langfristigen Risiken, respektiert jedoch die Entscheidung.

Was sagt uns dieser Fall?

📌 Dass die Funktion die Form überwiegen kann. Um dies zu verstehen, wurden elektrophysiologische Tests durchgeführt:

🎯 Die Ergebnisse zeigen eine organisch-funktionelle Symmetrie 'trotz der visuellen Malokklusion', was darauf hindeutet, dass die neuromuskuläre Funktion morphologische Diskrepanzen ausgleichen kann.

Okklusale Dysmorphien und keine Malokklusion... was, wie wir gleich sehen werden, ein völlig anderes Thema ist.

Diskussion

Die Betrachtung des Kauapparats als ein komplexes System wird durch die jüngsten Entwicklungen in der angewandten Neurophysiologie der Zahnokklusion weiter untermauert. Studien an Tiermodellen, insbesondere an Sprague-Dawley-Ratten, haben gezeigt, dass selbst minimale Okklusionsänderungen (z.B. das Kürzen des unteren Schneidezahns) signifikante Veränderungen in der primären motorischen Gesichtsrinde (face-M1) hervorrufen können, mit offensichtlichen Manifestationen funktioneller und struktureller Neuroplastizität[22][22]
. 🧠 Die Veränderung der Zahnokklusion kann die sensorisch-motorischen Funktionen des Mundes beeinflussen, und nicht alle Patienten können sich an restaurative Behandlungen anpassen. Bei der Untersuchung von Sprague-Dawley-Ratten wurde eine Neuroplastizität der primären motorischen Gesichtsrinde (face-M1) als Reaktion auf wiederholtes Kürzen der unteren Schneidezähne und anschließende Wiederherstellung der Okklusionskontakte beobachtet. Die Veränderungen, die mit intrakortikaler Mikrostimulation (ICMS) kartiert wurden, zeigten signifikante Unterschiede zwischen den Gehirnhälften in der Latenz und Verteilung der motorischen Bereiche der Zunge und des Unterkiefers. Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Neuroplastizität der face-M1 ein Anpassungsmechanismus sein könnte, um auf Veränderungen der Zahnokklusion zu reagieren.

Solche kortikalen Veränderungen umfassen beispielsweise die Variation der Aktivierungslatenz der Zunge zwischen den Gehirnhälften, die Variation der Anzahl der kortikalen Aktivierungsstellen der Zunge und des Unterkiefers sowie die Veränderung der Tiefe des Schwerpunkts der beteiligten kortikalen Bereiche. Diese Ergebnisse legen nahe, dass der Verlust und die anschließende Wiederherstellung der Okklusionskontakte die orofazialen motorischen Repräsentationen verändern können und somit neue interpretative Modelle der Kau-Funktion auf der Grundlage adaptiver Neuroplastizität eröffnen.

Parallel dazu zeigt sich, dass sowohl der primäre somatosensorische Kortex (face-SI) als auch der motorische Kortex (face-MI) eine zentrale Rolle bei der orofazialen sensomotorischen Integration spielen, indem sie nicht nur den Beginn und die Kontrolle freiwilliger Bewegungen (z.B. Unterkieferöffnung) steuern, sondern auch halbautomatische Bewegungen wie Kauen und Schlucken [23][23]
🧠 Der somatosensorische und motorische Gesichtskortex reguliert automatische und freiwillige orofaziale Bewegungen. Ihre Neuroplastizität ermöglicht es, sich an orale Veränderungen (wie Okklusionsänderungen oder Prothesen) anzupassen oder nicht, was die Wiederherstellung der sensorisch-motorischen Funktionen und die Lebensqualität beeinflusst, insbesondere bei Patienten mit neurologischen Störungen oder orofazialen Schmerzen.

Diese beiden kortikalen Bereiche sind zwar funktional unterschiedlich, aber tief miteinander verbunden: Der face-MI erhält kontinuierliche Eingaben vom face-SI, und zusammen bilden sie den sogenannten „face sensorimotor cortex“[24][24]
🧠 Dieser Artikel bietet einen Überblick über die neuronalen Mechanismen, die an den somatosensorischen und motorischen Funktionen des Gesichts und des Mundes beteiligt sind, und in begrenzterem Maße des Rachens und des Kehlkopfes. Der Schwerpunkt liegt insbesondere auf der neuronalen Basis des Tastsinns, der Temperatur und des orofazialen Schmerzes, mit besonderem Augenmerk auf den Schmerz, da dieser häufig in der Haut, den Zähnen, den Muskeln, den Gelenken und anderen Geweben der orofazialen Region auftritt und durch verschiedene schmerzhafte Zustände oder Syndrome langfristiges Leiden verursachen kann. Es wird auch besonderer Wert auf die neuronalen Prozesse gelegt, die die zahlreichen Reflexe und anderen motorischen Funktionen des orofazialen Bereichs regulieren, insbesondere diejenigen, die mit dem Kauen, Schlucken und den damit verbundenen neuromuskulären Funktionen verbunden sind. Nur wenige Details sind anderen wichtigen Funktionen des Gesichts und des Mundes gewidmet, wie Geruch, Geschmack und Sprache.
Ihre integrierte Aktivität wird durch komplexe zentrale Schaltkreise vermittelt, die direkte kortikobulbäre Projektionen zu den motorischen Kernen der Hirnnerven (insbesondere dem Trigeminuskern) umfassen, die für die Aktivierung der Unterkiefermuskulatur verantwortlich sind.

Die Fähigkeit dieser Bereiche, plastische Reorganisationen (Neuroplastizität) zu durchlaufen, stellt einen grundlegenden Mechanismus dar, mit dem sich das Nervensystem an periphere Veränderungen—wie Zahnverlust, Traumata oder die Einführung von Prothesen—sowie an sensorische Stimulationen und das Erlernen neuer motorischer Fähigkeiten anpasst [25][25].
Das Spektrum und die Komplexität der orofazialen Bewegungen erfordern ausgeklügelte neuronale Schaltkreise, die diese Bewegungen koordinieren und kontrollieren und ihre Integration mit anderen motorischen Mustern wie denen, die mit Atmung und Gehen verbunden sind, sicherstellen. Dieses Kapitel ist Jim Lund gewidmet, dessen zahlreiche Studien wichtige Beiträge zu unserem Wissen über die Rolle des Hirnstamms und des Kortex bei der Kontrolle der orofazialen Motorik geleistet haben. Unsere Forschungen mit intrakortikaler Mikrostimulation (ICMS), kortikaler Kälteblockade und Einzelneuronaufzeichnungen haben dokumentiert, dass die primäre motorische (MI) und die primäre somatosensorische (SI) Gesichtsrinde nicht nur an der Kontrolle elementarer und erlernter orofazialer Bewegungen beteiligt sind, sondern auch an den sogenannten halbautomatischen Bewegungen wie Kauen und Schlucken, deren Kontrolle in der Vergangenheit weitgehend Mechanismen des Hirnstamms zugeschrieben wurde. Jüngste Studien haben zudem dokumentiert, dass die Neuroplastizität der sensomotorischen Gesichtsrinde eine Eigenschaft von Menschen und Tieren ist, die in ein neues orales Bewegungsverhalten trainiert wurden, und dass sie dynamische und adaptive Ereignisse widerspiegelt, die durch bedeutende Verhaltensweisen wie Schmerz und andere Veränderungen der oralen Umgebung modelliert werden können. Darüber hinaus zeigen unsere Ergebnisse zu den störenden Auswirkungen der Kälteblockade der sensomotorischen Gesichtsrinde, dass auch die MI und SI des Gesichts für die effektive Ausführung einer erlernten orofazialen motorischen Fähigkeit von entscheidender Bedeutung sind. Zukünftige Studien, die darauf abzielen, diese Veränderungen, ihre zugrunde liegenden Mechanismen und ihre Abfolge im sensomotorischen Gesichtskortex und in den damit verbundenen kortikalen Bereichen weiter zu demonstrieren, sind entscheidende Schritte zum Verständnis der intrakortikalen Prozesse, die der neuroplastischen Anpassung und dem oralen motorischen Lernen zugrunde liegen. Angesichts der Rolle, die kortikale Neuronenensembles bei der Ausführung, dem Lernen und der Anpassung motorischer Fähigkeiten spielen (Nicolelis und Lebedev, 2009), sollten diese Studien die Eigenschaften und die Plastizität von Neuronenensembles in verschiedenen damit verbundenen kortikalen Bereichen sowie eine spezifische Aufmerksamkeit auf einzelne Neuronen oder efferente Mikrobereiche innerhalb der MI oder SI des Gesichts umfassen. Wie kürzlich beobachtet (Martin, 2009; Sessle et al., 2007, 2009), sind solche Forschungsansätze auch wichtig, um verbesserte Rehabilitationsstrategien zu entwickeln, die diese Mechanismen bei Menschen nutzen, die an chronischen orofazialen Schmerzen oder sensomotorischen Störungen leiden.

Angesichts dieser Daten ist es offensichtlich, dass Veränderungen der kraniofazialen und okklusalen Morphologie—traditionell durch statische biomechanische Modelle interpretiert—stattdessen in einer dynamischen funktionalen Perspektive verstanden werden müssen. Die klinische Bewertung des Patienten kann daher nicht ohne eine Integration von Morphologie, Funktion und neurophysiologischer Reaktion erfolgen. Nicht jede "Malokklusion" erfordert eine Behandlung, ebenso wie nicht jede "ideale Okklusion" funktionelles Wohlbefinden garantiert.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die trigeminale Neuroplastizität als Schlüssel zum Verständnis der Anpassung (oder fehlenden Anpassungsfähigkeit) an Okklusionsänderungen hervorgeht. Sie muss sowohl die Diagnose als auch die therapeutischen Strategien leiten und inspirieren, indem sie wirklich personalisierte Rehabilitationsprotokolle entwickelt. Die OrthoNeuroGnathodontischen Behandlungen und nicht nur diese, die auf dieser systemischen Sichtweise basieren, stellen das fortschrittlichste und kohärenteste klinische Modell dar, um die Herausforderungen der modernen Zahnmedizin zu bewältigen.

Conclusione

.🔁 Bevor wir abschließen, ist es wichtig klarzustellen, dass das 'Kausystem' nicht als einfacher biomechanischer Mechanismus betrachtet werden kann, ohne es mit einem neurophysiologischen Kontrollsystem zu verbinden, das im Wesentlichen ein 'Komplexes System' bestimmt. [26][26]
📌 Ein komplexes System ist ein dynamisches System mit mehreren Komponenten, das aus verschiedenen Teilsystemen besteht, die typischerweise in einer wechselseitigen Abhängigkeit miteinander interagieren und analytisch durch mathematische Modelle beschrieben werden können. Diese Art von System wird im Rahmen der Komplexitätstheorie untersucht. Es ist typischerweise ein globaler Ansatz erforderlich, da es nicht möglich ist, alle Komponenten und ihre Interaktionen analytisch zu lösen, während es nützlich ist, sich auf komplexe Computersimulationen zu verlassen, um das dynamische Verhalten jeder Komponente sowie die gegenseitigen Interaktionen zu bewerten/analysieren, die einfach, d.h. linear oder nichtlinear beschrieben werden können (siehe dynamisches System). Typisch für komplexe Systeme sind die Konzepte der Selbstorganisation und des emergenten Verhaltens. Die Annahme eines komplexen Systems umfasst somit die meisten realen physikalischen Systeme mit vielen Komponenten im Vergleich zu den als "einfach" angesehenen Systemen, die eher typisch für die klassische Physik sind.

🧩 Dies impliziert, dass Elemente wie:

- Zahnokklusion

- Kiefergelenk

- Parodontale Rezeptoren

- Neuromuskuläre Spindeln

- Zentrales Trigeminusnervensystem

nicht isoliert agieren, das biologische System in biomechanisch und neurophysiologisch segmentieren, sondern in 'Synergie', ein "Emergentes Verhalten" erzeugen.  Der **Masseterische Stille-Periode** (MSP) ist ein relevantes Beispiel für emergentes Verhalten in der neurophysiologischen Kieferfunktion. Dieser Reflex wird durch plötzliche Schläge auf das Kinn ausgelöst, was zu einer kurzen Unterbrechung der elektrischen Aktivität im Massetermuskel führt und eng mit der Rekrutierung von motorischen Einheiten verbunden ist. Während der MSP gibt es eine spezifische Modulation der Rekrutierung von motorischen Einheiten, die vom zentralen Nervensystem reguliert wird, um auf äußere Reize zu reagieren. Im Kontext des emergenten Verhaltens ist dieser Reflex nicht auf einen einzelnen Muskel beschränkt, sondern stellt eine koordinierte Antwort dar, die Synergien zwischen verschiedenen neuronalen Zentren und antagonistischen Muskeln umfasst. Mathematisch können wir die Wahrscheinlichkeit P(R) einer emergenten Antwort als Funktion der Eingangsvariablen x1,x2,,xn beschreiben, die die Aktivierung der motorischen Einheiten beeinflussen: P(R)=f(x1,x2,,xn), wobei f die nichtlineare Interaktion zwischen den eingehenden Reizen (wie Art und Intensität des Schlags auf das Kinn) und den zentralen Integrationsprozessen des Trigeminussystems darstellt. Dieses Modell hilft zu verstehen, wie die MSP eine integrierte und adaptive Antwort widerspiegelt, die aus komplexen neurophysiologischen Schaltkreisen und nicht aus einem einzigen neuronalen Pfad entsteht.

📚 Eine wichtige konzeptionelle Synthese wird durch das Werk von 'Kazem Sadegh-Zadeh', "Handbook of Analytic Philosophy of Medicine", dargestellt, das die Medizin als systemische Wissenschaft beschreibt.[27][27]
📌 Die medizinische Praxis ist gelebte Moral und klinische Forschung gehört zur normativen Ethik. Dieses Buch klärt und entwickelt diese These: 1. durch Analyse der Struktur der Sprache, des Wissens und der medizinischen Theorien; 2. durch Untersuchung der Grundlagen des klinischen Treffens; 3. durch Einführung der Logik und Methodik des klinischen Entscheidungsprozesses; 4. durch Vorschlag umfassender Theorien über Organismus, Leben und Psyche; über Gesundheit, Krankheit und Pathologie; über Ätiologie, Diagnose, Prognose, Prävention und Therapie; und 5. durch Untersuchung der zentralen moralischen und metaphysischen Fragen in der medizinischen Praxis und Forschung.

🧠 Die Elemente des Kausystems sind konsistent mit der Aktivität des zentralen Trigeminusnervensystems, wie elektrophysiologische Tests zeigen. Dies stärkt die Idee, dass die "Malokklusion" eine 'unzureichende heuristische Kategorie' ist: der korrekte Begriff ist "Okklusaler Dysmorphismus".

«Die Anerkennung des Kausystems als "Komplexes System" schließt die Gültigkeit von kieferorthopädischen oder prothetischen Therapien nicht aus, sondern bereichert sie, indem sie eine funktionale und neurophysiologische Perspektive fördert.»

🏁 In diesem Kontext erweisen sich 'OrthoNeuroGnathodontische' Behandlungen als paradigmatisch: Sie integrieren Ästhetik, Funktion und Neurowissenschaften, um zu erreichen:

- Okklusale Stabilität

- Prävention von Rezidiven

- Funktionelle Resilienz

📖 Jüngste Studien bestätigen die Bedeutung der Stabilität nach der Therapie:[28][28]
📌 Vergleich der postoperativen skelettalen Stabilität zwischen der gegen den Uhrzeigersinn (CCWR) und der im Uhrzeigersinn (CWR) Rotation des maxillomandibulären Komplexes (MMC) zur Korrektur dentofazialer Deformitäten. Materialien und Methoden: Um das Ziel der Studie zu erreichen, haben wir eine systematische Überprüfung mit Meta-Analyse basierend auf den PRISMA-Richtlinien (Preferred Reporting Items for Systematic Reviews and Meta-Analyses) entworfen und implementiert. Eine Suchstrategie wurde entwickelt und eine Suche in den wichtigsten Datenbanken – PubMed, Embase und Cochrane Central Register of Controlled Trials (CENTRAL) – durchgeführt, um alle relevanten Artikel zu finden, die von Beginn bis März 2016 veröffentlicht wurden. Die Einschlusskriterien waren randomisierte kontrollierte klinische Studien, kontrollierte klinische Studien, retrospektive Studien und Fallserien, die darauf abzielten, die postoperative Stabilität der CCWR und der CWR des MMC zu vergleichen. 🧪 Die Analyse wurde unter Verwendung der lateralen kephalometrischen Analyse der mittleren postoperativen Werte und der Korrelation zwischen den chirurgischen und postoperativen Veränderungen des Okklusionsebenenwinkels und den linearen Veränderungen an den Punkten A und B durchgeführt. Eine Analyse der gewichteten mittleren Differenz wurde unter Verwendung eines Zufallseffektmodells mit 95% Konfidenzintervallen durchgeführt. Ergebnisse: Insgesamt wurden 133 Patienten aus 3 Studien eingeschlossen (CCWR, n = 83; CWR, n = 50). 🧪 Alle eingeschlossenen Studien wiesen ein moderates Risiko für Bias auf. 🧠 Es gab einen statistisch signifikanten Unterschied zwischen CCWR und CWR des MMC in den postoperativen Veränderungen des Okklusionsebenenwinkels (P = 0,034), aber es wurde kein statistisch signifikanter Unterschied in der Korrelation zwischen den chirurgischen und postoperativen Veränderungen des Okklusionsebenenwinkels in den beiden Gruppen gefunden. Es wurde kein statistisch signifikanter Unterschied zwischen CCWR und CWR des MMC in Bezug auf die Stabilität zwischen den unmittelbar nach der Operation und den längsten Nachuntersuchungen in Bezug auf die vertikalen und horizontalen Positionen an den Punkten A und B festgestellt (P > 0,05). Schlussfolgerung: Die CCWR im Vergleich zur CWR zur Korrektur dentofazialer Deformitäten in Abwesenheit von präexistierenden Pathologien des Kiefergelenks ist skelettal stabil in Bezug auf postoperative Veränderungen der Okklusionsebene sowie vertikale und horizontale Veränderungen von Ober- und Unterkiefer.
[29][29]
📌 Die Stabilität der bilateralen sagittalen Spaltung des Unterkieferastes (BSSO) ist ein wichtiges Ziel für jeden Chirurgen. In dem Artikel werden die Faktoren untersucht, die die Stabilität des chirurgischen Ergebnisses beeinflussen. Besonderes Augenmerk wird auf die verschiedenen Arten der Fixierung der Knochenfragmente gelegt. Ihre Vor- und Nachteile in der klinischen Anwendung werden diskutiert. 🧠 Das Rezidiv nach BSSO wird im Allgemeinen als früh und langfristig klassifiziert. Das frühe Rezidiv wird normalerweise durch Bewegungen an der Osteotomiestelle oder durch Versagen des Kiefergelenks verursacht und sollte als chirurgische Dislokation definiert werden. Das langfristige Rezidiv tritt aufgrund der fortschreitenden Kondylenresorption des Kiefergelenks auf, was zu einem Verlust der Höhe des Kondylen- und Unterkieferastes führt. Vier verschiedene Fixierungsarten in der orthognathen Chirurgie wurden beschrieben: starre intermaxilläre Fixierung, Osteosutur, Osteosynthese und Fixierung mit biologisch abbaubaren Materialien.

📌 Dieses Paradigma 'ersetzt' die klassischen Modelle nicht, sondern 'erweitert' sie, indem es eine Brücke zwischen Biomechanik, Neurowissenschaften und systemischer Medizin schlägt.

Was meinen wir mit “Komplexen Systemen”, wenn wir über Kauffunktionen sprechen?

📌 Epistemologische Prämisse: Die Sprache vor den komplexen Systemen

Bevor wir uns der Definition von komplexen Systemen in der Medizin zuwenden, ist es notwendig, die Art und Weise, wie wir die medizinische Sprache verwenden und interpretieren, sowohl auf semantischer als auch auf formaler Ebene neu zu überdenken.

Insbesondere weist die epistemische Struktur der medizinischen Sprache tiefgreifende konzeptionelle Mehrdeutigkeiten auf: Begriffe wie Krankheit, Normalität, Funktion und Anpassung werden oft als unveränderlich angenommen, obwohl sie historisch und kulturell bestimmt sind.

Wie Kazem Sadegh-Zadeh in seinem monumentalen Werk Handbook of Analytic Philosophy of Medicine betont, ist die Sprache der Medizin von Natur aus unscharf: Viele ihrer Definitionen operieren mit graduellen und nicht binären Kategorien, wobei die semantische Unschärfe keine Grenze, sondern eine strukturelle Komponente des klinischen Wissens darstellt.[30][30]
🧠 Die medizinische Praxis ist gelebte Moral und die klinische Forschung gehört zur normativen Ethik. Dieses Buch klärt und entwickelt diese These: 1. durch die Analyse der Struktur der Sprache, des Wissens und der medizinischen Theorien; 2. durch die Untersuchung der Grundlagen des klinischen Treffens; 3. durch die Einführung der Logik und Methodologie des klinischen Entscheidungsprozesses; 4. durch das Vorschlagen umfassender Theorien über Organismus, Leben und Psyche; über Gesundheit, Krankheit und Pathologie; über Ätiologie, Diagnose, Prognose, Prävention und Therapie; und 5. durch die Untersuchung der zentralen moralischen und metaphysischen Fragen in der Praxis und Forschung der Medizin.

Ähnlich hat Eric Cassell gezeigt, dass das Konzept der Krankheit weder auf eine biologische Dysfunktion noch auf eine bloße statistische Abweichung reduziert werden kann: Es ist vielmehr das Ergebnis einer semantischen Verhandlung zwischen Patient, Kliniker und kulturellem Kontext.[31][31]
🧠 Die Frage des Leidens und seine Beziehung zu organischen Krankheiten wurde in der medizinischen Literatur selten behandelt. Dieser Artikel bietet eine Beschreibung der Natur und Ursachen des Leidens bei Patienten, die medizinisch behandelt werden. Es wird eine Unterscheidung, basierend auf klinischen Beobachtungen, zwischen Leiden und körperlichem Unbehagen getroffen. Leiden wird von Menschen, nicht nur von Körpern, erlebt und entsteht aus Herausforderungen, die die Integrität der Person als komplexe soziale und psychologische Einheit bedrohen. Leiden kann körperlichen Schmerz einschließen, ist aber nicht darauf beschränkt. Die Linderung des Leidens und die Heilung der Krankheit müssen als zwei komplementäre Pflichten eines medizinischen Berufs betrachtet werden, der sich wirklich der Pflege des Kranken widmet. Das Unvermögen der Ärzte, die Natur des Leidens zu verstehen, kann zu medizinischen Eingriffen führen, die (obwohl technisch angemessen) nicht nur das Leiden nicht lindern, sondern selbst zur Quelle des Leidens werden.

Schließlich schlägt das biopsychosoziale Modell von George Engel vor, jedes klinische Ereignis innerhalb eines mehrstufigen Netzwerks von Bedeutungen—biologischen, psychologischen, sozialen und semantischen—zu interpretieren und antizipiert damit jene systemische und komplexe Sichtweise, die heute im Mittelpunkt der zeitgenössischen Medizin steht.[32][32]
Das heute vorherrschende Krankheitsmodell ist biomedizinisch und lässt keinen Raum für die sozialen, psychologischen und verhaltensbezogenen Dimensionen der Krankheit. Es wird ein biopsychosoziales Modell vorgeschlagen, das ein Modell für die Forschung, einen Bezugsrahmen für die Lehre und ein Interventionsmodell in der realen Welt der Gesundheitsversorgung bietet.

«Erst nachdem wir die meta-linguistische und meta-konzeptionelle Natur der Begriffe, die wir verwenden, geklärt haben, können wir die theoretische und klinische Herausforderung der komplexen Systeme in der Medizin kohärent und produktiv angehen.»


Bibliography & references
  1. Latino per 'sin dall'inizio'
  2. Heft MW, Fox CH, Duncan RP, «Assessing the Translation of Research and Innovation into Dental Practice», in JDR Clin Trans Res, 2019».
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  5. Der Begriff wurde vom schottischen Philosophen James Frederick Ferrier in seinem Institutes of Metaphysic (1854) geprägt; siehe Internet Encyclopedia of Philosophy, James Frederick Ferrier (1808—1864)
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